Christoph Menke über eine Flaschenpost T. W. Adornos
In der klassischen Philosophie wird die Freiheit als „Selbstlenkung“ verstanden: Als Balance zwischen dem Eigenwillen, den eigenen Verstandeskräften und den Regeln der Gesellschaft. Diese Freiheit ist in den subjektiven Willenskräften verankert und definiert sich als „Abwesenheit von Fremdherrschaft“. Eine Metapher hierfür ist der Held Odysseus, der sich selbst an den Mastbaum bindet, damit er der Verführung durch die mythischen Sirenen, also der Natur, entgeht. Er gewinnt seine „Freiheit“, indem er sich selbst unterdrückt.
Bei den Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, welche die Frankfurter Kritische Theorie begründeten, gibt es einen differenzierteren und tiefgreifenderen PROZESS der Freiheit. Er ist bereits in der Evolution und den frühen Zivilisationen der Menschen angelegt und beruht nicht nur auf dem Eigenwillen und dessen Zähmung. Schon bei Babys ist deren experimenteller Freiheitsdurst zu beobachten.
Christoph Menke, in dritter Generation Nachfolger der Kritischen Theorie, beschreibt diesen Prozess der Befreiung, zu dem alle sinnlichen Eigenschaften der Menschen von sich aus tendieren. Er setzt Gedanken T. W. Adornos fort: Eine Flaschenpost fürs 21. Jahrhundert.
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Walter Benjamin gilt mit Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Jürgen Habermas als eine der Säulen der Kritischen Theorie. Wir begegnen einem der beiden Biographen Benjamins, Michael W. Jennings. Er hat das Buch „A critical life“ gemeinsam mit Howard Eiland geschrieben und ist Hochschullehrer an der Princeton Universität und Chef des dortigen deutschen German Department.