Neu im Catch-up Service: Philosophie der sinnlichen Kraft


Christoph Menke, dritte Generation der Frankfurter Kritischen Theorie, über den Prozess der Freiheit
Zur Frankfurter Kritischen Theorie zählen Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Walter Benjamin und Jürgen Habermas. Von dieser Theorie gibt es inzwischen eine dritte Generation. Ein wichtiger Vertreter dieser neuen Generation ist Christoph Menke. Sein Lehrstuhl heißt: praktische Philosophie. Er befasst sich in gleicher Weise mit den Kräften im Menschen, die sich auf die Wahrnehmung und das Ausdrucksvermögen beziehen (Theorie der Ästhetik) wie auf die Kräfte, die sich auf Recht, Gleichheit und Befreiung richten (politische und praktische Philosophie).
Der Prozess der Freiheit, sagt Christoph Menke, wohnt der menschlichen Evolution inne. Er stützt sich auf einen Freiheitsdurst der Sinne selbst, also nicht bloß auf den Eigenwillen und dessen Zähmung. Sinneskräfte sind dabei nicht bloß Sehen, Hören, Tasten, Schmecken, Riechen, also die fünf Sinne, sondern auch die gesellschaftlichen Sinne, deren Zahl nicht messbar ist. Alle diese Kräfte wetteifern in ihrer Tendenz zur Freiheit miteinander.
Die Ausdrucksvermögen der Kunst (das „Können“) und die Unruhe der sinnlichen Kraft sind hierbei die Motoren im Prozess der Freiheit. Christoph Menke spricht in seinen Publikationen von der „Souveränität der Kunst“ und von einer „politischen Philosophie nach Th. W. Adorno und Jacques Derrida“. Eine wohltuend praktische Richtung moderner Theorie.
Begegnung mit Christoph Menke, zurzeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.
► Philosophie der sinnlichen Kraft (News & Stories, Sendung vom 18.10.2016)


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► Was ist Erkenntnis?
erkenntnisDie „Kritik der reinen Vernunft“ von Immanuel Kant ist bekannt. Jetzt publizierte Jochen Hörisch, Literaturwissenschaftler an der Universität Mannheim, sein Buch „Kritik der unreinen Vernunft“. Im Kern steht der bahnbrechende Theoretiker der Kritischen Theorie Alfred Sohn-Rethel. Ein wichtiger Aspekt der „Dialektik der Aufklärung“, so Hörisch und Sohn-Rethel, beruht auf der Beobachtung, dass erst die industrielle Praxis und der Welthandel die Abstraktionen erfand. Danach zogen die klassischen Philosophen wie David Hume und Immanuel Kant daraus die Konsequenzen von Rationalität und Aufklärung: Erst tun die Menschen etwas, danach ziehen sie daraus Einsichten. Diese Beobachtung stellt die Erkenntnis vom Kopf auf die Füße. Dass die Wurzel des die Welt übergreifenden Denkens im Geld und dem Warentausch ihre Wurzel hat, macht die Vernunft „unrein“, aber umso vitaler. Jochen Hörisch: Was ist Erkenntnis?


► Odysseus und die Wiesel
odysseus-wieselHomer hat den Prototyp des modernen, unruhigen Geistes geschaffen: die Gestalt des Odysseus. Er ist auch der Held in dem philosophischen Werk von Max Horkheimer und Th. W. Adorno mit dem Titel „Dialektik der Aufklärung“.
Der Finanzexperte und literarische Autor Graf Georg von Wallwitz stellt dem Typus des Odysseus den Typus der Wiesel gegenüber. Sie, sagt er, sind zu klein und nicht listig genug im Verhältnis zu ihrer Gier.
Eine Abenteuerreise durch die Finanzkrise.


► Kapitalismus als Religion
kapitalismus300Ein Fragment des großen Philosophen Walter Benjamin hat den Titel KAPITALISMUS ALS RELIGION. Die Skizze umfasst wenige Seiten, war aber das Parallelprojekt gegenüber dem über mehrtausendseitigen Werk Benjamins, dem „Passagen-Werk“.
Sind wir westlichen Menschen ebenfalls Fundamentalisten, bemerken es nur nicht? Steckt unser religiöser Glauben im Auf und Ab der Börsen, der Art, wie wir Fremdes ausgrenzen und in unseren kulturellen Begriffen?
Dirk Baecker, Soziologe an der Universität Witten-Herdecke, über den Ökonomen Adam Smith, die Lehre von der „Unsichtbaren Hand“ und vor allem über Walter Benjamins KAPITALISMUS ALS RELIGION.


► Alchemie des Denkens
alchemie-stieglerDer Lebenslauf von Bernard Stiegler ist spannend. Nach 4 Raubüberfällen in seinen Jugendjahren saß er 5 Jahre im Gefängnis. Heute ist Bernard Stiegler einer der führenden Philosophen Frankreichs und lehrt in London und Paris.
In seinen Werken DIE LOGIK DER SORGE und ARS INDUSTRIALIS entwickelte Stiegler einen überraschenden und modernen Zugang zu den Kategorien der Aufklärung. Wir müssen lernen, sagt er, die Ursache von uns selbst zu sein. Seine Gedanken stützen sich auf Gilles Deleuze und Jacques Derrida, gehen aber in ihrer konsequenten Fortführung über diese Denker hinaus. Stiegler leitet auch ein digitales Forschungszentrum im Centre Pompidou in Paris: das Institut de recherche et d’innovation (IRI).
Begegnung mit Bernard Stiegler.


► Nachleben des Politischen
nachlebenImmanuel Kant hat den Verlauf der Französischen Revolution mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ihr Scheitern im Terreur, was die Menschenrechte und den Freiheitsbegriff betrifft, und ihr politisches Ende nach dem Thermidor hat er als extreme kritische Herausforderung verstanden. Zugleich sagt er, dass ein elementarer Aufbruch zur Freiheit hin, auch wenn er zunächst scheitert, in der Geschichte der Menschen ein untrügliches Zeichen setzt. Das Politische hat ein Nachleben. Es wiederholt sich, nicht wie Marx sagt als Groteske, sondern dadurch, dass es beim zweiten oder siebten Mal sich glücklich verwirklicht.
Die Philosophie von Georges Didi-Huberman stellt die Ausdrucksweisen der Künste und der Moderne in den Zusammenhang dieser Perspektive der „permanenten Aufklärung“. Vieles in Programmen und Texten der Aufklärung erweist sich unter den bitteren Erfahrungen des 20. Jahrhunderts als Phrase. Georges Didi-Huberman nimmt den Schlusssatz in der ersten Ausgabe der DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG: (fortzusetzen), wörtlich. Sein letztes, in Deutschland noch nicht erschienenes Werk handelt von den Waffen des Geistes und der Waffe der Tränen.
Besuch bei Georges Didi-Huberman in Paris.