Neu im Catch-up Service: Vernunft aus Afrika


Prof. Dr. Ottmar Ette über den deutschen Philosophen Anton Wilhelm Amo
Ein deutscher Fürst kaufte von Händlern, die im 18. Jahrhundert den Afrikahandel betrieben, für die Ausstattung seines Hofes einen jungen Sklaven von der afrikanischen Westküste. Er ließ ihn ausbilden und später an der Universität Wittenberg für das Studium der Philosophie als Student eintragen. Aus diesem Studenten afrikanischer Herkunft wurde ein bedeutender Philosoph der Aufklärung, der an der Universität Halle lehrte. Im Alter verließ dieser Anton Wilhelm Amo Deutschland und beendete sein Leben in der Nähe einer europäischen Zitadelle in Westafrika, einem „Heimatland“, das diesem authentischen Europäer ganz fremd war. Die rechtliche Gleichheit von Afrikanern und Europäern begründete Prof. Amo übrigens aus dem römischen Recht. Zum römischen Reich hatten große Provinzen Afrikas gehört und so bildet, sagt Amo, die Menschheit um das Mittelmeer herum nach römischem Kaiserrecht und damit nach allgemeinem deutschen Landrecht im 18. Jahrhundert eine EINHEIT VON WELTBÜRGERN.
Prof. Dr. Ottmar Ette, Universität Potsdam, hat diesem singulären deutschen Philosophen eine Biographie gewidmet und berichtet.
► Vernunft aus Afrika (10 vor 11, Sendung vom 01.08.2016)


Literaturempfehlung

antonwilhelmamo
Ottmar Ette: Anton Wilhelm Amo – Philosophieren ohne festen Wohnsitz. Eine Philosophie der Aufklärung zwischen Europa und Afrika
Anton Wilhelm Amo gehört zu den faszinierendsten Gestalten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Um 1700 an der damaligen afrikanischen »Goldküste« geboren, als Sklave von Holländern an den Wolfenbütteler Hof verschenkt, mutierte er vom »Hofmohren« und exotischen Ausstellungsstück zu einem brillanten Denker der Aufklärung. Als »schwarzer Philosoph« an den Universitäten von Halle, Wittenberg und Jena legte er Werke vor, die von Johann Friedrich Blumenbach oder Henri Grégoire mit größter Hochachtung und von Immanuel Kant mit Schweigen bedacht wurden. Der Band versucht, die verschüttete Tradition eines Denkens zwischen Europa und Afrika sowie jenseits des Biographischen die Konturen eines Philosophierens ohne festen Wohnsitz freizulegen, das unseren Blick auf das 18. Jahrhundert verändert.
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► Die Heimkehr der „Hottentotten-Venus“
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Eine Angehörige der Urbevölkerung Südafrikas (der Khoisan), geboren 1789, wurde nach London gebracht und dort auf öffentlichen Veranstaltungen als „Hottentotten-Venus“ ausgestellt. Nach ihrem Tode wurden das Skelett dieser Frau sowie eine Nachbildung ihres Körpers konserviert. Fast 100 Jahre befanden sich diese Ausstellungsstücke im Musée de l`Homme in Paris, dann wurden sie nach Südafrika zurückgeführt. Prof. Dr. Gesine Krüger, Universität Zürich, über die Odyssee der Sarah Baartman.


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Prof. Dr. Egon Flaig, Althistoriker an der Universität Greifswald und Autor des Buches WELTGESCHICHTE DER SKLAVEREI, berichtet.