Melodramma in 3 Akten von Giuseppe Verdi an der Bayerischen Staatsoper München
Eigentlich beabsichtigte Giuseppe Verdi eine Oper über Shakespeares „König Lear“ zu komponieren. Sieht und hört man der dramatischen Schlüsselszene auf dem Galgenberg im 2. Akt zu, so sieht man noch die archäologischen Spuren dessen, was Verdi im Kopf hatte: Landschaft und Figuren aus dem Finale von Shakespeares bewegendem Drama.
Aus verschiedenen Gründen, auch weil die Rolle der Cordelia (dem Sopran in „King Lear“) nicht zu besetzen war, wählte Verdi dann einen Stoff aus der Welt der Attentate und „Vermischten Nachrichten“: Tagesnachricht mit Musik. Es geht um den Mord an dem schwedischen König Gustav III. Alle Figuren der Oper, der von einem Domino und auf einem Maskenball getötete Herrscher, sein Page, die Wahrsagerin und die Rotte der Verschwörer entsprechen tatsächlichen Geschehnissen. Das brachte den Stoff in Kollision mit der Zensur. Die Originalhandlung wurde (versuchsweise) in den Kaukasus, nach Pommern und schließlich nach Boston in Amerika verlegt. Die Zensurbehörde war nervös, weil kurz zuvor ein Bombenanschlag auf den Herrscher Napoleon III. in Paris die Verletzlichkeit der Mächtigen in ein grelles Licht getaucht hatte.
Die Handlung: ein lebensgieriger Herrscher und sein Polizeichef sind enge Freunde. Politisch sind sie aufeinander angewiesen. Der Herrscher jedoch liebt heimlich die Gattin des Polizeichefs und diese erwidert seine Liebe. In öder Gegend, unter dem Galgen der Gehängten: die Liebesszene. Beide Liebenden verzichten aufeinander. Gerade im Moment des edlen Entschlusses entlarvt die „aggressive Öffentlichkeit der Attentäter“ die schöne Frau. Jetzt will der beste Freund (und Sicherheitschef) den Herrscher umbringen.
Der Dirigent Zubin Mehta bringt Verdis Musik meisterhaft in Schwingung. Inszenierung: Johannes Erath. In der Rolle der Amelia: Anja Harteros. In der Rolle des Herrschers: Piotr Beczala. In der Rolle des Polizeichefs, der sich als Ehemann betrogen glaubt: George Petean.
Eine besondere Leistung der Bayerischen Staatsoper München unter der Staatsintendanz von Nikolaus Bachler in der Reihe „Vermessen“.
► Un Ballo In Maschera (News & Stories, Sendung vom 20.07.2016)
Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv
► Sieger müssen Trauer tragen
Die Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin nimmt Verdis AIDA beim Wort. In dieser Oper verbindet Verdi zwei äußerst verschiedene Materialien: ein musikalisch präzises und emotional authentisch gestaltetes Beziehungsdrama zwischen den Hauptpersonen Aida, Amneris und Radames mit einer in groben, in plakativen Flächen gezeichneten Festoper zur Eröffnung des Suez-Kanals, einer Staatsaktion, die der Triumphmarsch krönt. Der Regisseur Benedikt von Peter versteht die Zwiegestalt dieser Oper korrekt so, dass Verdi keineswegs für die triumphierende Siegermacht Ägypten Partei ergreift, sondern – im Gegenteil – für die Unterlegenen der Geschichte, die Stimmlosen und die real empfindenden Menschen.
In Benedikt von Peters Inszenierung sitzen die Choristen einzeln verteilt im Zuschauerraum. Sie singen quasi als Individuen gegen das frontale Geschehen auf der Bühne an. In solch filigraner Auflösung in ihre Details wird deutlich,
wie großartig diese wohl populärste Oper Verdis im Einzelnen gearbeitet ist. Anti-imperiale Musik!
Musikalische Leitung: Andrea Battistoni. Eine grandiose stimmliche und schauspielerische Leistung: Tatjana Serjan als Aida.
► Helge Schneiders dunkle Seite
Aus alter Zeit überlieferte, traurige, trompetenartige und tiefschwarze Stories und Moritaten mit Musik. Mit Ausschnitten aus „Es klappert im Karton“, „Tausend Rosen“, „Sie war ein Mädchen voller Güte“, „Eiertanz“ und aus Giuseppe Verdis DIE MACHT DES SCHICKSALS.
Eine Sendung für Freunde des beliebten Künstlers, aber auch für Neu-Ankömmlinge im Freundeskreis. Am Abend als wegen Terrorgefahr in Hannover das Fußball-Länderspiel abgesagt werden musste und der Bundesinnenminister in seiner TV-Pressekonferenz wenig Hoffnungsvolles verbreitete, musste auch Helge Schneider sein Konzert in Hannover absagen. Er tat das mit dem Hinweis im Internet: wenn er auch morgen und übermorgen absagen müsse, werde er dann eben am folgenden Tag auftreten: 6,1 Millionen Klicks für den entschlossenen Blogpost! Träte der Künstler bei Bundestagswahlen auf, läge die Zustimmung eventuell knapp hinter der Kanzlerin.
Helge Schneider im tiefschwarzen Country-Sound. Nicht jeder glaubt, dass seine dunkle Seite finster ist.
► OTHELLO als Nachricht
Zwei Fremde, die weiße Senatorentochter Desdemona und der schwarze Feldherr Venedigs glauben einander zu lieben. Die Geschichte endet mit Mord. Das Basler Theater hat diesen Stoff Shakespeares in der Fassung von Verdi eindrucksvoll neu inszeniert. Regisseur ist der als Dramenzertrümmerer bekannte Frank Castorf, dem jede Frechheit zuzutrauen ist.