Die Faszination der körperlichen Spitzenleistung
Ist Sport eine moderne Massenattraktion am Wochenende? Oder hat der Sport seinen Grund in ältesten Zeiten und im Zentrum der Gesamtgesellschaft? Von Plato bis zu dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu haben sich die Geister mit dem Phänomen der körperlichen Spitzenleistung und der Poetik des Wettkampfes beschäftigt. Es ist nicht selbstverständlich, dass Rivalität durch den sportlichen Rahmen, d.h. durch das Setzen eines festen Endes des „wilden Spiels“, das den Gewinner feststellt und den weiteren Kampf beendet, in der Kulturgesellschaft überhaupt existiert und offenbar einen starken Attraktor bildet. An ihrem Ursprung waren z.B. die Olympischen Spiele ein Totenkult, der den Weg zu den Göttern ebnete und eine Form der Friedensstiftung mit dem Schicksal symbolisierte. Davon handelt Gunter Gebauers „Poetik des Fussballs“ und das von ihm herausgegebene Buch „Sport, Eros, Tod“.
Die Bewegung, die z.B. die Olympiade in Brasilien auslöst, wird deutbar mit einer Philosophie des Sports.
► Unser Filmtipp zur Olympiade 2016: Philosophie des Sports
Literaturempfehlung
Gunter Gebauer: Das Leben in 90 Minuten: Eine Philosophie des Fußballs
Warum darf man im Fußball die Hände nicht benutzen und muss mit dem schwächeren Körperteil, den Füßen, kommunizieren? Wie kommt es zu dem blinden Verständnis, das das Spiel der Topmannschaften prägt? Warum kann schon der kleinste Fehler ein Spiel drehen? Und wenn man auf die Ränge schaut: Wie kommt es, dass sich wildfremde Menschen in den Armen liegen und den Sieg ihrer Mannschaft feiern? Der Philosoph und Sportdenker Gunter Gebauer entwickelt mit großer Lust am Spiel eine Philosophie des Fußballs, die uns das Geschehen auf dem Platz und drum herum nicht besser, aber anders verstehen lässt.
„Man sollte den Fußball so ernst nehmen wie möglich. Aber auch nicht ernster.“ Dieses Zitat von Albert Einstein, leicht abgewandelt, ist für Gunter Gebauer Geleit, den Fußball selbst als eine Art philosophisches Denken zu betrachten. Schließlich handeln die einzelnen Spieler aus individuellen Absichten, erzeugen dabei aber eine tiefere Bedeutung des Spiels insgesamt, die keiner von ihnen beabsichtigt hat. Gegen die traditionelle Auffassung von Philosophie setzt Gebauer eine Philosophie des Körpers und der Praxis, eine Philosophie des praktischen Handelns. Im Kern stehen dabei die Fragen, was der Fußball für unser Mensch-Sein und im Speziellen für uns Deutsche bedeutet. Ein Buch nicht nur über den Sport und das Spiel, sondern gleichermaßen ein Buch über unser Denken und Handeln.
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Die Poetik des Boxkampfs: Der Dichter Wolf Wondratschek lebt in Wien und ist ein Experte für den Boxkampf. Was ist an der Arbeit von Mike Tyson Kunst? Was ist Tragik? Max Schmeling und Bert Brecht. Die Pionierzeit der USA und der Kampf im Ring.
► Wir fahren nach Brasilien
Nicht nur die U.S.A. sondern auch Brasilien ist durch starke Immigrantenschübe zu einem Gemeinwesen geworden. Der erste Schub an Arbeitskraft kam unfreiwillig als Sklaven aus Afrika. Es folgten Ströme von Auswanderern aus dem ehemaligen k.u.k. Kaiserreich. Der erste Kaiser Brasiliens war mit einer österreichischen Erzherzogin verheiratet. Noch 1918 organisierte ein entlassener Rittmeister der k.u.k. Armee für seine Kameraden den Exodus in eine der boomenden Provinzen Brasiliens.
Dadurch dass ein europäisches Königshaus das Kaisertum in Brasilien begründete und dieser monarchische Zusammenhalt in der späteren Republik immer wieder eine „poder moderador“ nach sich zog, eine vermittelnde Instanz, die „über den Parteien“ steht, war es möglich, territorial extrem auseinander liegende Provinzen zusammen zu halten. Eine europäische Philosophie und Soziologie, nämlich der Empirismus und Positivismus von Auguste Comte, gibt dem brasilianischen Staatsprojekt eine Richtung und ein Identitätsgefühl, das sich von dem in anderen lateinamerikanischen Republiken unterscheidet.
Die Lateinamerika-Historikerin Prof. Dr. Ursula Prutsch über das Phänomen Brasilien.
► Fortsetzung des Marathons mit anderen Mitteln
Das Ansehen des Radsports ist in Europa durch Dopingfälle stark ramponiert. Allseitige Reform ist angesagt. Dies gilt besonders für die Olympischen Spiele in China, das Land der Reformen. Welche radikalen Möglichkeiten gibt es, dem Radsport eine triumphale Zukunft zu geben? Was wäre der Marathon mit den Mitteln der Räder? Wäre Radfahrer-Biathlon gegen Doping gefeit? Radsportverbandvorsitzender Lars Liebig berichtet.
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Die Gesellschaft von Sochi profitiert von den Olympischen Winterspielen, die Investitionen in Milliardenhöhe ans Schwarze Meer spülen. Als Frau angelt man sich entweder einen Baulöwen – oder man nimmt an einer Misswahl teil, die überall im Land unter den unterschiedlichsten Mottos stattfinden. Viktoria Lopyreva wurde zur 2003 Miss Russia gekrönt – und lebt noch heute gut davon.
Eine Reportage unseres Partners Süddeutsche Zeitung TV.
► Das Fahrzeug ist die zweite Haut
Für Autorennfahrer ist es unverständlich, dass z.B. der Reitsport auf den Olympiaden glänzen und Goldpreise erringen kann, dass dies aber für Rennfahrer nicht möglich ist. Und das obwohl sie wesentlich stärkere Wagnisse unternehmen und nicht gedoped sind. Hier besteht Regelungsbedarf.
Wenn keine Rennen stattfinden, ist Egon Meier als Busfahrer tätig. Sein Bus ist ein Gelenkbus. Auch mit diesem Fahrzeug lassen sich waghalsige Rennen und Abenteuerfahrten veranstalten. Für den Fahrer, der so leidenschaftlich an seinem Beruf hängt, ist „das Fahrzeug die zweite Haut“.
Helge Schneider als Egon Meier