Zum 80. Geburtstag von Bazon Brock

„In der Phänologie des Geistes, die von Zeit von Zeit auf Erden wiederkehrt, gehört Bazon Brock zu den GROßEN ERSCHEINUNGEN. Heute wird er 80 Jahre alt. Von innen ist an die Augen dieses Mannes eine Leiter gestellt, aus der ein sehr jugendliches Lebewesen auf uns blickt. Von Til Eulenspiegel weiß er so viel zu künden wie von der Frankfurter Kritischen Theorie, wie vom „kritischen Geist ohne Sinnzwang“, den wir Dada nennen.“

Sehr herzliche Grüße von

Alexander Kluge

 
 

Bazon Brock und Dada


► Der Griff ins Schwarze
bazonWas heißt Dada? Aus dem Schock der Materialschlachten des Ersten Weltkriegs entstand in Zürich, Berlin und Hannover eine radikale, respektlose und die traditionelle Kunst umstürzende Bewegung, die sich DADA nannte.
Mit seinem Buch LUSTMARSCH DURCH THEORIEGELÄNDE hat der Kulturkritiker, Inszenator und Künstler Bazon Brock diese Bewegung wieder in den Vordergrund gerückt.
Im Kern, sagt Bazon Brock, geht es bei dieser Bewegung um den WIDERRUF DES MISSGLÜCKTEN 20. JAHRHUNDERTS. Für Dada sind Zukunft und Gegenwart schwarz. Mitten in dieses Verhängnis greift Dada mit der Waffe des Witzes.
Begegnung mit Bazon Brock und Dada.
 


Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv:

► Im Land der Joghurt-Fanatiker
dada1Die Schlächtereien des Ersten Weltkriegs waren Im vollen Gang, als sich in der vom Krieg verschonten Züricher Idylle junge Immigranten trafen, um sich den schönen Künsten hinzugeben. Unter Ihnen, aus München kommend, Hugo Ball und Emmy Hennings.
Als Pianist und Diseuse traten sie im Variété-Ensemble Maxim auf, bis sie im Februar 1916 zusammen mit Hans Arp, Tristan Tzara und Marcel Janco an der Spiegelgasse 1 in der Züricher Altstadt das Cabaret Voltaire eröffneten und Dada begründeten.
Gelegentlich schaute auch ein seltsamer Nachbar mit Perücke herein: Herr Lenin.
 
► Altars of Madness
dada2Ein Requiem für Ayrton Senna und Roland Ratzenberger mit Musik von „Morbid Angle“, „Kronos Quartett“ und „Anima Mundi“.
Ein Musikmagazin zum Hochsicherheitssport Formel 1: Altäre des Wahnsinns. Zum Abschied noch einmal die schönsten Autorennen: Eine Manifestation DADA.
 
 
 
► August 1914
dada3Die telegrafische Kriegserklärung des deutschen Reiches kam in Paris völlig verstümmelt an. Sie klingt wie ein Dada-Text. Die Entschlüsselung des Geheimtextes gelang keinem. Da sie trotzdem als Eröffnung der Feindseligkeiten verstanden wurde, gehört sie zu den Rätseln der Katastrophe von 1914.
Mit einem Text von Ernst Jünger: Über ein mechanisches Klavier, das mitten im Gemetzel weiterspielt und einer Information über den Anfang des Gaskrieges.
 


Mehr zum Thema Dada

 
Regie: Heinz Bütler, Alexander Kluge
Erschienen bei absolut MEDIEN GmbH
E-Mail: info@absolutmedien.de
 
Von deutschen Emigranten 1916 gegründet, räumte Dada zuerst in Zürich, später vor allem in Deutschland und Paris mit allem auf, was Ausdruck einer bürgerlichen Kultur war, die in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs geführt hatte.
Teil 1 von Heinz Bütler: Was ist Dada? Eine Kunst? Eine Philosophie? Eine Feuerversicherung? Garnichts?
Die Dadaisten zertrümmerten in ihren Lautgedichten Sprachsinn und Syntax: »jolifanto bambla ô falli bambla.« Doch wenn es in ihren Plakaten und Manifesten um Deklarationen in eigener Sache ging, kam der Ohne- oder Widersinn in klaren Sätzen daher: »Nehmen Sie Dada ernst, es lohnt sich.«
Teil 2 von Alexander Kluge: Der Griff ins Schwarze – Dada / Futurismus
Der Griff ins Schwarze bezeichnet eine Haltung: Wir pfeifen auf die Realität, wenn sie sich aufführt wie unsere Gegenwart. Für Dada bezieht sich das unmittelbar auf das Grauen des industrialisierten Kriegs von 1914 bis 1918.
Mit Tobia Bezzola, Bazon Brock, Harald Falckenberg, Robert Hunger-Bühler, Michael Lentz, Christoph Marthaler, Adrian Notz, Raoul Schrott, Christian Uetz, Beat Wyss, Stefan Zweifel.