Les CoNtes d’HoffmanN von Jacques Offenbach an der Komischen Oper Berlin
Jaques Offenbach verstarb plötzlich während der Proben im Oktober 1880 zu seinem wohl komplexesten Werk, der Opéra Comique LES CONTES D’HOFFMANN. Er hinterließ eine Riesenbaustelle mit Hauptsachen und Fragmenten: 1.200 Seiten Partitur. Daraus entstand eine erstaunliche Zahl von Versionen. Für jede Aufführung und für jedes Regietemperament ein anders Stück! Inzwischen wurde aber eine Fassung entdeckt, die zur Vorlage bei der Zensurbehörde in Paris bestimmt war. Die ursprünglichen Absichten Offenbachs werden so besser erkennbar. Die Originalversion, zu der sich die Komische Oper Berlin entschied, zeigt ein verblüffend neues Bild von hoher Konsistenz.
Den Stoff der Oper bilden mehrere Erzählungen des Juristen und Dichters E.T.A. Hoffman, des Idols von Baudelaire, Kafka und der Surrealisten. Den Intendanten der Komischen Oper, Barrie Kosky, der die Inszenierung übernommen hat, reizt vor allem der Surrealismus in Offenbachs Werk, der die Moderne bis hin zu PSYCHO von Hitchcock vorwegnimmt. Es geht um einen Liebesroboter, die Puppe Olympia „mit den Glasaugen“, die Sängerin Antonia, die sterben muss, wenn sie singt: Seltsam für eine Opernrolle. Giulietta wiederum, die Kurtisane aus Venedig, nimmt ihrem Liebhaber Hoffmann das Spiegelbild weg. Es geht um Angst, seine Organe, seine Seele, seine Identität zu verlieren.
Die Inszenierung ist voller packender Neuentdeckungen. Die Musik wird in hinreißendem Tempo vom Schweizer Dirigenten Stefan Blunier vorangetrieben.
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► Vasco da Gama
Giacomo Meyerbeers letzte Oper ist symmetrisch gebaut. Zwei Akte spielen im Abendland, zwei Akte im Morgenland. In der Mitte: Seefahrt, Gewitter, Schiffbruch, Eroberung des Schiffes durch Eingeborene. Die Tableaus dieser großen Oper kannte im 19. Jahrhundert jeder. Eine Reklame von Liebigs Fleischextrakt widmete den berühmten Szenen, vor allem der Schiffseroberung durch die Eingeborenen, eine Serie von sechs Bildern.
Der Seeheld Vasco da Gama hat auf dem Sklavenmarkt die junge Selica und deren vertrauten Nelesco gekauft. Stolz zeigt er sie dem Kronrat in Lissabon vor. Er wirbt für die Eroberung Afrikas und Asiens. Nicht nur wegen Elfenbein und Edelmetallen sondern auch wegen der Schönheit des „Schwarzen Goldes“, der Sklaven.
Bei erneuter Ausfahrt der Flotte wird diese von der Natur zerstört, Eingeborene machen die seefahrenden Christen (darunter Vasco da Gama) ihrerseits zu Sklaven. Es zeigt sich aber, dass Vascos Sklavin Seleca in Wahrheit Königin der Brahmanen ist. Sie rettet sein Leben indem sie vorgibt, sie sei seine heimliche Ehefrau. Nach stürmischer Hochzeitsnacht verlässt aber der Westler seine exotische Geliebte. Die Verlassene setzt sich unter den Manzanilla-Baum, dessen Duft sanft tötet.
Zur Zeit der Premiere war der Liebestod der Selica, der eine Länge von 15 Minuten aufweist, ebenso berühmt wie der Liebestod von Wagners Isolde. Die beiden Opern hatten im gleichen Jahr Premiere.
Dem Intendanten der Deutschen Oper Berlin, Dietmar Schwarz, ist es zu verdanken, dass diese heute extrem selten gespielte Oper eine glanzvolle Aufführung erhielt. Musikalische Leitung: Enrique Mazzola. Inszenierung: Vera Nemirova.