Wagners MEISTERSINGER am Tag der Deutschen Einheit in Berlin
Das Bühnenbild zeigt ein modernes Nürnberg mit Hochhäusern und Leuchtreklamen. In der Handlung geht es um einen Kunstwettbewerb. Dem Sieger wird am Ende Eva, die Tochter eines der Nürnberger Oligarchen, zufallen. Diese moderne Eva steht als Mittelpunkt in einem Drama zwischen dem erfahrenen älteren Mann Hans Sachs und dem jungen Innovator Walter von Stolzing. Man sieht schwarzrotgoldene Farben. Die Personen ringen um ihr Liebesleben, aber sie begründen auch ein Gemeinwesen, das sie lieben können.
Richard Wagner hatte durchaus die Absicht, mit seinem Werk DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG eine Nationaloper zu schreiben. Gerade weil diese Oper während der Nürnberger Parteitage missbraucht wurde, ist es konsequent , sie heute zum Tag der Deutschen Einheit im Geiste der Revolutionäre von 1848 und vor allem im heute nach Europa orientierten Geiste der Berliner Republik neu zu sortieren. Das ist der Regisseurin Andrea Moses und dem Dirigenten Daniel Barenboim auf erstaunliche Weise an der Staatsoper im Schillertheater in Berlin gelungen. Eine Meisterleistung der Intendanz von Jürgen Flimm.
Gerade auf dem Hintergrund des politischen Integrationsversuchs treten die persönlichen Charaktere von Hans Sachs (er verabschiedet sich von männlicher Größe und Eigensucht), von der selbstbewussten Eva und dem für närrische Aktionen offenen Stolzing in scharfer Kontur hervor. Wagners Häme gegen den Kritiker Beckmesser tritt in den Hintergrund.
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► Eine verblüffend unbeugsame Eva
In der Bremer Inszenierung der MEISTERSINGER ist Eva, der Siegespreis im Sängerwettstreit, kein Opferlamm und kein bloßes Liebesobjekt von Männern. Sie ist eine rebellische und unbeugsame junge Frau. Unter Abänderung des Originaltextes von Wagner erklärt sie am Ende, sie wolle ohne den Mann, der im Gesangswettbewerb den Preis gewann, und ohne die Meistersinger glücklich werden. Eine erfrischende Alternative, hergestellt aus dem authentischen Material von Wagners Nationaloper.