Dr. Joannis Zelepos über die Vielfalt Griechenlands
Griechenland besteht in seiner Geschichte seit der Antike und in seiner Gegenwart nicht bloß aus der Hauptstadt Athen, dem Festland und dem Peleponnes, sondern vor allem aus seinen 1.000 Inseln: „Nichts ist so verschiedenartig wie die Einzelteile des griechischen Archipels“.
Die adriatischen Inseln im Westen gehörten früher zum Einflussbereich Venedigs. Sie haben eine andere Musik, andere Sitten, andere Bauweise und andere Gemeinwesen und Clans als die Inseln in Ägäis. Auch von diesen unterscheidet sich fast jede von den anderen. Geht man nicht von einem Einheitsurteil (meist einem Vorurteil) über Griechenland aus, sondern untersucht die einzelnen Regionen in Geschichte und Gegenwart, erhält man auch für die Lösung der Probleme des Landes einen besseren Blick. Dem Bürgermeister von Thessaloniki sind zum Beispiel Reformen gelungen. Die Riesenstadt Athen sucht Rat bei diesem Politiker für die eigenen Probleme. Athen selbst bildet als Megalopolis einen scharfen Gegensatz zu den agrarischen Regionen des Landes. In dieser Hinsicht erweist sich das Phänomen Griechenland als ein prismatisches Gebilde.
Joannis Zelepos, LMU München, berichtet über die Vielfalt Griechenlands.
► Das Land der 1000 Inseln (10 vor 11, Sendung vom 04.01.2016)
Literaturempfehlung
Ioannis Zelepos: Kleine Geschichte Griechenlands: Von der Staatsgründung bis heute
Wer versuchen möchte, das moderne Griechenland in all seinen Widersprüchen und Konflikten zu verstehen, sollte sich die Zeit nehmen, seine Geschichte kennenzulernen. Dieses Buch lädt dazu ein. Es bietet einen kompakten und fundierten Überblick über die bewegte Entwicklung des Landes von der osmanischen Zeit bis in die Gegenwart. Mit den großen historischen Einschnitten des 19. und 20. Jahrhunderts – dem Unabhängigkeitskrieg von 1821 und der Staatsgründung, der Kleinasiatischen Katastrophe von 1922, Besatzung und Bürgerkrieg 1941 – 1949 sowie dem EG-Beitritt 1981 wird die politische Geschichte in die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen des Landes eingebettet. Auf dieser Grundlage entsteht ein ausgewogenes Gesamtbild, das zum Verständnis der griechischen Gesellschaft an einem neuen Wendepunkt ihrer Geschichte beiträgt.
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► 194 Jahre Hellas
Der Aufstand der Griechen gegen das Osmanische Reich begann 1821. Er wurde von den Großmächten England, Frankreich und Russland mit starker Emotion gefördert und führte 1830 zum ersten Königreich der Helenen unter dem Bayerprinz Otto. Noch während des Aufstands kam es zum ersten Staatsbankrott. Der zweite von bisher insgesamt drei lag 1883 nach einem wirtschaftlichen Innovationsschub, dem das griechische Eisenbahnsystem und der Kanal von Korinth zu verdanken sind. Als dramatisch gilt der Zweikampf zwischen dem Vollblutpolitiker Venizelios (der die Partei der Reeder, des britisch-französischen Geldes und der Wohlhabenden vertrat) mit dem König Konstantin (jetzt aus einem norddeutschen Fürstenhaus und Vertreter des Mittelstands, der Beamten und der kleineren Landbesitzer). Wie fast immer in der griechischen Geschichte schwankten die Mehrheiten. Die Regierungen lösten einander ab. Mal ging der König, mal der Vollblutpolitiker ins Exil. Man wird, sagt der Griechenlandkenner Zelepos, die neugriechische Geschichte und die Gegenwart dieses Landes nur verstehen, wenn man die einzelnen Teile betrachtet, aus denen sich das Land zusammensetzte und die bisher keineswegs integriert sind: Ein Land, das fast nur aus Besonderheiten besteht, in den Menschen selbst und in den Landschaften. Als Griechenland zu Ende des Ersten Weltkriegs gegen Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat, gab die von diesem Land ausgehende Offensive den Mittelmächten den Rest. Kein unwichtiges, aber ein unsortiertes Land.
Prof. Dr. Ioannis Zelepos, Neogräzist an der Ludwig-Maximillian-Universität München, berichtet.
► No Problem! – 90 Minuten mit Helge Schneider
Eine umwerfende Folge unterschiedlicher Szenen mit dem beliebten Charakterdarsteller, Philosophen und Musiker Helge Schneider aus Mühlheim a.d. Ruhr. Mit viel Musik.
Wir sehen:
Der Neffe des Konfuzius
Helge Schneider als Kusslehrer
Der Mann mit Muff
Der Anti-Scheuklappen-Artillerist
Als Beethoven
Als Totengräberberufsanwärter
Fragen eines lesenden Arbeiters
Als Zündholzschnitzer.
Und außerdem als:
Lichtschlangenmensch
„Meine schönste Kriegserinnerung“
„Der letzte der Nibelungen“
Als Hart-Brett-Bohrer
Und in dem Film „Blind kann ich Geld zählen“: inmitten der Finanzkrise Griechenlands.
90 Minuten mit Helge Schneider. Abwechslungsreich und informativ.
► Wer soll Europas Sprungtuch halten?
Erwin Dombrowski ist der Cousin des bereits im Fernsehen bekannten Lothar Dombrowski. Beide Cousins (von Georg Schramm gespielt) sind überzeugte preußische Charaktere. Erwin Dombrowski ist derzeit als Sparkommissar in Brüssel tätig und war auch zuständig für die Finanzinspektionen in Griechenland.
Für ihn geht es nicht bloß um Geld, sondern um die Vertrauenskrise, die durch Schuldenberg und Inflation (und die Unfähigkeit der Politik darauf zu antworten) entsteht. Der heilige Zorn der Basis, sagt er, wird nicht nur die Bürokraten, sondern die Politiker überhaupt das Fürchten lehren. Dagegen ist traditionelles Preußentum gar nichts.