Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer
Giacomo Meyerbeers letzte Oper ist symmetrisch gebaut. Zwei Akte spielen im Abendland, zwei Akte im Morgenland. In der Mitte: Seefahrt, Gewitter, Schiffbruch, Eroberung des Schiffes durch Eingeborene. Die Tableaus dieser großen Oper kannte im 19. Jahrhundert jeder. Eine Reklame von Liebigs Fleischextrakt widmete den berühmten Szenen, vor allem der Schiffseroberung durch die Eingeborenen, eine Serie von sechs Bildern.
Der Seeheld Vasco da Gama hat auf dem Sklavenmarkt die junge Selica und deren vertrauten Nelesco gekauft. Stolz zeigt er sie dem Kronrat in Lissabon vor. Er wirbt für die Eroberung Afrikas und Asiens. Nicht nur wegen Elfenbein und Edelmetallen sondern auch wegen der Schönheit des „Schwarzen Goldes“, der Sklaven.
Bei erneuter Ausfahrt der Flotte wird diese von der Natur zerstört, Eingeborene machen die seefahrenden Christen (darunter Vasco da Gama) ihrerseits zu Sklaven. Es zeigt sich aber, dass Vascos Sklavin Seleca in Wahrheit Königin der Brahmanen ist. Sie rettet sein Leben indem sie vorgibt, sie sei seine heimliche Ehefrau. Nach stürmischer Hochzeitsnacht verlässt aber der Westler seine exotische Geliebte. Die Verlassene setzt sich unter den Manzanilla-Baum, dessen Duft sanft tötet.
Zur Zeit der Premiere war der Liebestod der Selica, der eine Länge von 15 Minuten aufweist, ebenso berühmt wie der Liebestod von Wagners Isolde. Die beiden Opern hatten im gleichen Jahr Premiere.
Dem Intendanten der Deutschen Oper Berlin, Dietmar Schwarz, ist es zu verdanken, dass diese heute extrem selten gespielte Oper eine glanzvolle Aufführung erhielt. Musikalische Leitung: Enrique Mazzola. Inszenierung: Vera Nemirova.
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► Grand Opéra = Weltausstellung mit Musik
Seit der Weltausstellung in London von 1851 wandte sich das Interesse der Öffentlichkeit in Paris und London exotischen Themen, Menschen und Dingen zu. Deshalb ist es kein Wunder, dass an der Pariser Oper Motive, die in Weltausstellungen eine Rolle spielten, als Grand Opéra als „Weltausstellung mit Musik“ ihre Parallele fanden. Ein Paradebeispiel hierfür ist Meyerbeers Riesenoper L’AFRICAINE (heute umbenannt in VASCO DA GAMA). Die Erlebnisse eines Seefahrers mit einer exotischen Prinzessin. Ein Personal von mehr als 300 Mitwirkenden und üppige Dekorationen treten zu einer meisterhaften Musik.
Die Oper „mit dem exotischen Thema“ hatte 1865 ihre Uraufführung in Paris. Ebenfalls 1865 wurde das Ba-ta-clan, ein Etablissement im „indischen“ Stil, in Paris eröffnet. Im Mittelpunkt von Meyerbeers Oper steht ein Massaker, das „Eingeborene“ auf einem westlichen Admiralsschiff anrichten. Grande Opéra ist Phantasmagorie.
Enrique Mazzola, der an der Deutschen Oper Berlin dieses im 19. Jahrhundert populäre und inzwischen fast verschollene Werk dirigierte, berichtet über das Prinzip der Grand Opéra.
► Giulio Cesare in Egitto
Die populärste Oper Händels (heute ebenso wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung) handelt in erster Linie von Kleopatra und ihrem Bruder Ptolemaios. Gemeinsam regieren sie Ägypten. Die Geschwister sind einander spinnefeind. Da kommt Cäsar (ital.: „Cesare“), der im Bürgerkrieg seinen Gegner Pompeius besiegt hat, nach Ägypten. In einen Teppich eingerollt lässt sich Kleopatra in Cäsars Hauptquartier einschmuggeln. Sie werden ein Liebespaar. Ein Putsch des Ptolemaios gefährdet Cäsars Leben. Er muss fliehen. Mit erschütternder Musik begleitet Händel die Einsamkeit der Kleopatra im Kerker ihres Bruders. Am Ende kehrt Cäsar zurück. Ptolemaios wird umgebracht. Es triumphiert Kleopatra und die Liebe. Die opulente Inszenierung an der Komischen Oper Berlin kommt von Lydia Steier. Musikalische Leitung: Konrad Junghänel.