Auswanderer ziehen in ein Land der Extreme
Nicht nur die U.S.A. sondern auch Brasilien ist durch starke Immigrantenschübe zu einem Gemeinwesen geworden. Der erste Schub an Arbeitskraft kam unfreiwillig als Sklaven aus Afrika. Es folgten Ströme von Auswanderern aus dem ehemaligen k.u.k. Kaiserreich. Der erste Kaiser Brasiliens war mit einer österreichischen Erzherzogin verheiratet. Noch 1918 organisierte ein entlassener Rittmeister der k.u.k. Armee für seine Kameraden den Exodus in eine der boomenden Provinzen Brasiliens.
Dadurch dass ein europäisches Königshaus das Kaisertum in Brasilien begründete und dieser monarchische Zusammenhalt in der späteren Republik immer wieder eine „poder moderador“ nach sich zog, eine vermittelnde Instanz, die „über den Parteien“ steht, war es möglich, territorial extrem auseinander liegende Provinzen zusammen zu halten. Eine europäische Philosophie und Soziologie, nämlich der Empirismus und Positivismus von Auguste Comte, gibt dem brasilianischen Staatsprojekt eine Richtung und ein Identitätsgefühl, das sich von dem in anderen lateinamerikanischen Republiken unterscheidet.
Die Lateinamerika-Historikerin Prof. Dr. Ursula Prutsch über das Phänomen Brasilien.
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AUSWANDERUNG und HEIMKEHR sind das Thema vieler Mythen. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, oft endgültig, hat das starke Gründe und ist ein emotional tiefes Erlebnis. Das neueste Filmprojekt von Edgar Reitz befasst sich mit der Auswanderung der Hunsrücker nach Süd-Brasilien im 19. Jahrhundert. Der Film wird den ganzen Weg aus dem Hunsrück zum Rhein, in die Niederlande, die Schiffspassage, die abenteuerliche Ansiedlung und die weiteren Schicksale der ausgewanderten Familien beschreiben. Die Motivsuche hat begonnen.
Ein Grundstrom im Werk von Edgar Reitz ist die Suche nach einer Erzählweise, die von den wirklichen Gefühlen der Menschen ausgeht und zugleich die Forderungen der Filmkunst erfüllt, wie sie in der 120 Jahre jungen Filmgeschichte angelegt ist. Begegnung mit Edgar Reitz.