„Als das Leben sich noch ganz im Wasser abspielte“
Im Erdzeitalter des Silur (von vor etwa 443,4 Millionen Jahren bis vor etwa 419,2 Millionen Jahren) gab es wenig festes Land und enorm viel Wasserfläche. Der atlantische Ozean existierte noch nicht. Stattdessen gab es den inzwischen verschwundenen Japetus-Ozean und das Thetys-Meer. Es ist die Zeit, in der die Korallenriffe und die großen Kalkformationen entstanden.
Unser Planet befindet sich in permanenter und lebendiger Bewegung. Die langsamen Zeitmaße dieser Bewegung überblickt normalerweise nur der Geologe, nicht der Laie. Wenn Erdbeben in Nepal aber ihre Opfer fordern, weil sich die indische Platte unter den Himalaya schiebt, werden die Gewalten sichtbar, mit der die Kontinentalplatten (und was darauf ist) sich rammen, streifen, subduzieren oder überlagern. In weiter Zukunft wird Afrika Europa so bedrängen, dass sich dort, wo jetzt das Mittelmeer ist, ein Hochgebirge erheben wird. Der Pazifik wird sich schließen. Afrika zerbricht. Die australische Platte rammt den indonesischen Archipel. Das alles ist für den Lebenslauf einzelner Menschen kaum erkennbar, für die Erdkugel gehört es zur Wirklichkeit. Ähnlich faszinierend wie ein solcher Blick in die Zukunft sind die Forschungen, die sich auf die Vergangenheit der Erde richten. Die Kristalle und Kalke, von denen solche Geschichte berichtet, sind oft bizarr und von großer Schönheit.
Prof. Dr. Axel Munecke, Paläontologe an der Uni Erlangen-Nürnberg, berichtet über das Silur, die Zeit als das Leben sich noch ganz im Wasser abspielte.
► Die Zeit der fremden Ozeane (News & Stories, Sendung vom 25.11.2015)
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► Leben in der wilden Urzeit des Planeten
Man muss sich die Erde in der wilden Frühzeit als äußerst unruhig vorstellen. Sie ist im Wesentlichen von Wasser bedeckt. Sie dreht sich in etwa 5 Stunden (und nicht in 24 Stunden) um ihre Achse. Der Mond ist noch so nahe, dass er bei Ebbe und Flut riesige Wassersäulen aufreißt. Vulkane sind tätig und Weltraumkörper schlagen ein.
Ursprüngliches Leben braucht nicht bloß eine passende chemische Ursuppe, sondern ein physikalisches Haus. Voraussetzung für ursprüngliches Leben sind: Licht, Durchfluss und eine solche Behausung – ein Gefäß. In der Wasserwüste der Ozeane ist es unwahrscheinlich, dass die zum Leben notwendigen Moleküle aufeinandertreffen.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dieter Braun hat herausgefunden, dass in den Poren von Gesteinen, winzigen Höhlen, die vom Wasser umspült wurden, die Voraussetzungen für frühes Leben entstanden. Der Vorgang ist ähnlich wie in den späteren Körperzellen. Aber es sind die Poren der Erde und nicht die Zellen in Lebewesen, die das erste Leben entstehen lassen.
Prof. Dr. Dieter Braun, LMU München, berichtet.
► Urknall der Evolution
500 Millionen Jahre vor unserer Zeit vegetierte das Leben lange unter einem geschlossenen Eismantel. Dann folgte die erste Globalisierung, als sich die Meere auf 37 °C erwärmten. Mit Prof. Dr. Bernd-Dietrich Erdtmann, Geobiologe von der Technischen Universität Berlin.
► Tiere ohne Kopf
Seit 600 Millionen Jahren, also lange vor den Dinosauriern, gibt es die Medusen, Korallen und andere Nesseltiere. Offenbar ist der Bauplan dieser Tiere unverändert und bis heute brauchbar und robust. Ihre Selbstorganisation, die Geschwindigkeit ihrer Attacken, ihr Gift, aber auch ihre Schönheit und ihr potenziell ewiges Leben sind ohne Beispiel. Diese Tiere haben keinen Kopf. Sie sind als pure Fressmaschinen gebaut und dennoch komplex: in 12 von 13 Untergruppen sind ihre Gene denen der Säugetiere, also auch unseren, gleich. Prof. Dr. Thomas W. Holstein erforscht die molekulare Evolution und Genomik dieser Tiere. Er berichtet.
► Die Sahara wurde Sumpf
Ein Techno-Magazin. Es geht um die rasante Entwicklung vom Beginn des Universums bis zu den Galliern. Zur Halbzeit dieser Evolution wurde die Sahara zum Sumpf. Vorher Seegebiet, später Wüste.
Die Zeit, in der die irdische Entwicklung stattfindet, besitzt eine gewaltige Sprengkraft. Zeit ist materielle Gewalt. In der Erinnerung schrumpft sie.
Musik: Cisco Ferreira, Orbitones und „Cosmogenesis“ von John Cage.
► Der lange Marsch zum Homo Sapiens
Von der absoluten Urzeit bis zu „Adams Eltern“. In der Urzeit war die Erde zeitweise komplett von Eis bedeckt. Andere Welten dieser Urzeit zeigen uns unbekannte Kontinente. Erst seit 2,5 Millionen Jahren gibt es Werkzeuge und die „Gattung Mensch“.
Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Paläobiologe an der Universität Frankfurt, berichtet.
► Ein Ozean namens Tethys
Die Tethys war ein Ozean, der sich vom Mittelmeer bis zum heutigen Himalaya erstreckt hat und von dem heute nur noch eine „Pfütze“ übrig geblieben ist. Der frühere Ozeanboden liegt heute unter anderem in den Alpen.