Heute Abend im TV: Das Ballett der Kriegsgründe (30.11.2015, 0:30 Uhr bei 10vor11 auf RTL)

Prof. Dr. Anuschka Tischer: mit welchen Texten beginnt „höfliche Gewalt“ in der Neuzeit?
Japan überfiel Pearl Harbour (und zuvor die Russen in Port Arthur) ohne Kriegserklärung. Auch Präsident George W. Bush erklärte Saddam Hussein vor der Bombardierung Bagdads nicht den Krieg. Das war in den Standesgesellschaften und Monarchien des Mittelalters und der Neuzeit anders. Es gehörte zum Standing und zur Ehre eine Fürsten „den Krieg zu erklären“ und ihn durch „Manifeste der Gewalt“ höflich zu begründen.
Die Historikerin Anuschka Tischer, Universität Würzburg, hat die Formenwelt der Kriegserklärungen und Kriegsbegründungen in der Zeit von 1500 bis 1850 untersucht. Nichts ist so aufschlussreich wie die Reden und Schriften vor Ausbruch und während der Ausübung von Gewalt.
 
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► Krieg geht nicht vom Volke aus
bahrEgon Bahr, ehemaliger Kanzleramtschef und heute international bekannter Sicherheitsexperte, über die Frage: Wem sprechen wir das Recht zu, über Krieg und Frieden zu entscheiden? Als die Enzyklopädie in Frankreich erschien (1757) , galt noch der Kabinettskrieg. Fürsten entschieden über den Krieg. Dann kam eine Periode des Volkskrieges; eine brutale Form des Kriegs, der sich jedoch oft auf den Volkswillen stützte. Im Kalten Krieg kehrte die Entscheidungsmacht zurück zu einer kleinen Elite von Experten. Zu schrecklich wären die Folgen eines Irrtums gewesen. Auf Emotion oder Demokratie kam es im Gleichgewicht der Abschreckungskräfte nicht an. Was gilt heute? An der Schwelle zum 21. Jahrhundert? Lassen sich Krieg, demokratische Mitbestimmung und Menschenrecht voneinander trennen?