Eine Autorin, die schon öfter bei uns zu Gast war und mit ihren Geschichten um den Selbstmord in Russland, Scharfschützinnen im Zweiten Weltkrieg und Tschernobyl nach der Katastrophe zu den spannendsten russischen Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts gehört, wurde heute mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Das Team der dctp gratuliert Swetlana Alexijewitsch herzlich zu dieser bedeutenden und wohlverdienten Ehrung.
Sehen Sie zum Anlass der Verleihung des Literaturnobelpreises an Alexijewitsch verschiedene Gespräche mit der Autorin:
► Die Geschichte eines Selbstmordversuchs
Die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch schrieb: „Im Banne des Todes, Geschichten russischer Selbstmörder“. Nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums haben die Freitode in Russland massiv zugenommen.
Swetlana Alexijewitsch ist den Einzelschicksalen nachgegangen. Wie bei den berühmten Selbstmordfällen im Russland der 20er Jahre (Zwetajewa, Jessenin, Majakowski) deutet die Selbsttötung oder der Selbsttötungsversuch an, dass sich ein Mensch von der Zeitgeschichte zerschlagen fühlt: So kann er nicht leben. Der Freitod ist ein letzter Einspruch, ein letztes Argument in einer Gesellschaft, die so viele Jahrzehnte auf dem Argumentieren beruhte.
Swetlana Alexijewitsch berichtet.
► Scharfschützinnen
Swetlana Alexijewitsch berichtet über russische Partisaninnen im 2. Weltkrieg. Viele von ihnen waren Scharfschützinnen.
Wie haben diese Frauen den Krieg erlebt? Wie sind sie aus dem Krieg zurückgenommen? Was sagen sie heute?
Ein erschütternder Bericht, der bereits in Form des Buches „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ für Aufsehen gesorgt hat.
► Die Todeszone als Zufluchtsort
Flüchtlinge aus den Bürgerkriegsgebieten der GUS, ein Förster, der seinen Wald vermisst, Frauen, die aus der Zone von Tschernobyl umgesiedelt wurden, kehren in das tödlich verstrahlte Gebiet zurück. Die Todeszone ist mit Stracheldraht umzäunt und wird von Milizionären immer erneut zwangsgeräumt. Dennoch wird hier gesiedelt. Die Menschen fürchten den radioaktiven Tod weniger als den unmittelbaren physischen Tod oder den Tod ihrer Hoffnung auf Heimkehr.
Die Journalistin und Autorin Swetlana Alexiewitsch hat die verbotene Zone von Tschernobyl bereist und gefilmt.
► Kann man die menschliche Seele mit einem Gummi vergleichen?
Die Autorin und Journalistin Swetlana Alexijewitsch macht sich bei den Konservativen in Russland und Weißrussland immer erneut unbeliebt. Ihrer berühmtes Afghanistan-Buch „Zinkjungen“ und ihr Werk über die Zunahme der Selbstmorde nach dem Untergang der Sowjetunion brachten ihr Prozesse und Verfolgungen ein. Sie hat auch die Todeszone von Tschernobyl besucht, dort gefilmt und darüber geschrieben.
Literaturempfehlung
Im Banne des Todes
Die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch schrieb: „Im Banne des Todes, Geschichten russischer Selbstmörder“. Nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums haben die Freitode in Russland massiv zugenommen.
Swetlana Alexijewitsch ist den Einzelschicksalen nachgegangen. Wie bei den berühmten Selbstmordfällen im Russland der 20er Jahre (Zwetajewa, Jessenin, Majakowski) deutet die Selbsttötung oder der Selbsttötungsversuch an, dass sich ein Mensch von der Zeitgeschichte zerschlagen fühlt: So kann er nicht leben. Der Freitod ist ein letzter Einspruch, ein letztes Argument in einer Gesellschaft, die so viele Jahrzehnte auf dem Argumentieren beruhte.