Das Auseinanderdriften der Christenheit vor 498 Jahren
Die moderne Forschung hat das Schwarz-Weiß-Bild von der Reformation, wie es im 19. Jahrhundert gemalt wurde, stark verändert. Auch vor der Wende von 1517 existierte auf beiden Seiten die einander nach der Reformation gegenüberstanden, eine starke spirituelle Vielfalt. Tradition und Umbruch erweisen sich als stärker verschränkt als es der bisherigen Darstellung entspricht.
Auch Luther verhielt sich anfangs dialogisch. Einige der ihm zugeschriebenen apodiktischen Handlungen und Worte, z. B. der Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg und das ihm zugeschriebene Wort auf dem Reichstag: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ sind keineswegs verbürgt.
In zwei Jahren werden die Medien der 500. Wiederkehr der Reformation gedenken. Das Bild, das Luther, Calvin, die Marburger Religionsgespräche und der provisorische Religionsfrieden von 1555 zeigen, wird dadurch, dass es sich als differenzierter erweist, für uns und die Gegenwart umso interessanter.
Prof. Dr. Volker Leppin, evangelischer Theologe und Kirchengeschichtler, über das Auseinanderdriften der Christenheit vor 498 Jahren.
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► Vom Mithras-Kult und Christentum
Nach dem Tode Jesu breitete sich das Christentum rasant über den Erdkreis aus. Ähnlich wie heute in den USA war dies eine Zeit der Neugeburt mächtiger und bildstarker Religiosität. Gegen starke Rivalen setze sich das Christentum am Ende durch.
► Als die Himmel noch miteinander sprachen
In der Spätantike stehen sich die Religionen noch nicht verhärtet gegenüber. Christliche Apokryphen, der babylonische Talmud und Spuren im Koran offenbaren spirituelle Vielfalt. Wie wirken sich die Entstehungsphasen der Religionen auf unser modernes Bewusstsein aus? Mit Peter Schäfer, Christoph Markschies u. v. a.
► When the heavens still spoke to each other
In late antiquity, Christianity, Judaism and Islam did not yet face each other across oppositional lines. The Christian Apocrypha, the Babylonian Talmud and the Quran all reveal spiritual plurality. How do the formative phases of the religions affect our modern consciousness? Following the film the role of religion in history will be discussed in a conversation between Director of the London School of Economics, Craig Calhoun, the LSE Chaplin Revd Dr James Walters and author and film director Alexander kluge, moderated by Gareth Evans, film curator at the Whitechapel Gallery. Panelists will compare the emergence of modern religions in late antiquity – when they were not yet set dogmatically and still spoke to one another – with their confrontations and transformations today.
► Richard Sennett – Lichtadern
Der Soziologe Richard Sennett weist auf die Neugründung eucharistischer Gemeinden in den USA hin. Die Aufwertung der Religion gilt besonders für Hausbesitzer, die durch die Last der Hypotheken ihre Häuser verlieren. Über die Überlegenheit solcher Gläubigen gegenüber ihren Gläubigern z.B. dem Banker McAllan. Kurzfilm.