Eine merkwürdige Premiere am 22. Juni 1941
Genau am 22.6.1941, dem Tag, an dem deutsche Panzerverbände in Russland einfielen, war die Premiere von Richard Wagners Oper LOHENGRIN im Mariisnki-Theater in Leningrad geplant. Die Wagner-Aufführung war noch als Höhepunkt zu Ehren des Stalin-Hitler-Paktes gedacht.
Den ganzen Tag über debattierte die Leitung des Opernhauses und die örtlichen Parteigremien der KPDSU, ob in Folge des Kriegsausbruchs mit Deutschland die durch Proben so sorgfältig vorbereitete Oper abgesagt werden sollte. Immerhin endet der letzte Akt dieser Oper mit dem Aufbruch aller „Ritter von Brabant“ nach Osten zum „Kampf gegen die Hunnen“.
Wir begleiten die Politkommissarin für Kultur, die zuständig ist für das Opernhaus, durch den aufregenden Konferenztag. Im Hintergrund die Endproben. Am Ende wurde die Premiere durchgeführt, weil sie nun einmal zur Planung gehörte. Wer immer seine Pläne konsequent durchführt, sagt die Kommissarin, dem winkt der Sieg und er gelangt bis Berlin.
Galina Antoschewskaja als Politkommissarin der Oper Leningrad.
► LOHENGRIN in Leningrad (10vor11, Sendung vom 22.06.2015)
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► Ich war eine Nachthexe
Nachthexen hießen die Pilotinnen von improvisierten Kampfflugzeugen der Roten Armee, die 1941 den deutschen Panzerspitzen den letzten Nerv raubten. Mit ältester Technologie und Wagemut störten diese Frauen den deutschen Vormarsch durch permanente nächtliche Ruhestörung und den gefährlichen Abwurf einzelner Bomben. Eine dieser Heldinnen berichtet.
Galina Antoschewskaja als Kampfpilotin.
► Eine Kanone namens Beethoven
GERMANIA ist eine Kunstfigur aus der Zeit der ersten deutschen Wiedervereinigung nach dem Krieg von 1870/1871 gegen Frankreich. Ursprünglich gab es einmal eine Frau oder Hexe, die dem Römischen Imperator Drusus in der Nähe der Elbe begegnete. Vor Schreck fiel der Römer vom Pferd und seither gibt es keine adäquanten Nachfolger Caesars mehr. Dies ist der Urgrund der GERMANIA, wie sie auf den Briefmarken des Kaiserreiches und auf den Denkmälern abgebildet ist.
Die weibliche Vorkämpferin Frankreichs, MARIANNE, ging aus dem Befreiungskrieg der Revolution hervor. Im hundertjährigen Krieg siegte sie über die Engländer. Nach der großen Französischen Revolution führte sie die Franzosen auf kurze Zeit zur Herrschaft über ganz Europa.
Im Krieg von 1870/71, dessen Folge die Gründung des deutschen Reichs war und die Krise Europas bis 1989, standen sich MARIANNE und GERMANIA konfrontativ gegenüber. Nur noch die Musik verbindet beide Kernländer Europas. Beethoven zum Beispiel wird mit seiner 5. Symphonie, die eine Symphonie der Französischen Revolution ist, in einem Benefiz-Konzert im belagerten Paris aufgeführt. Von dem Erlös der Konzerte wird eine Kanone gegossen. Sie erhält den Namen Beethoven und schießt gegen die Preussen.
Dr. Manfred Osten, Generalsekretär der Alexander von Humboldt Stiftung, spricht über die grotesken Momente im Streit zwischen MARIANNE und GERMANIA, der sich über 2.000 Jahre hinzieht und über die berechtigte Hoffnung auf Eintracht, wie sie sich in einem kurzen Moment in der deutschen Klassik und im Reich Napoleons abzeichnet. Im 21. Jahrhundert werden sich MARIANNE und GERMANIA entweder vertragen oder es wird kein Europa mehr geben.
► Der Offizier als Philosoph
Eberhard von Erbst, Major im deutschen Generalstab und Nietzsche-Anhänger, ausgestattet mit den Vorstellungen vom „Übermenschen“ und vom „Willen zur Macht“ erlebte in den Schächten des Fort Douaumont bei Verdun, dass ein Flammenwerfer-Depot explodierte. Im gleichen Augenblick explodierte auch der philosophische Begriff. Ein „Übermensch“ war nicht zu sehen. Peter Berling als Major von Erbst.
► Die Werwölfe
Die Werwölfe sollten aus den Wäldern und aus dem Untergrund zuschlagen und die nach Deutschland eindringenden Streitkräfte der Westalliierten und der Roten Armee durch Terror bekämpfen. Deutsche Überläufer sollten sie bestrafen. Die Idee war den erfolgreichen Aktionen der Partisanen gegen die deutsche Besatzungsmacht in Russland und auf dem Balkan abgelesen. Die Werwolf-Organisation wurde erst im Herbst 1944 begründet und ist nicht im Sinne ihrer Gründer wirksam geworden. Der Sachbuchautor Volker Koop berichtet über Mythos und Realität des Werwolf auf der Grundlage seiner Recherchen und seines spannenden Buches über dieses Thema.