Heute Abend im TV: Die Sonne lud den Mond zu Gast (22.07.2015, 00:45 Uhr bei News & Stories auf SAT1)

Ulrike Sprenger über Dr. Heinrich Hoffmann
Dr. Heinrich Hoffmann, der Verfasser und Zeichner des STRUWWELPETER war Irrenarzt, Autor und Zeichner in Frankfurt. Er gehörte 1848 dem Frankfurter Vorparlament als Abgeordneter an. Seine Lebenserfahrung und sein Witz erstrecken sich auf das gesamte 19. Jahrhundert. Außer dem STRUWWELPETER publizierte er zahlreiche andere Bücher mit Versen und Zeichnungen.
So beliebt Heinrich Hoffmann bei Kindern ist, so wesentlich sind seine Arbeiten auch für Erwachsene. Sie haben auch politischen Gehalt. In KÖNIG NUSSKNACKER und DER ARME REINHOLD geht es um die Absurditäten der Monarchie, aber auch die Irrfahrten der revolutionären Bewegung. Viele Arbeiten schrieb und zeichnete Heinrich Hoffmann für seine Enkel und sie haben doch Bedeutung für die ganze Welt. Eines seiner letzten Werke heißt BESUCH BEI DER SONNE. Der Mond besucht mit seinen Kindern, den Sternen, die tafelnde Sonne, die bei Hoffmann Symbol des Lebens, aber auch grausam sein kann.
Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Sprenger, Universität Konstanz, über Dr. Heinrich Hoffmann. Ulrike Sprenger ist auch Verfasserin des PROUST ABC.
 
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► Ein Rettungsboot namens Bildung
bildung
Zu den beliebten Kinderbüchern gehört die „Hasenschule“. Tatsächlich aber gibt es Bildung und Institutionen des Lernens nur in menschlichen Gesellschaften. Der lateinische Begriff für Bildung heißt „Eruditio“: aus dem rohen Holz eine Form herausarbeiten. Dies entspricht einer früheren Vorstellung von Pädagogik.
Die modernere Vorstellung hält dem entgegen: Es ist besser, von den Kindern zu lernen. Deren Natur ist reicher als jede Erziehung sein kann. Man soll nicht das Alte einprägen, sondern eine neue Welt entwickeln, heißt es, bei Pestalozzi und bei Rousseau.
Die Romanistin Prof. Dr. Ulrike Sprenger, Verfasserin des Proust-ABC, über das „Rettungsboot namens Bildung“.


► Kinder und Medien
kinderDie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut erklärt Philip Banse, wie Kinder Medien verstehen.


► Adolf Reichwein
reichweinAdolf Reichwein war hoher Ministerialbeamter im Preußischen Kultusministerium und ein Begründer der Erwachsenenbildung. Später begründete er eine Reformschule für Landkinder, die berühmt wurde. Nach dem 20.07.1944 wurde er wegen Widerstands gegen Hitler zum Tode verurteilt: Leben und Tod eines markanten Bildungsreformers.
 
 
 


► Bildung zwischen Zwang und Freiheit
bildung-zwang-freiheitDer Begriff der Bildung geht davon aus, dass sich etwas im Innern der Menschen aus eigener Logik entwickelt. Erst an der Schwelle zum 19. Jahrhundert wird dieser Begriff in den Schulen und Universitäten dominant. Der Begriff der ERZIEHUNG geht dem gegenüber davon aus, dass ein Mensch von Außen geformt werden kann und somit ein Zwang und ein Stoff die jungen Menschen prägt. Immanuel Kant verbindet in seinem Begriff des „aufgeklärten Lernens“ den Zwang, den eine Sache auf den Lernenden ausübt mit dem Begriff der Freiheit, ohne den Menschen nicht gedeihen und nicht Mitglieder eines Gemeinwesens werden können. Die Französische Revolution hat die schwächste Vorstellung eines freiheitlichen Bildungssystems entwickelt. Die konservativen preußischen Reformer haben dagegen das liberalste Modell eines Erziehungssystems entworfen (Wilhelm von Humboldt).
Prof. Dr. Tenorth, Humboldt Universität Berlin, interpretiert den berühmten Satz von Immanuel Kant: „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange“ auf dem Hintergrund der legendären Bildungsreform der Jahre nach 1807. Es ist merkwürdig, dass es für das Wort „Bildung“ in anderen Sprachen kaum eine Entsprechung gibt.
Spannend und informativ.