Heute Abend im TV: CLIVIA (20.07.2015, 0:30 Uhr bei 10vor11 auf RTL)

Operette von Nico Dostal an der Komischen Oper Berlin
Im Jahr von Hitlers Machtergreifung fand in Berlin die Premiere von Nico Dostals Operette CLIVIA statt. In einem südamerikanischen Phantasie-Staat, der Bolgarei heißt, (tatsächlich geht es aber um den realen und fürchterlichen Gran-Chaco-Krieg zwischen Bolivien und Paraguay), spielt eine merkwürdige Liebesgeschichte.
Ein Milliardär aus Chicago will in Bolgarei Geschäfte machen und dazu die Macht übernehmen. Er reist an mit einem Hollywood-Filmteam und einer Diva namens Clivia, die an Marilyn Monroe erinnert. Der Partisanenchef und Staatsführer von Bolgarei soll aus Geschäftsinteresse durch Clivia verführt werden und verliebt sich tatsächlich in sie. Als er von ihrer Verbindung zu dem Milliardär erfährt, glaubt er sich verraten. Am Ende des Stücks kommen der Rebell und die Diva doch glücklich zusammen.
Barrie Kosky hat in seiner KOMISCHEN OPER diese Operette für unsere Zeit neu herausgebracht. Das legendäre Schweizer Duo Geschwister Pfitzer, zwei männliche Wesen, die auch in der Wirklichkeit ein Paar sind, spielen Clivia und den Partisanenchef auf hinreißende Weise. Inszenierung: Stefan Huber. Musikalische Leitung: Kai Tietje.

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► Szene aus der komischen Oper L´ÉTOILE (1877)
operDie in Frankreich berühmte komische Oper von Emmanuel Chabrier ist in Deutschland unbekannt. Für die Surrealisten der 30er Jahre war sie eine Ikone. In der Szene bereiten sich ein Diktator und sein Astrologe auf den Weltuntergang vor.

 

 

 

 


► Die Chowanskijs und ihre Mörderbande
moerderbandeDie letzte Oper, die Mussorgski komponierte, handelt in der Zeit der Wirren, die nach Iwans des Schrecklichen Tod ausbrachen und mit der Machtübernahme durch Zar Peter den Großen endeten. In Moskau wütet eine Truppe oder Mörderbande, die Strelitzen genannt, ursprünglich als Gegengewicht gegen den Adel gedacht und inzwischen außer Kontrolle. Fürst Iwan und dessen Sohn Fürst Andrej sind die Anführer der Strelitzen. Regierungschef ist Fürst Golizyn. Gemeinsam mit dem religiösen Fanatiker Chodaj bilden Iwan und Golizyn ein Triumvirat der Herrscher. Mussorgski nennt seine Oper ein „musikalisches Volksdrama“. In der Art einer Chronik wird der Sturz der Strelitzen, der Tod Fürst Iwans, die Verbannung Golizyns und als Höhepunkt im 5. Akt die Selbstverbrennung der „Alt-Gläubigen“, der religiösen Sekte, deren Prophet Chodaj ist, beschrieben. Lieber wählen die Orthodoxen den Flammentod als sich den Regimentern des Zaren, die sie in einem Waldgelände schon umstellt haben, zu ergeben.
Mit großartigen Sängern hat die Staatsoper Stuttgart Mussorgskis selten gespielte letzte Oper neu, opulent und emotional erschütternd herausgebracht. Inszenierung: Andrea Moses. Musikalische Leitung: Simon Hewitt.
Spannend und informativ.


► Die Sache Makropoulus
makropoulusNach einem Boulevardstück des Prager Schriftstellers Karel Capek komponierte Leoš Janáček eine seiner treffsichersten und ernsthaftesten Opern: Die Sache Makropoulos.
Die Handlung: im Jahre 1585 wünschte sich ein Habsburger Kaiser, ewig zu leben. Sein Alchimist braute eine Mixtur, die ewig jung hält. Der Kaiser war misstrauisch. Der Alchimist sollte das Getränk zuerst an seiner Tochter ausprobieren. Darüber starben Kaiser und Alchimist. Die Tochter aber blieb dauerhaft 16 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Uraufführung der Oper im Jahre 1922 war sie somit 337 Jahre alt. Sie hat viele Männer und Liebhaber überlebt. Ein Ur-Ur-Urenkel versucht sie im 1. Akt der Oper zu verführen. Sie ist so alt wie die Geschichte der Oper. Sie ist voller Erfahrung. Die Oper handelt von dem Prozess, in dem sie das schriftlich niedergelegte Geheimnis der jugendbringenden Mixtur für sich erstreiten will. Am Ende verzichtet Emilia Marti (sie trug in ihrem über 300 Jahre währenden Leben zahllose weitere Namen) darauf, das Mittel einzunehmen und wählt den Tod.
Die Bayerische Staatsoper München hat diese singuläre Oper in einer höchst packenden und modernen Fassung neu herausgebracht. Inszenierung: Árpád Schilling. Musikalische Leitung: Tomáš Hanus. In der Partie der Emilia Marti, nach Stimme und Spiel überragend, Nadja Michael.
Spannend und informativ.


► Manon Lescaut
manon-lescautDurch Zufall treffen bei einem Pferdewechsel in Nordfrankreich die junge Manon Lescaut und der Chevalier Des Grieux aufeinander. Vom ersten Augenblick an sind sie ein klassisches Liebespaar. Sie brennen gemeinsam durch. Des Grieux wird später zum Spieler. Manon zur Diebin. Sie wird verurteilt und nach Amerika deportiert. Des Grieux folgt ihr.
MANON LESCAUT ist die zweite Oper, die Puccini schrieb. Sie hat bereits das Feuer und den Erfindungsreichtum wie es sich in den späteren Werken dieses Komponisten findet. Der Stoff stammt aus der Novelle des Abbé Prevost und ist von diesem im Sinne der Aufklärung des 18. Jahrhunderts auch kritisch gemeint. Liebe beginnt jäh und endet hier in der Wüste.
Der Regisseur Hans Neuenfels hat dieses Werk an der Bayerischen Staatsoper München auf der Folie des 18. Jahrhunderts, aber im Übrigen ganz modern neu inszeniert. Es geht um die Abgründe der Liebe, aber auch um ihre Unbezwinglichkeit. Die Kostüme des Chors bringen eine faszinierende Geisterwelt aus dem Jahrhundert der Vernunft auf die Bühne. Die Pointe: Mit allem wurde die Aufklärung fertig, mit der Liebe nicht.
Überragend in der Rolle der Manon: Kristine Opolais. Den Des Grieux singt Jonas Kaufmann. Intendanz: Nikolaus Bachler. Musikalische Leitung: Alain Altiloglu.
Spannend und informativ.