Wladimir Velminski über das Projekt des Neuen Menschen im revolutionären Russland
Die Theorie von Marx und die revolutionären Forderungen nach 1917 waren materialistisch. Kein Glauben an spirituelle Kräfte, Vertrauen auf die materielle Produktion und die Ökonomie. Man sollte also annehmen, dass es sachlich und nüchtern vor sich geht.
Tatsächlich gibt es eine Fülle von Projekten zur Entwicklung des Neuen Menschen, die mit spirituellen und alchemistischen Methoden arbeiten. Es gibt das „Psichon, das bio-magnetische Medium“, das die Gesellschaft durchströmt, es gibt den „sowjetischen Äther“, das „Elektroauragramm des Gehirns“, Befehle in Gedanken, die die Massen ergreifen. In die Ferne wirkende Wünsche und fernsehgrafische Leidenschaften. Noch 1989 wird die mediale Ansteckung diskutiert. Ein Geisterreich, das Menschen verbindet. Dies alles mischt sich mit der Selbstbeobachtung und der von dem Arbeitszeitmesser Taylor, der für die Ford-Werke in den U.S.A. arbeitete, entwickelten Zerlegung der Arbeitsvorgänge zum Zwecke ihrer Optimierung. Sie wurde in der Sowjetunion begeistert aufgegriffen.
Die bunte Skala der Versuche, den Neuen Menschen in Russland zu entwickeln, beschreibt Wladimir Velminski von der ETH Zürich.
► Lebertran für den Geist (10 vor 11, Sendung vom 04.05.2015)
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► Leonhard Eulers Zahl Pi
Das Genie Leonhard Euler entdeckte die berühmte Zahl „Pi“. Er nannte sie nach dem Anfangsbuchstaben der Stadt Petersburg, in der er lebte. Von ihm stammt auch die imaginäre Zahl „i“ (für Wurzel aus -1) und die Zauberzahl „e“ (= Euler), welche die natürlichen und hyperbolischen Logarithmen wiedergibt. Mit Wladimir Velminski, Mathematiker und Wissenschaftshistoriker.
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Karl Marx wäre 1943 125 Jahre alt gewesen. Was hätte er zu Auschwitz gesagt? Der Finanzkrise von 2009 hätte er als 191-Jähriger zugesehen.
► Grapes of Truth
Truth isn’t traded on the stock market, but it is a prerequisite for capitalism in any form. The Principle of Capitalism includes 21 sequences about trust with Joseph Vogl, Heiner Müller, Christoph Schlingensief and others. Following the film a panel discussion with sociologist Saskia Sassen, historian and author Robin Blackburn and author and film director Alexander kluge, moderated by Gareth Evans, film curator at the Whitechapel Gallery.