Ab sofort ist eine Auswahl von Alexander Kluge und dctp Interviews auch auf SPIEGEL.TV online.
Forscher, Historiker, Autoren, Soziologen und Künstler im Gespräch.
Bereits seit über 25 Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen SPIEGEL TV und der dctp. Die Zusammenarbeit mit der Development Company for Television Program sicherte dem Verlag feste Sendeplätze, auf denen seit 1988 zunächst das SPIEGEL TV MAGAZIN, moderiert im Wechsel von Stefan Aust und Maria Gresz, ausgestrahlt wurde. Der Erfolg des Magazins, das den klassischen SPIEGEL-Journalismus fernsehgerecht umsetzt, führte 1990 zur Gründung der SPIEGEL TV GmbH als 100-prozentigem Tochterunternehmen des SPIEGEL-Verlags.
Im Sommer 2011 startete mit SPIEGEL.TV der eigene webTV-Auftritt, auf dem unter anderem Partnerkanäle der BBC, des NDR und des ORF zu sehen sind. Diese Partnerkanäle werden nun ergänzt durch einen dctp.tv-Kanal, in dem Highlights des abwechslungsreichen Programms der dctp-Magazine 10vor11 und News & Stories präsentiert werden.
Der dctp-Kanal auf SPIEGEL.TV (13 Filme)
► Die Raubsaurier von Pangäa
Vor 250 Millionen Jahren waren die Kontinente der Erde zu dem Riesenkontinent Pangäa zusammengeschoben. Darum herum das Riesenmeer Panthalassa und in einer Riesenbucht der Vorläufer-Ozean des Mittelmeers: die Thetys.
Die Dinosaurier im Süden und im Norden dieses Riesenkontinents haben sich getrennt und verschieden entwickelt. Später zerbrach der Kontinent. Im südlichen Bereich des ehemaligen Pangäa, also z.B. im heutigen Argentinien, lohnt sich daher die Saurier-Forschung besonders.
Dr. Oliver Rauhut, Kurator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, ist auf solche Forschung spezialisiert. Man stellt sich dabei die Dinosaurier mit Schuppen oder mit Schlangenhaut vor. Tatsächlich haben vermutlich alle Dinosaurier (von denen nur die Vögel übriggeblieben sind) die Anlage zu einem Federkleid, gleich ob sie fliegen oder laufen. Zwischen dem Gewicht vieler Tonnen bei einem Großsaurier, der, um sich aufrechtzuerhalten, eigentlich nur noch aus Beinen bestehen müsste, und den federleichten Saurier-Geschwindläufern, gibt es eine unglaubliche Skala an Unterschieden. Ein Ausflug in eine Welt, die wir aus unserer Gegenwart nicht kennen und die gewiss anders aussieht als Jurassic Park, gehört zu den spannenden Abenteuerreisen.
► Neuestes vom Urknall
Die beobachtbare Expansion des Kosmos (nur die Leere zwischen den Galaxien dehnt sich aus, diese selbst werden durch ihre Gravitation zusammengehalten) und die Entstehung der Welt stellt den Astrophysikern und Kosmologen wichtige Fragen. Gibt es Universen vor dem Urknall? Wie kommt es zur „kosmischen Inflation“? Wird es ein Ende der Welt geben oder geht der Kosmos nur in andere Welten über? Es geht um den authentischen Fingerabdruck des Urknalls. Nach neuesten Hypothesen ist er kein Anfang, sondern ein „Durchgang“, der sich u.U. in 1000 Milliarden Jahren wiederholen kann. String-Theorie, Gravitationswellen und die kosmische Hintergrundstrahlung sind die Themen, mit denen sich die moderne Kosmologie befasst. Der neue Planck-Satellit trägt zur Vermessung der Hintergrundstrahlung und ihrer Unregelmäßigkeiten erstaunlich Neues bei.
Dr. Jean-Luc Lehners, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, berichtet.
Spannend und informativ.
► Moderne Roboter
Kognitive Robotik konkurriert und kooperiert mit der menschlichen Intelligenz. Moderne robotische Instrumente sind von besonderer Bedeutung in der Krebsdiagnostik und in der Chirurgie: differenzierte und wirksame Prothesen des menschlichen Fingerspitzengefühls und der ärztlichen Erfahrung. Zunehmend entsteht heute eine Symbiose zwischen künstlicher und natürlicher Intelligenz. Prof. Dr. Sir Brady, Universität Oxford, ist sowohl Experte auf dem Gebiet der Robotik wie auf dem Gebiet der Onkologie.
► Die Gladiatoren
Morgens: Tierkämpfe, mittags: Hinrichtungen, nachmittags: die Gladiatoren. Das ist der Tag in einer römischen Arena. Der Höhepunkt sind die Kämpfe der Gladiatoren.
Das Besondere der Gladatorenkämpfe liegt nicht im Kampf, sondern darin, dass Publikum und Kaiser öffentlich und gemeinsam darüber entscheiden, ob der Besiegte Tod oder Leben verdient hat. Rituell wird so der Begriff der „römischen Tapferkeit“ vorgeführt. Dies ist nicht bloß Sensation und Unterhaltung, sondern ein politisches Forum, auf dem es um das Verhältnis von Volk und Kaiser geht. Gladiatorenkämpfe werden auch von Frauen ausgetragen. Eine der frühesten Traditionen ist der Kampf eines blinden Mannes gegen einen großen Hund. Prof. Dr. Christian Mann, Althistoriker, berichtet.
► Late Night Show mit Helge Schneider
Helge Schneider im verbalen Schlagabtausch mit Alexander Kluge. Der Kabarettist und Unterhaltungskünstler schlüpft in drei markante Rollen: Skilehrer der Kanzlerin, Lenins Friseur und verkanntes Model von Abu Dhabi. Außerdem dabei: Eine Sondereinlage außerhalb jeder Rolle: „Ich und mein Saxophon“.
► Das Weichziel ist der Mensch
Oberstleutnant Sanftleben erläutert Kernprobleme der Truppe. Die Bundeswehr steht heute in Afrika, am Hindukusch und auf dem Balkan im Einsatz. Sie ist nicht mehr die Territorialstreitmacht, die einen einheitlichen Gegner aus dem Osten erwartet. Wie verändert das die Betrachtung? Wie antwortet die Truppe auf die neue Herausforderung? Was sagt Clausewitz dazu? Oberstleutnant Sanftleben über Grundsatzfragen und Erfahrungswerte im Umgang zwischen Truppe und Öffentlichkeit.
Georg Schramm als Oberstleutnant Sanftleben.
► Ich bin Hirnforscher
Thomas Südhof ist ein Grenzgänger zwischen Europa und den USA. Er gehört zu den weltweit bedeutendsten Hirnforschern. Am milliardenschweren Human Brain Project ist er beteiligt. Vor etwa 800 Millionen Jahren, sagt er, entwickelten sich aus urzeitlichen Lebensformen die Tiere. Was sie von Anfang an auszeichnet, sind chemische und später elektrische Botenstoffe und Signale, die die lebendigen Reaktionen ausmachen. Aus dieser internen Kommunikation („empfindender Zellen“) entwickeln sich Nerven und Hirn.
Die Potenz dieser Gehirne, vor allem die des menschlichen, ist enorm. Dies ist paradoxerweise der Unbestimmtheit und Ungenauigkeit der Informationsübertragung zwischen den Synapsen, den Verbindungs- und Nahtstellen zwischen den Elementen des Gehirns, zu verdanken. Gerade die Unbestimmtheit gibt die Chance für die Ausweitung der Information. In ihr besteht die Plastizität des Denkorgans.
Dieses Gehirn, das untrennbar mit dem Körper verknüpft ist, bleibt auch für die modernste Forschung ein Rätsel. Ein Schwerpunkt der Forschung von heute bezieht sich auf die Krankheiten des Geistes, von denen Thomas Südhof annimmt, dass wir deren organische Basis künftig erkennen werden.
Es gibt wenige Personen in der Welt, die so überzeugend sagen können „Ich bin Hirnforscher“ wie Prof. Dr. Südhof.
► Friedrich Nietzsche und das Hollywood-Kino
In seiner berühmten Schrift „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ warnte Friedrich Nietzsche vor dem Sog des Totengerichts. Die Geschichte, sagte er, müsse den Lebenden dienen.
Die Autorin und Nietzsche-Forscherin Prof. Dr. Elisabeth Bronfen von der Universität Zürich bringt die Thesen Nietzsches in Zusammenhang mit den Praktiken des Hollywood-Films. An dem Spielfilm „The Gladiatior“ zeigt sie, wie erfolgreich Hollywood Nietzsches Philosophie umsetzt.
► Intimizid
Eine Frau ersticht ihren Mann, weil sie glaubt, er wolle sie angreifen. An dem Tag, an dem er seinen Sohn getötet hat, wollte der Täter eigentlich auch seine Lebensgefährtin ermorden.
Prof. Dr. Andreas Marneros, der langjährige Chef der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in der ersten Reihe der Gerichtspsychiater in Schwurgerichtsprozessen berichtet aus seiner Praxis. Was unterscheidet Mord und Totschlag? Was bedeuten die Tatbestandsmerkmale „Heimtücke“ und „Mordlust“? Wie geht der Psychiater mit solchen Begriffen des Gesetzes um?
Begegnung mit Prof. Dr. med. Dr. h.c. Andreas Marneros.
Spannend und informativ.
► Die Werwölfe
Die Werwölfe sollten aus den Wäldern und aus dem Untergrund zuschlagen und die nach Deutschland eindringenden Streitkräfte der Westalliierten und der Roten Armee durch Terror bekämpfen.
Deutsche Überläufer sollten sie bestrafen. Die Idee war den erfolgreichen Aktionen der Partisanen gegen die deutsche Besatzungsmacht in Russland und auf dem Balkan abgelesen. Die Werwolf-Organisation wurde erst im Herbst 1944 begründet und ist nicht im Sinne ihrer Gründer wirksam geworden. Der Sachbuchautor Volker Koop berichtet über Mythos und Realität des Werwolf auf der Grundlage seiner Recherchen und seines spannenden Buches über dieses Thema.
► Ameisen
Zusammen mit anderen sozialen Insekten stellen Ameisen die größte Biomasse auf dem Planeten Erde da. Das Interesse an den kleinen Krabblern besteht weltweit – auch unter Literaturwissenschaftlern.
Ihre Evolution, ihre vom Menschen abweichenden Körper und Lebensweisen sind eine Realität. Zugleich ranken sich um sie Erzählungen, in denen menschliche Erfahrungen, Staatsmacht, Tugenden und Sozialverhalten auf Ameisen bezogen werden. Oft vermischen sich Erzählungen über Bienen und deren Staaten mit Geschichten über Ameisen und deren Königinnen. Andere Geschichten handeln von Raubameisen und dem Wunder an Kooperation, das in Ameisengesellschaften herrschen kann. Prof. Dr. Niels Werber, Universität Siegen, schreibt in seinem Buch „Ameisen-Gesellschaften“ über diese Erzählungen.
► Faces
Der Kulturwissenschaftler Hans Belting verfolgt in seinem neuen Buch „Faces“ die Phänomene Gesicht, Maske, Portrait, Foto und das Abbild des Gesichts in der Kunst auf subtilen und überraschenden Wegen.
Aus dem Gesicht eines Gegenübers versuchen wir abzulesen, wer die andere Person ist, worin ihre Wahrheit und ihr Wesentliches besteht. Tatsächlich sind aber von Anfang der Menschheitsgeschichte bis heute Gesicht und Maske untrennbar verschränkt. Das gilt für das Leben wie für die Kunst. Eine Geschichte des Gesichts ist deshalb immer auch eine Geschichte der Maske.
► Störung als Motor der Organisation
Organisation antwortet auf Störung. Führung und Management in der Moderne, sagt der Soziologe Dirk Baecker, sind nichts anderes als die „geordnete Störung einer Organisation“. Ohne solche Störungen – die entweder von außen oder von innen, von oben oder von unten kommen – wird die Organisation schläfrig und stumpf. Die Zeit des heroischen Managements und der heroischen Unternehmensführung ist vorbei. Prof. Dr. Dirk Baecker, Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, über paradoxe und überraschende Besonderheiten im postheroischen Management.