NZZ GESCHICHTE
Heute erscheint die erste Ausgabe des neuen Schweizer Magazins NZZ Geschichte. Die «Neue Zürcher Zeitung» erweitert ihre publizistische Produktpalette mit einem auf historische Themen fokussierten Magazin. «NZZ Geschichte» wird sowohl die internationale als auch die Schweizer Geschichte in ihren verschiedensten Facetten und Auswirkungen auf die Gegenwart beleuchten.
Neben einem Schwerpunktthema werden weitere historische Ereignisse und Prozesse abgehandelt, wobei interne und externe Autoren zu Wort kommen.
„Das neue Magazin NZZ Geschichte macht verständlich, wie wir Menschen wurden, was wir heute sind. Prominente Historiker und Journalisten beschreiben relevante geschichtliche Ereignisse so, dass sie lebendig werden. Ein besonderer Fokus des Magazins, das Sie unter www.nzz.ch/geschichte auch abonnieren können, liegt auf der Schweizer Geschichte. Die Titelgeschichte der ersten Nummer steht unter der Zeile „Napoleon – Erfinder der modernen Schweiz“, geschrieben vom bekannten Historiker Thomas Maissen. Er erzählt, wie Napoleon den zerstrittenen Schweizern Anfang des 19. Jahrhunderts half, ihr föderalistisches Staatsmodell zu finden. Andere Themen sind unter anderen die Geschichte der Mutterliebe, das EG-Beitrittsgesuch der Bundesrates im Mai 1992 oder ein Gespräch mit dem Historiker Ian Morris über 15000 Jahre Menschheitsgeschichte.“ (Peer Teuwsen, Leiter publizistische Projekte)
Aus diesem besonderem Anlass haben wir auf dctp.tv die neue Themenschleife DIE GESCHICHTE DER SCHWEIZ für Sie zusammengestellt.
Im Herzen Europas gelegen ist die Schweiz dennoch kein Mitglied der Europäischen Union. Das hat auch historische Gründe. Die Nationalstaaten Europas entstanden in ihrer Mehrheit aus Monarchien. Der Begriff des Staates funktionierte von oben nach unten über Beamte, Finanzen und Militärs. Drei Gemeinwesen hoben sich vor der Französischen Revolution davon ab: die Republik Venedig, die Republik der Vereinten Niederlande (nach dem Freiheitskampf gegen Spanien) und die Eidgenossenschaft. Von diesen überstand nur die Schweiz die napoleonische Epoche als Republik und blieb danach in den Konflikten Europas neutral.
Bis dahin hatte dieses aus Kantonen zusammengesetzte Gemeinwesen seine Eigentümlichkeiten lange im Rahmen, aber allmählich auch in Abgrenzung zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation entwickelt. Einige Qualitäten, die gerade die Modernität der Schweiz ausmachen, haben ihre Wurzel in diesen sehr alten politischen Formationen: Gemeindeautonomie und Föderalismus, das Konkordanzprinzip, das ländliche Selbstverständnis, die demokratische Mitsprache und die weltweite Vernetzung.
Endgültig ein Nationalstaat und eine geschlossene Einheit wurde die Schweiz erst durch Napoleon und durch die Schweizerische Bundesverfassung von 1848. Doch noch immer gilt: „Schwache Regierung, starke Verbände“.
Ein Blick auf die Eidgenossen im Herzen Europas: 6 Filme, 1 Thema.
► Die Geschichte der Schweiz – 6 Filme über die Eidgenossen
► Im Herzen Europas
Der Bundesratspräsident und Außenminister der Schweiz Didier Burkhalter hat den Vorsitz in der OEZE inne und spielte bei der Krisenlösung im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland eine zentrale Rolle. Eine solche Position ist nur möglich, weil die Schweiz nicht der EU und auch nicht der NATO angehört und zugleich politisch zum Westen gehört. So besteht die Schweiz aus einer Fülle von Besonderheiten. In diesem Land gibt es die wohl größte Zahl von Orten, an denen markante Friedens-konferenzen stattfanden. Die Schweiz hatte das Glück, in den zwei Weltkriegen im 20. Jahrhundert neutral geblieben zu sein. Die Schweiz ist ein Kernland Europas und hält sich zugleich unabhängig von der Administration in Brüssel.
Die Geschichte von Wilhelm Tell ist eine Sage. Aber die Schweiz ist wie sonst einst nur die Republik Venedig und bis heute die Vereinigten Niederlande nicht aus einer Monarchie und durch Beamte zum modernen Staat geworden, sondern von unten nach oben durch direkte Demokratie und Verständigungen unter Nachbarkantonen. Ein Land mit solchen Wurzeln, wie sie sich noch heute in den obligaten Volksab-stimmungen zeigen, funktioniert anders und ist auch anders legitimiert als viele multinationale Verträge, die auf ihre demokratische Legitimierung nicht immer transparent sind.
Napoleon war 1803 „Mediator“ der Schweizer Einheit. 1948 kam in der Schweiz eine Bundesverfassung zustande. Anders als für Deutschland hatte das Jahr 1848 für die Schweiz ein positives Ergebnis. Zu den Schätzen der Schweiz gehört auch ein ungewöhnlicher Reichtum der gesprochenen Sprache. Er ist im IDIOTICON, einer Entsprechung zum Grimmschen Wörterbuch, gesammelt.
Die Schweizer Botschaft in Berlin hat ihren Sitz in einem Gebäude, das 1945 im zerstörten Berlin erhalten blieb. Nach der Wende zeigte sich, dass dieses Gebäude dem Bundestag und dem Regierungsviertel von allen Botschaften, die es in Berlin gibt, am nächsten liegt.
Was sind Konflikte, was sind Synergien im Verhältnis von EU, Bundesrepublik und der Schweiz? Was macht ein Schweizer Botschafter? Begegnung und Gespräch mit dem Botschafter mit Tim Guldimann auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) 2015.
► Die Eidgenossen
Im Herzen Europas gelegen ist die Schweiz dennoch kein Mitglied der Europäischen Union. Das hat auch historische Gründe. Die Nationalstaaten Europas entstanden in ihrer Mehrheit aus Monarchien. Der Begriff des Staates funktionierte von oben nach unten über Beamte, Finanzen und Militärs. Drei Gemeinwesen hoben sich vor der Französischen Revolution davon ab: die Republik Venedig, die Republik der Vereinten Niederlande (nach dem Freiheitskampf gegen Spanien) und die Eidgenossenschaft. Von diesen überstand nur die Schweiz die napoleonische Epoche als Republik und blieb danach in den Konflikten Europas neutral.
Bis dahin hatte dieses aus Kantonen zusammengesetzte Gemeinwesen seine Eigentümlichkeiten lange im Rahmen, aber allmählich auch in Abgrenzung zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation entwickelt. Einige Qualitäten, die gerade die Modernität der Schweiz ausmachen, haben ihre Wurzel in diesen sehr alten politischen Formationen: Gemeindeautonomie und Föderalismus, das Konkordanzprinzip, das ländliche Selbstverständnis, die demokratische Mitsprache und die weltweite Vernetzung.
Endgültig ein Nationalstaat und eine geschlossene Einheit wurde die Schweiz erst durch Napoleon und durch die Schweizerische Bundesverfassung von 1848. Doch noch immer gilt: „Schwache Regierung, starke Verbände“.
Ein solches Laboratorium einer weltläufigen Sonderentwicklung mit starken Kontinuitäten zu den reichsfreien Städten und Genossenschaften des Mittelalters lohnt es sich zu studieren, gerade in einem Europa der Krisen.
Prof. Dr. Thomas Maissen, Schweizer Historiker an der Universität Heidelberg und seit September 2013 Direktor des Deutschen Historischen Instituts Paris, über seine kompakte Geschichte der Schweiz und sein spannendes Buch über die GEBURT DER REPUBLIK.
Spannend und informativ.
► Aus dem Handbuch der politischen Erfahrung
Nach wie vor ist die Schweiz ein Ort, von dem alle Weltverhältnisse gelassen ins Auge gefasst werden können. Die Neutralität der Schweiz gibt es auch als Dimension der Öffentlichkeit. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, ein Blatt, das vor 228 Jahren gegründet wurde.
Auf der Sicherheitskonferenz in München (Munich Security Conference 2009), auf der die strategischen Krisenpunkte der Welt debattiert werden, treffen wir den Chefredaktor der NEUEN ZÜCHER ZEITUNG, Markus Spillmann
► „Aktive Neutralität“
Micheline Calmy-Rey ist Leiterin des Departements für Auswärtige Beziehungen und turnusgemäß Bundespräsidentin der Schweiz. Die Politikerin stammt aus Genf. Der traditionell auf Zurückhaltung beruhenden Neutralitätspolitik der Schweiz hat die energische Politikerin den Begriff der „aktiven Neutralität“ hinzugefügt.
Begegnung mit der Schweizer Bundespräsidentin.
► Wieviel Bewaffnung braucht die Schweizer Neutralität?
Seit 713 Jahren gibt es die Landesverteidigung der Eidgenossen. In den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts war die Schweizer Neutralität auf besondere Abwehrbereitschaft gegründet. Insofern sagt man, die Schweiz „hat nicht eine Armee, sie ist eine Armee“. Der Chef der Schweizer Armee, Korpskommandant Christophe Keckeis, berichtet, wie sich die Schweizer Streitkräfte einerseits unabhängig halten, andererseits an der modernen Transformation des Militärs in der Welt teilnehmen. Wieviel Bewaffnung braucht die Schweizer Neutralität?
► Eidgenossen in den Kolonien
Die Schweiz war keine Kolonialmacht. Aber viele Schweizer, Heimweh im Herzen, arbeiteten in der Fremde und suchten dort ihr Glück. So waren Schweizer Handelshäuser in Singapur im 19. Jahrhundert und über zwei Weltkriege hinweg im Tuchhandel aktiv. Für die Freizeit gründeten sie in ihrem asiatischen Domizil heimatliche Schützenvereine. Während des Gummi-Booms (die Gummibäume kamen aus Brasilien nach Sumatra) betrieben oder verwalteten Schweizer Plantagen. Die imperialen Kolonialherren, bei der Bevölkerung oft nicht beliebt, sahen die Zuarbeit der Eidgenossen gern. Auch hier galten Schweizer als neutral. Schweizer Söldner tun noch heute Dienst in der Garde des Papstes und verteidigten Ende des 18. Jahrhunderts den letzten französischen König bis zum Tod. Die Fortsetzung der „Schweizer Fremdarbeit“ setzt sich im Zeitalter des Imperialismus auf kommerziellem Gebiet fort.
Der Historiker Dr. Andreas Zangger, der in Amsterdam lebt und die Schicksale von Eidgenossen während der Kolonialzeit untersucht hat, berichtet.
Spannend und informativ.
Verwandte Themenschleifen
Mythos Stau, Maut gegen Verkehrskollaps, Straßenbahnen in Paris und intensive Nachrichten aus der Schweiz. Mobilität ist Dauerthema der Moderne. 9 Filme. Absender: NZZ Format.
Die menschliche Zivilisation entstand zweimal, jeweils getrennt: einmal im Osten (China, Indien), dann im Westen (Rom, Frankenreich). Die Menschheit ist ein Zwilling. Seit Leibniz und Goethe gibt es den versonnenen Blick auf China und wieder zurück auf uns selbst. Der rasante Aufstieg, den China heute vorführt, hat diesen Spiegeleffekt beachtlich vergrößert. Westler, die in diesen Spiegel hineinblicken, sehen etwas von sich, was sie bis dahin noch nicht wussten.
Das mehr als 2 000 Jahre alte Japan, durch Fukushima neu in den Blickfang gerückt, besitzt Traditionen, die denen Europas ähneln, aber auch Traditionen, die es für uns mit viel Fremdheit ausstatten.