Peter Konwitschny inszeniert Leoš Janáčeks Oper in Augsburg
In einem mährischen Dorf im 19. Jahrhundert. Es herrscht strenge sittliche Kontrolle auf Gegenseitigkeit. Jenufa ist schwanger. Unehelicher Vater ist ihr Halbbruder, ein leichtsinniger Mensch, Schwarm der Frauen im Ort. Wenn das Kind ohne Vater zur Welt kommt, ist Jenufa so gut wie tot.
Hauptgestalt der Oper ist die sogenannte Küsterin, die Ziehmutter Jenufas. Sie will das Schicksal Jenufas wenden. Gleich nach der Geburt ertränkt sie das Kind in einem winterlichen Gebirgsbach. Jetzt ist der Weg für Jenufa frei. Sie heiratet den anderen Halbbruder, einen soliden Menschen. Während die Hochzeit gefeiert wird, wird das tote Kind am Ufer angeschwemmt, herangebracht. Die Küsterin wird verhaftet.
Janáček hat diese Familientragödie in eine unvergleichbare Musik gebracht. Diese Musik verbindet eine Tonalität mit der melodischen Kraft Puccinis mit einer genauen Beobachtung und Wiedergabe dessen, wie Menschen in der tschechischen Sprache wirklich sprechen. In der eindrucksstarken Inszenierung von Peter Konwitschny am Theater Augsburg liegt der Höhepunkt in der Szene, in der Jenufa ahnungsschwanger von ihrem gerade geborenen Kind träumt, das in diesem Moment umgebracht wird. Die Sologeige und Jenufa treten miteinander in ein Duett, das der Zuschauer nicht vergessen wird.
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► Die Sache Makropoulus
Nach einem Boulevardstück des Prager Schriftstellers Karel Capek komponierte Leoš Janáček eine seiner treffsichersten und ernsthaftesten Opern: Die Sache Makropoulos.
Die Handlung: im Jahre 1585 wünschte sich ein Habsburger Kaiser, ewig zu leben. Sein Alchimist braute eine Mixtur, die ewig jung hält. Der Kaiser war misstrauisch. Der Alchimist sollte das Getränk zuerst an seiner Tochter ausprobieren. Darüber starben Kaiser und Alchimist. Die Tochter aber blieb dauerhaft 16 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Uraufführung der Oper im Jahre 1922 war sie somit 337 Jahre alt. Sie hat viele Männer und Liebhaber überlebt. Ein Ur-Ur-Urenkel versucht sie im 1. Akt der Oper zu verführen. Sie ist so alt wie die Geschichte der Oper. Sie ist voller Erfahrung. Die Oper handelt von dem Prozess, in dem sie das schriftlich niedergelegte Geheimnis der jugendbringenden Mixtur für sich erstreiten will. Am Ende verzichtet Emilia Marti (sie trug in ihrem über 300 Jahre währenden Leben zahllose weitere Namen) darauf, das Mittel einzunehmen und wählt den Tod.
Die Bayerische Staatsoper München hat diese singuläre Oper in einer höchst packenden und modernen Fassung neu herausgebracht. Inszenierung: Árpád Schilling. Musikalische Leitung: Tomáš Hanus. In der Partie der Emilia Marti, nach Stimme und Spiel überragend, Nadja Michael.