Der September-Corner von 1888 im Hamburger Kaffee-Handel
Einen „Corner“ nennt man in der Wirtschaftsgeschichte eine Spekulationsblase, oft hervorgerufen durch den Informationsvorsprung einzelner Marktteilnehmer. Es entsteht ein Herden- oder Schwarmverhalten. Der Überschätzung der künftigen Entwicklung, die sich in den Preisen ausdrückt, folgen anschließend Lieferengpässe und Insolvenzen. Dies war markant zu beobachten im Hamburger Kaffeehandel im Drei-Kaiser-Jahr 1888. Die ehrbare Kaufmannschaft, die Kaffeehandel betrieb, war in einem Club organisiert, in dem Vertrauensregeln galten. Die wurden massiv gestört durch den Crash.
Am Beispiel eines Spekulanten, der tatsächlich seine Clubrivalen übertölpelt hatte, zeigt die Wirtschaftshistorikerin Dr. Julia Laura Rischbieter, dass bei einem Sünder, der viele Freunde im Club hat, Gnade vor Recht ergeht. Im Fall eines anderen Kaufmanns, der die Spekulation ausdrücklich kritisiert hatte, aber als Querulant galt, wurde die Ausstoßung beschlossen. Der Kaufmann wurde isoliert, geriet in Insolvenz und nahm sich das Leben.
Eine frühe Erfahrung über die Mechanismen von Termingeschäften und Insolvenz. Lange vor der Finanzkrise von 2008. Spannend und informativ.
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► Der Club der grauen Männer
Weder die Finanzkrise noch die funktionierenden Finanzmärkte wird man verstehen, wenn man nur die Institutionen (Börse, Weltwährungsfonds, Bankenaufsicht, G20-Gipfel und Davos) betrachtet. Die wesentlichen Einflüsse sind immer auch persönlich und über Bekanntschafts- und Vertrauensverhältnisse (auch Misstrauensverhältnisse) geregelt.
In der zweiten Reihe der großen Konferenzen und Institutionen sitzen, sagt die Wirtschaftshistorikerin Dr. Julia Laura Rischbieter, die grauen Männer. Sie sind die wahren Entscheider. Ihre Geschichte muss man schreiben.
Spannend und informativ.
► Kapitalismus ist keine Einbahnstraße
Hilmar Kopper, geboren 1935, war Sprecher des Vorstands der Deutschen Bank und im Anschluss daran Vorsitzender von deren Aufsichtsrat. Die Abschnitte seines Lebens liegen in Zeiten, die sich rasch veränderten.
Wie beurteilt er aufgrund seiner Erfahrung die Finanzkrise, die wir heute erleben? Was ist der Kern des Bankgeschäfts? Was ist daran in Veränderung begriffen? Oder gelten die alten Tugenden? Hilmar Kopper stellt fest: „Kapitalismus ist keine Einbahnstraße“.
► The Yes Men (re:publica 2014)
The YES MEN have been doing their hare to change the world as activist and artists over the past decade. During their opening key note at re:publica the YES MEN will reflect how their activist strategies have changed over the years, with changing media realities and digital tools for identity correction. They will also give a sneak preview to their new projects and discuss how their work goes hand in hand with their political work.
Opening Keynote und Interview mit Philip Banse
► Der blinde Fleck in der Intelligenz der Banken
Am 15. September 2008 stürzt Lehman Brothers ab. Mit sehr anschaulichen Metaphern erklärt der Soziologe Dirk Baecker, wie es zum Zusammenbruch dieser Privatbank kommen konnte. Gleichzeitig erläutert er damit die Probleme, die Risiken und die Bedeutung von Vertrauen sowohl im gesamten Finanzsystem als auch in verschiedenen Konstellationen einzelner Akteure.
Wie verhalten sich intelligente Akteure in einem Labyrinth? Wie handeln Banken in der Krise? Auf was kann man sich verlassen?
Der Sturz von Lehman Brothers und die Kollateralschäden, die die Bankenkrise auslöste, bilden eine Herausforderung an sämtlichen traditionellen Lehrmeinungen in der Ökonomie und in der Soziologie.
Dirk Baecker, Soziologe an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, über die Frage: Worauf kann man vertrauen? Worauf kann man auf keinen Fall vertrauen?