Heute Abend im TV: Das Kriminelle und die Balance (10.12.2014, 0:45 Uhr bei News & Stories auf SAT1)

Hans Leyendecker über Verlässlichkeit, Korruption und Charakter
Das Wort „korrupt“ kommt aus dem Lateinischen und heißt „verrottet“. Obwohl es in den verschiedenen Ländern und Kontinenten unterschiedliche Auffassungen gibt, wo genau Korruption und Kriminalität beginnt, existiert doch ein Grundkonsens, dass Korruption schadet und jemand, der korrupt ist, sich aus der Gesellschaft ausgrenzt.
Was sind die Motive für Korruption? Gier? Ego? Fahrlässigkeit? Ein klassisches Motiv, sagt Hans Leyendecker, ist der Wunsch nach Vergeltung. Einer ist zu kurz gekommen und will das, was ihm nicht gegeben wurde, sich verschaffen.
In traditionellen Gesellschaften (bis zurück zu den vorbürgerlichen Clans und Stämmen) gibt es Patronats- und Treueverhältnisse. Sie beruhen auf „Gabe und Gegengabe“. Diese Grundströmung, von Geben und Nehmen ist auch in allen Arbeitsprozessen, Kooperationen, Näheverhältnissen üblich. Es wird auch keine Politik geben, ohne dieses Grundwasser an gegenseitigem Vertrauen, zu dem auch Zeichen von Gefälligkeit gehören. Wenn ein Staatsanwalt die Tasse Kaffee, die ihm angeboten wird, nicht annimmt, geht er von einer Nullgrenze der Toleranz aus, die nicht nur unrealistisch, sondern menschenunfreundlich ist.
Dies stellt die Abteilungen für Compliance und Integrität in den Wirtschaftsunternehmen vor immer erneut aktuelle Fragen. Wie verhalt man sich bei Shit-Storm? Gibt es für jemand, der sich schuldig gemacht hat, einen Rückweg? Wie verhält man sich in den Nebeln wirklicher Verhältnisse, wenn diese Abgründe enthalten? Was heißt Charakter? Was heißt Verlässlichkeit?
Unsere heutigen Öffentlichkeiten, besonders auch das Netz, können unbarmherzig sein. Wer definiert, was Unrecht ist? Es ist wichtig, feste Grenzen gegenüber dem Kriminellen und der Korruption zu ziehen. Ebenso wichtig ist dabei das Augenmaß und die Balance zu bewahren, die dem Sünder im Einzelfall auch den Rückweg möglich machen.
Hans Leyendecker ist seit Jahrzehnten als investigativer Journalist tätig. Er ist Leitender Politischer Redakteur der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Gemeinsam mit Georg Mascolo arbeitet er an investigativen Projekten, die Standards gesetzt haben. Er berichtet aus reicher Erfahrung.
 
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► Korruption ist überall
korruption-ueberallHans Leyendecker über Korruption in Afrika, Asien, Südamerika, Russland und in unserem eigenen Europa: Korruption ist überall. Untreue, Betrug, Schmiergeld und andere DUNKELFELDER DER KORRUPTION sind uralte Erscheinungen der menschlichen Gier. Unterscheidet sich die Gier früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte von der Gier unserer Tage? Was weiß man von der Typologie der Täter? Wie und von wem wird Korruption verfolgt?
Hans Leyendecker, Leitender politischer Redakteur der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, über Alchemie und Artenvielfalt der Bestechung.


► Wie eine Niederlage verschönert wird
leyendeckerIn der größten Abwehrschlacht in der europäischen Konzerngeschichte, der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone, ging es um ein Gesamtobjekt von etwa 270 Mrd. Deutsche Mark. Als der Kampf verloren schien, verschönerte ein Geldsegen den Verlierern die Niederlage. Dem Vorstandsvorsitzenden von Mannesmann, in der Presse genannt: „Das Superhirn“, der die Verteidigung des deutschen Konzerns gegen die britischen Haie geleitet hatte, wurde die Niederlage durch eine Millionenabfindung vergoldet.
Der Journalist Hans Leyendecker widmet in seinem neuen Buch „Die Korruptionsfalle“ diesem Vorgang das Kapitel „Gesetze der Gier“.
 


► Der Öffentlichkeitsmacher
korruptionsfalle-filmHans Leyendecker, geboren 1949, gilt als „der Chefenthüller der Republik“. Die Affären Flick, Barschel, Späth und Kohl sind Stichworte.
Leyendecker ist Leitender politischer Redakteur der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Seine Leidenschaft gilt der Herstellung von Öffentlichkeit. Er berichtet über seine Arbeit.
Zur Wahrhaftigkeit eines solchen Berichtes gehört, sagt Leyendecker, dass der Journalist auch seine eigenen Fehler offen zugibt.
 


► Das Unternehmen Aufklärung
unternehmen-aufklaerungNoch bei der SPIEGEL-Krise des Jahres 1962 wurde der Herausgeber Rudolf Augstein wegen Veröffentlichung eines illegalen Staatsgeheimnisses verhaftet. Im 21. Jahrhundert ist ÖFFENTLICHKEIT eine der wenigen vertrauenswürdigen Formen der GEGENMACHT. Georg Mascolo, Chefredakteur des SPIEGEL, über den Umgang mit WikiLeaks und über die heutigen Themenschwerpunkte in der Welt: „Das Geheimnis des Staates kann nicht das Geheimnis des Journalisten sein“.