Prof. Dr. Michael Zeuske über die Globalgeschichte der Sklaverei
Sklaverei besteht dort, wo Menschen als eine Sache und Ware, als ein Wertobjekt gelten und ihre Arbeitskraft getauscht und angeeignet werden kann. Einfache Unterdrückung ist noch nicht Sklaverei. In diesem Sinne gibt es Sklaven etwa seit 10.000 Jahren und es gibt sie bis heute.
Der Historiker Michael Zeuske, schrieb eine Globalgeschichte der Sklaverei. Wenig bekannt ist es, dass die stärkste Expansion des Sklavenhandels zunächst nach Asien verlief. Eine dramatische Steigerung enthielt dann die Verschiffung von Sklaven über den Atlantik in die Karibik, nach Lateinamerika und in die U.S.A.. Gegenwehr und Aufstände der Sklaven hat es zu vielen Zeitpunkten gegeben, aber nur der legendäre Aufstand der Sklaven auf Haiti in der Zeit der Französischen Revolution hatte Erfolg.
Mit der Abschaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels im 19. Jahrhundert endete die Sklaverei tatsächlich überhaupt nicht. Ihre Praxis nimmt in den Kuli-Arbeitsverträgen und in den verdeckten Formen, in denen sie heute stattfindet, eher zu als ab.
Begegnung mit Prof. Dr. Michael Zeuske, Universität Köln.
Spannend und informativ.
► Was ist ein Sklave?
Literaturempfehlung:
Michael Zeuske – Geschichte der Sklaverei: Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart
Die Geschichte der Sklaverei wird in diesem Handbuch erstmalig in globalgeschichtlicher Perspektive systematisch dargestellt. Ausgangspunkt ist ein Verständnis von Sklaverei als Kapitalisierung menschlicher Körper. Analysiert werden die unterschiedlichsten Typen der Sklaverei – auf allen Kontinenten, in ihrer jeweiligen Benennung und in ihrem historischen Kontext. Auf breiter empirischer Basis entsteht auf diese Weise eine Geschichte der Sklaverei, die circa 10.000 vor Christus begann und bis in die heutige Zeit andauert.
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► Die Weltgeschichte der Sklaverei
In der Geschichte der Menschheit war Sklaverei lange Zeit der Normalzustand. Aristoteles hielt sie für gerechtfertigt. Nur eine Minderheit bekämpfte sie in der aufkommenden christlichen Kirche. Später war der Sklavenexport von Afrika in den Nahen Osten und nach Asien zeitweise umfangreicher als der nach Amerika.
Prof. Dr. Egon Flaig, Althistoriker an der Universität Greifswald und Autor des Buches WELTGESCHICHTE DER SKLAVEREI, berichtet.
► Die Royal Navy und die Ordnung der Welt
Die Royal Navy, die unter Nelson bei Aboukir und Trafalgar die Weltgeschichte für England und gegen Napoleon entschied, war kein bloßes Kriegswerkzeug. Sie war, vor allem nachdem sie die Meere beherrschte, auch eine Zivilisations-maschine. Sie beendete den Sklavenhandel. Sie brachte die Erdbeeren erstmals nach Tahiti, transportierte die Brotfrucht, als Nahrung der Sklaven und der Armen, in die Karibik. Viele ihrer Kapitäne befassten sich mit Erderkundung wie der Kapitän Cook, der bei einem dieser Abenteuer tragisch umkam.
► Fürst Pückler und sein Sklavenmädchen
Fürst Pückler ist bekannt für das „Fürst Pückler Eis“ und die von ihm angelegten Parks in Schloss Pückler-Muskau an der Oder, in Branitz, Babelsberg und am Ettersberg bei Weimar. Es hat in Deutschland nie wieder so großzügige Parkanlagen gegeben.
Fürst Pückler besuchte auch fremde Länder und Kontinente. Auf dem Sklavenmarkt in Sudan kaufte er ein Sklavenmädchen, nackt und minderjährig. Sie nannte sich Maehbuba. Ein Zertifikat bestätigte, dass sie Nachkomme der äthiopischen Prinzessin Aida sei. Von Stund an begleitete das Mädchen den Fürsten. Sie verlebten schöne Tage auf dem Schloss des Fürsten und in der Hauptstadt Preußens, Berlin. Das Sklavenmädchen war die Sensation der Ballsaison 1840/41.
Der Dauerregen im kalten Deutschland führte nach kurzer Zeit zu einer Grippe Machbubas. Sie starb an einer Lungenentzündung. Der untröstliche Fürst machte sich erneut auf Reisen.
Eine Liebesgeschichte im Geiste des Kolonialismus. Digne M. Markovicz mit ihrem Team Annalisa Maggiani und Mario Morleo.