Dr. Andreas Zangger über Schweizer in Singapur und Sumatra
Die Schweiz war keine Kolonialmacht. Aber viele Schweizer, Heimweh im Herzen, arbeiteten in der Fremde und suchten dort ihr Glück. So waren Schweizer Handelshäuser in Singapur im 19. Jahrhundert und über zwei Weltkriege hinweg im Tuchhandel aktiv. Für die Freizeit gründeten sie in ihrem asiatischen Domizil heimatliche Schützenvereine. Während des Gummi-Booms (die Gummibäume kamen aus Brasilien nach Sumatra) betrieben oder verwalteten Schweizer Plantagen. Die imperialen Kolonialherren, bei der Bevölkerung oft nicht beliebt, sahen die Zuarbeit der Eidgenossen gern. Auch hier galten Schweizer als neutral. Schweizer Söldner tun noch heute Dienst in der Garde des Papstes und verteidigten Ende des 18. Jahrhunderts den letzten französischen König bis zum Tod. Die Fortsetzung der „Schweizer Fremdarbeit“ setzt sich im Zeitalter des Imperialismus auf kommerziellem Gebiet fort.
Der Historiker Dr. Andreas Zangger, der in Amsterdam lebt und die Schicksale von Eidgenossen während der Kolonialzeit untersucht hat, berichtet.
Spannend und informativ.
► Eidgenossen in den Kolonien
Literaturempfehlung
Andreas Zangger – Koloniale Schweiz: Ein Stück Globalgeschichte zwischen Europa und Südostasien (1860-1930)
Kolonialismus ist in der Schweiz kaum ein Thema. Doch obwohl das Land keine Kolonien hatte, lassen sich schweizerische Unternehmen und Migranten in allen Kolonien der Welt finden.
Am Beispiel der Handelsstadt Singapur und des Plantagengürtels in Sumatra untersucht Andreas Zangger die Beziehungen der Schweiz zum Kolonialismus zwischen 1860 und 1930. Mittels migrationsgeschichtlicher und transnationaler Ansätze zeichnet er den Aufbau von Netzwerken nach und analysiert die Beziehungen zu den Kolonialmächten sowie zu den Kolonisierten. Zangger legt dabei Verflechtungen zwischen der Schweiz und Südostasien offen und zeigt die Bedeutung der sogenannten ›Schweizer Kolonien‹ in Übersee für Industrie, Handel und Wissenschaft in der Schweiz.
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Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv:
► Der koloniale Traum
Der Eisenbahnbau in den Kolonien galt als der Stolz Europas. Die Expresslinie Kapstadt-Kairo blieb aber so unvollendet wie die Zugverbindung Casablanca-Suez. Ein besonderes Kapitel ist: Deutsche Eisenbahnen in Afrika. Dipl.-Ing. Alfred Schliephacke. Einst Planer der Eisenbahnstraße von Deutsch-Südwest nach Deutsch-Ostafrika, berichtet.
Peter Berling als Dipl.-Ing. Schliephacke.
► Die schönste Alpenbahn
Vor über hundert Jahren, gleich nach dem Bau des Gotthardtunnels, vollbrachte die Schweiz eine weitere Pioniertat des Eisenbahnbaus: In weniger als vier Jahren entstand die Bahnlinie Thusis – St. Moritz und erschloss damit das Oberengadin für den Tourismus. Die Rhätische Bahn fährt bis heute über die gleichen Brücken und durch die gleichen Tunnel wie damals. Eine noch größere Herausforderung war der anschließende Bau der Bernina-Bahn. Keine andere Bahn der Welt überwindet ohne Zahnradhilfe so steile Abschnitte (70 Promille) und so enge Kurven (Radius 45 m) wie die Rhätische Bahn zwischen St. Moritz (1850 m), Berninapass (2260 m) und Tirano (420 m).