Christian Welzbacher: Artenvielfalt in Beton
Das Wort “Bunker” bedeutet ursprünglich ein Vorratslager (wie man sagt “Kohle bunkern”). Es wird dann verwendet für Verteidigungsräume, in denen Soldaten oder Zivilisten gegen Beschuss geschützt werden sollen. Dieses Prinzip Bunker besitzt eine eigene Architektur und Artenvielfalt. Bunker gibt es als Kleinbunker für Familien bis zum Atombunker oder Raketensilo.
Das Hauptmaterial für Bunkerbau ist Beton. An sich sollen Bunker getarnt angelegt sein und wären so Ort einer unsichtbaren oder Anti-Architektur. Das entspricht aber nicht der Praxis. Der Zoo-Bunker in Berlin im 2. Weltkrieg oder die U-Boot-Bunker von St. Nazaire und heute die Bunker, in denen der Iran Atomkraft generiert, sind Riesenbauten. Das Bauen in Beton gelangt vom Bunkerbau in die moderne Architektur bis hin zum Bauhaus und zu Le Corbusier.
Das Prinzip Bunker ist zwiespältig.. Bunker sollen Schutz geben. Sie bilden aber zugleich ein attraktives Ziel für die Waffen des Gegners. Die Annahme gilt: Wer Bunker baut, hat etwas Aggressives vor. So werden Bunker zu Todesfallen.
Christian Welzbacher, Hochschullehrer für Kunstgeschichte und Spezialist für das Prinzip Bunker, berichtet.
Spannend und informativ.
► Das Prinzip Bunker
Literaturempfehlung
Christian Welzbacher – Bunker
Von allen Gebäudetypen der Moderne fasziniert nur noch der Wolkenkratzer die Menschen in ähnlicher Weise wie der Bunker. Bunker sind Bauwerke von mythischer Qualität und gleichzeitig ein Schlüssel zum Verständnis der Moderne. Über die reine Architekturgeschichte hinausgehend widmet sich Christian Welzbacher in diesem ungewöhnlichen, Grenzen sprengenden Essay dem Phänomen Bunker und seinem Erfinder, den Menschen. Er spannt den Bogen von der schutzbietenden Höhle über Le Corbusiers Betonkirche Ronchamp bis hin zu den heute entstehenden neuen Formen der Cyberbunker, Ausdruck von Angst und Misstrauen, das sich in die virtuelle Welt verlagert hat. Was verrät uns der Bunker über das Wesen des Menschen?
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