"Sprich nicht leichtsinnig vom Feinde"
Carl Schmitt ist eine der großen Autoritäten des deutschen Verfassungsrechts in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte gibt es niemand, der ihm im Ausdrucksvermögen für komplexe politische Sachverhalte das Wasser reicht. In der studentischen Protestbewegung von 1968 hatten die Gedanken des damals 70-Jährigen eine neue Blüte: "Schmittianimus von links". Dies gilt vor allem für eine seiner letzten Schriften "Die Theorie des Partisanen". Jürgen Busche, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, berichtet anlässlich einer kürzlich veröffentlichen, aufregenden Schrift von Heinrich Meier über den: "Begriff des Politischen bei Carl Schmitt". Politik, sagt Carl Schmitt, ist die genaue Bestimmung des Feindes. Deshalb: "Sprich nicht leichtsinnig vom Feinde". Carl Schmitt, sagt Jürgen Busche, ist einer der neugierigsten Menschen des Jahrhunderts, er besitzt eine "imperial Neugier". Martin Heidegger, Ernst Jünger und Carl Schmitt, drei wenig erforschte Bergwerke.
"Vorsicht vor zu raschem Verstehen"
Spannendes Gespräch mit Niklas Luhmann. Neben Jürgen Habermas gilt Niklas Luhmann als einer der interessantesten und konsequentesten Denker in Deutschland. Seine Gedanken werden weltweit diskutiert. Kern seiner Philosophie ist ein radikales Beharren auf Unterscheidungsvermögen. Es sind die Unterscheidungen, Spiegelungen, Echos und mögliche Umkehrungen, die die Maschinerien der Gedanken in Tätigkeit versetzen und in Produktivität halten: "Niemand kann etwas beobachten, wenn er es nicht unterscheidet". In dem Gespräch warnt Niklas Luhmann: "Vorsicht vor zu raschem Verstehen".
"Ort und Zeit ohne Grund ist Gewalt"
Viele Worte der antiken Philosophen gelten als rätselhaft. Ähnliches gilt für Texte von Hölderlin, die er in seinem letzten Lebensjahr schrieb und mit dem Namen Scardanelli unterzeichnete. Die rätselhaften Texte sind oft von großer Schönheit, d.h. sie setzen Gedanken in Bewegung, ohne dass dies zum "Verständnis" führt. Es gilt der Satz: Vorsicht vor zu raschem Verstehen. Der Satz "Ort und Zeit ohne Grund ist Gewalt" stammt von Aristoteles. Er sagt auch: "Ein Ort bleibt unverständlich, wenn man seine Bewegung nicht versteht". In der Schulde kommt das alles nicht vor. Das alles stark rhythmisiert, mit intensiven Bildern und GOA-Trance-Musik von Sunproject Macrophage.
"Das schnelle Pferd des Gedankens"
Der Philosoph, Soziologe und Naturwissenschaftler, Prof. Dr. Wang-Hui in Peking, gilt als der "chinesische Habermas". Sein besonderes Interesse widmet er der Rekonstruktion und Verankerung der Phänomene des 21. Jahrhunderts in der 4.000-jährigen Tradition Chinas. Vor dem Hintergrund dieser Vielfalt zeigt sich die Differenz zwischen europäischem und chinesischem Denken, wobei die Worte und Begriffe, auch wenn sie ähnlich oder gleich klingen, etwas höchst Verschiedenes bezeichnen können. Akzeptiert man aber diese Verschiedenheit, entsteht Verständigung.
In dem Gespräch mit Wang-Hui geht es um die Phänomene „Masse“, „Staat“, „Liebe“, „Gemeinwesen“ und „Sprache“. Schon die Namen großer europäischer Philosophen erhalten in der chinesischen Sprache eine interessante Bedeutung. So heißt Karl Marx wörtlich übersetzt „das schnelle Pferd des Gedankens“, Immanuel Kant heißt „der große und körperlich robuste Tugendhafte“, Hegel kann man mit „das tiefe Meer“ übersetzen.
Begegnung mit Wang-Hui und seinen „lebendigen Begriffen“.