Der vom International Theatre Institute (ITI) initiierte Welttag des Theaters wird jedes Jahr am 27. März begangen und hat zum Ziel, auf die Vielfalt und Bedeutung der Kunstformen Tanz und Theater aufmerksam zu machen.
Auch auf dctp.tv finden sich einige Beiträge, die sich mit der Bühne auseinandersetzen: Gespräche mit Theaterikonen wie Dimiter Gotscheff, Filme über die Geschichte des Theaters und ein Blick auf die Menschen im Hintergrund, ohne die der allabendliche Kulturbetrieb überhaupt nicht möglich wäre…
► Wie bringt man den 1. Weltkrieg auf die Bühne?
Der Weltenbrand, der sich im Jahr 2014 zum 100. Mal jährt, wurde anfangs von vielen Dichtern begrüßt. Später wurde er zum Thema intensivster Gedankenarbeit.
Arthur Schnitzler schrieb ein bewegendes Drama, in dem es um eine Liebesgeschichte geht. Das Liebespaar stirbt am 1. August 1914 an einem irischen Strand durch Selbstmord. Kein Wort von den Massakern des Kriegs, aber Zerstörung in der Liebe. Der Roman DER MANN OHNE EIGENSCHAFTEN von Robert Musil, wahrlich ein Welttheater, beginnt an einem Augusttag ein Jahr vor Ausbruch des Krieges. Die Erfahrung des Weltkriegs, in der Robert Musil als Österreich-ungarischer Offizier diente, ist der Subtext des gesamten Romans. Erwin Piscator und seine revolutionäre Bühne empfing nach 1918 ihren Impuls aus dem Weltkrieg. Das mächtigste Theaterwerk zum Thema stammt aber von Karl Kraus: „Die letzen Tage der Menschheit“. Daraus Szenen mit Bettina Hoppe, Max Hopp und Anne Ratte-Polle.
Der Intendant des Schauspiels Frankfurt, Oliver Reese, berichtet.
Spannend und informativ.
► Platzanweiserinnen im Bolschoi-Theater Moskau
Ohne die Platzanweiserinnen wäre das Bolschoi-Theater (die große Oper Moskaus) verloren. Im Augenblick bereiten sich die Platzanweiserinnen auf die Premiere des „Fliegenden Holländers“ von Richard Wagner vor. Niemand kann besser als sie die Handlung dieser Oper beschreiben. In der Inszenierung von Peter Konwitschny sprengt am Schluss die Heldin Senta Schiffe, Vorratshäuser und sich selbst in die Luft: Liebe ist ein Explosiv-Geschoss.
Als Übersetzerin: Rosemarie Tietze.
► „Die Sprache setzt die Körper in Bewegung“ – Begegnung mit Dimiter Gotscheff
Heiner Müller schrieb an den Regisseur Dimiter Gotscheff nach dessen Inszenierung des Müller-Dramas PHILOKTET den legendären Philoktet-Brief: das Manifest des SCHWARZEN THEATERS. Darin geht es um die Sprache der Körper und das Schweigen. Gotscheffs Inszenierung der ANATOMIE TITUS, der HAMLET-MASCHINE und des PHILOKTET, alles Dramen von Heiner Müller, sind entscheidende Kommentare zu dem Werk dieses Dramatikers.
Begegnung mit Dimiter Gotscheff.
► Die Herrin der Texte
Mit 46 Dienstjahren gehört die Souffleuse Rita Ohnesorg zum Stammpersonal einer Opern- und Theaterbühne. Genauigkeit und Vollständigkeit der Texte sind ihr Anliegen. Obwohl sie selten aufgefordert wird, sich am Ende der Stücke zum Schlussapplaus vor dem Publikum zu verbeugen, ist die Souffleuse das Herzstück des Betriebs.
Hannelore Hoger als Souffleuse Rita Ohnesorg.
► Die Tachonadel zum Anschlag bringen – Martin Wuttke
Martin Wuttke, Jahrgang 63, ist ein besessener Schauspieler. Er ist sowohl mit Einar Schleef, wie mit Heiner Müller eng verbunden. Als Schauspieler liebt er entfesseltes Theater (Meyerhold), das körperliche, hysterische, unbewusste und symbolische Ausdrucksformen durcheinander schüttelt. Ein Theatermann der Metamorphosen.
► Grand Guignol, das Bühnenböse
Der Höhepunkt des Boulevardtheaters in Paris war das Grand Guignol, „Das Theater des Schreckens“. Hier lernte Hitchcock seine Tricks. Die deutsche Besatzungsmacht wusste 1940 nicht, ob sie das grausige Theater durch Zensur verbieten oder fördern sollte. Mit Peter Berling in drei Rollen.
► Ein Höhepunkt abendländischer ICH-KULTUR
Claus Peymann, Leiter des Berliner Ensemble, früher Intendant des Burgtheaters Wien, über seine Zusammenarbeit mit dem großen Regisseur Einar Schleef. Man darf, sagt er, die oft ans Unmögliche grenzenden Forderungen, die Einar Schleef an das Theater stellte, nicht unterschätzen. Sie bezeichnen genau den Übergang zur Utopie, für die sich das Theatermachen überhaupt lohnt.
Die letzte Inszenierung von Einar Schleef blieb ein Fragment, da er kurz vor der Premiere starb.
Claus Peymann hat dieses Fragment im Berliner Ensemble behutsam rekonstruiert. Er ehrt damit den großen Theaterkollegen. Einar Schleef ist berühmt für seine großen Chöre und Massenauftritte. Er selbst, sagt Peymann, gehörte zu den großen Solisten, ein letzter Höhepunkt der abendländischen Ich-Kultur.