Wagners temperamentstarke Frühoper hat man so noch nicht gesehen. Der Holländer, der verflucht ist, in Ewigkeit auf der See zu fahren und nur durch die Treue einer Frau erlöst werden kann, tritt auf als monströser U-Boot-Kapitän: anfangs und am Ende unförmig wie eine Wasserleiche und zwischendurch ein beeindruckender Mann. Für seine Gegenspielerin, die Seemannstocher Senta, die diese Begegnung vorausahnte und diesem Mann bis zum Ende treu bleibt, eine unheimliche Begegnung. Noch unheimlicher inszeniert ist die „Mordnacht vor dem Hochzeitstag“, in der die Geister des Holländerschiffs die gesamte Bevölkerung des Ortes umbringen. Eine Inszenierung im Geiste von Heiner Müllers legendärem Stück „Germania Tod in Berlin“.
Eine starke Aufführung am Theater Bremen. Mit den Bremer Philharmonikern, sowie Chor und Extra-Chor. Musikalische Leitung: Markus Poschner. Kostüme/Video: Jana Findeklee und Joki Tewes. Spannend und informativ.
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► Ach, ohne Hoffnung, wie ich bin
„Der fliegende Holländer“ an der Staatsoper Stuttgart
Den Satz „Ach! Ohne Hoffnung …“ sagt der „bleiche Mann“, der Held Wagners, der sich, von Gott zu ewiger Sturmfahrt in den Meeren verurteilt, nach der Erlösung durch eine ihm treue Frau sehnt. Im Roman „Luft und Liebe“ von Anne Weber heißt es: „Meine Hoffnung war wie bei einem Fahrzeug, das auf glattem Eis plötzlich gebremst wird, noch 100 Meter weiter gerutscht. Es war meine eigene Hoffnung.“ Hoffnung lässt sich nicht bremsen, so wenig wie sich das „Urvertrauen“ aufzehrt. Menschen leben davon.
► Treue bis in den Tod
Die Urfassung des „Fliegenden Holländers“
Richard Wagners dramatische Ballade „Der fliegende Holländer“ in der Urfassung von 1841 an der Staatsoper Stuttgart. Diese radikalere Version des Stückes (gespielt in einem Akt) wurde 20 Jahre vor der von Wagner überarbeiteten Endfassung, die in Bayreuth gespielt wurde, in Paris uraufgeführt.
Inszenierung: Calixto Bieito. Musikalische Leitung: Enrique Mazzola. Dramaturgie: Xavier Zuber. Eine aufregende Aufführung.
► Wann kommt der Vernichtungsschlag
„Der fliegende Holländer“ von Christoph Schlingensief
Nach seinem „Parsifal“ in Bayreuth inszenierte Christoph Schlingensief in Brasilien einen legendären „Fliegenden Holländer“ in der ehemaligen Gummi-Metropole Manaos am Amazonas. Die Stadt besitzt ein großes Opernhaus, in dem schon Werner Herzog drehte.
„Wann kommt er, der Vernichtungsschlag, an dem die Welt zusammenkracht?“