"Trump klopft ans Tor der Welt"
Die drei Fragen nach Post-Truth? Post-Fact? Post-West? (Ist der Westen am Ende, die Nato vor der Auflösung?) standen im Mittelpunkt der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz. Der Schatten des neuen U.S.-Präsidenten lag über der Versammlung, zu der mehr als 100 Regierungschefs, Militärs und Wirtschaftsführer sich versammelt hatten.
Der Leiter des Investigationsverbunds WDR, NDR und SZ, Georg Mascolo, das Mitglied der Chefredaktion der ZEIT, Holger Stark (er erlebte die vier letzten Jahre in den U.S.A.) und der Strategiespezialist Bruno Lezzi von der NZZ berichten.
"Basar der Probleme"
Jährlich werden auf den Sicherheitskonferenzen, auf denen sich Militärs, Experten und Politiker treffen, die Probleme der Welt überprüft. Nirgends anderswo kann man die BABYLONISCHE VIELFALT EINANDER BEKÄMPFENDER WIRKLICHKEITEN so beobachten wie hier. Wie schwer ist es, diese Fragen außen - und militärpolitisch zu beantworten? Stefan Kornelius, Ressortleiter Außenpolitik der SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, berichtet.
"Die Kunst, Konflikte zu beenden"
Wie viele Krisen verträgt die Welt? Wie lässt sich die Erfahrung darüber, wie man Konflikte beendet, sammeln und an die Entscheider herantragen? Stiftungen und Think-Tanks spielen bei der Suche nach Lösungen eine zunehmende Rolle. Die World Security Foundation von Dr. Hubertus Hoffmann befasst sich aktiv mit dem Finden von Best Practices für die Bearbeitung von Krisenherden. In seinem Buch "Codes der Toleranz" fasst Hubertus Hoffmann Erfahrungen zu diesem Thema zusammen. Wie kann die Krise im Osten der Ukraine nachhaltig beantwortet werden? Welche Verfahren gibt es dafür, die Halbinsel Krim, nach ihrer gewaltsamen Annektierung, in einen internationalen Status zu bringen, der das Selbstbestimmungsrecht ebenso respektiert, wie die Rechte dort lebender Minderheiten? Begegnung mit Dr. Hubertus Hoffmann auf der Münchner Security Conference.
"Uscita – "Die Nachricht vom Ausweg""
Unter dem Eindruck des Terrors im 21. JH, der mit den Twin Towers begann, schrieb Giorgio Agamben sein Buch: „Stasis: Der Bürgerkrieg als politisches Paradigma“. Der große italienische Philosoph unterscheidet dabei OIKOS, die Lebenswelt, POLIS, die Stadt und STASIS als den Aufstand, die Krise, den Weltbürgerkrieg. Er knüpft an die Theorien hierüber an, die auf den englischen Philosophen Hobbes zurückgehen. Auch Hegels PHÄNOMENOLOGIE DES GEISTES legt hierzu eine theoretische Grundlage, wenn in diesem Werk die Treue zur Familie im Fall der Antigone mit dem System des Staates, vertreten durch den König Kreon, in einen tödlichen Konflikt gerät.
Agamben ist darüber verwundert, dass es bis heute keine zusammenhängende Theorie des Terrors gibt. Obwohl Carl Schmitt die dazu nötigen Fragen in seiner THEORIE DES PARTISANEN längst aufgeworfen hat.
Im Zentrum von Giorgio Agambens Theorie steht der Begriff der Amnestie. Agamben stützt sich hier auf eine theologische Dimension: es geht nicht um einfaches Ausschalten einer Strafvollstreckung, auch nicht einfach um Vergessen, vielmehr wird Erinnerung umgewandelt und neues Leben ermöglicht: „Das was vollendet war, wird unvollendet gemacht.“ Die Vergangenheiten können neu angeeignet werden. Alles dies gehört zum ABC des 21. Jahrhunderts. Archäologie, sagt aber Agamben, ist die einzige Straße, die wirklich zur Gegenwart führt.
Begegnung mit Giorgio Agamben in Venedig.