Thema: Der Erste Weltkrieg

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Zu diesem Thema finden Sie eine Themenschleife mit 25 Filmen von Alexander Kluge und NZZ Format auf dem Fernsehsender dctp.tvFilme sehen: Der Erste Weltkrieg auf dctp.tv (25 Filme)

Geleitwort

Der Weltkrieg von 1914 bis 1918 enthält, wie ein Laboratorium, die Erfahrung darüber, wie ein ganzes Jahrhundert durch einen Zivilisationsbruch entgleist. Wer sagt uns, dass das 21. Jahrhundert nicht ebenfalls entgleisen kann? Eventuell aus anderen Gründen als 1914?

kleeNach dem Zusammenbruch des russischen Imperiums und dem Ende des Kalten Kriegs glaubten viele von uns, dass wir und unsere Kinder einem Augusteischen Zeitalter des Friedens entgegengin- gen. Das erste Jahrzehnt des 21.Jahrhunderts hat stattdessen den asymmetrischen Krieg gebracht: Und außerdem den Eindruck vermittelt, dass alle übrigen Formen des Kriegs im Schoße der neuen Zeit weiterhin aktiv sind oder auf ihren Einsatz warten.

Die DVD-Filmedition Der Erste Weltkrieg ist eine Zusammenarbeit von NZZ Format und dctp.tv. Die Partner arbeiten auf den Gebieten des Fernsehens, im Internet und künftig in weiteren Bereichen von Öffentlichkeit, Bildung und im Ausstellungswesen zusammen.

Es geht um die zwei Schwerpunkte: »Kunst und Krieg« und
»Die Abwesenheit von Kriegskunst«.

Zu den auf Nachhaltigkeit und Dauer angelegten menschlichen Kräften, die die Zivilisation begleiten und ohne welche die Menschheit vermutlich nicht überlebt hätte, gehört die Kunst. Sie verkörpert eine besondere Anstrengung (»als ginge es ums Leben«). Kunst zeigt eine Konzentration der Wesenskräfte, die über alle Kriegs- und Friedenszeiten hinweg einen Gegenpol zur bloßen Praxis bildet. Eine notwendige Gegenwelt. Sie ist mehr als ein Spiegel.

Wer Orientierung und glückliche Auswege im 21.Jahrhundert sucht, muss sich ein Bild der Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts vor Augen führen. Nur mit dem Blick auf die Fakten wird dies im Herzen nicht gelingen. Man braucht die beharrlichen und vom bloßen Abbildrealismus entfernten Tugenden der Kunst, deren Unbestechlichkeit und Konzentration sinnlicher Kräfte, um dann mit eigener Wahrnehmung und eigenem Urteil die geschichtliche Erfahrung zu verarbeiten. Ohne die Klugheit der Künste vertrocknen dieTatsachen (DVD 1 und 2).

plakat-ww1Der Gewissensanspannung, der die Künstler spontan folgen, entspricht auf der Seite der kriegswegführenden Kräfte nichts Gleichartiges. Die »Kriegskunst« bleibt, nicht nur im Ersten Weltkrieg, gemessen am Ernst des Geschehens, merkwürdig platt. Es besteht Übereinstimmung, dass die Tätigkeiten im Krieg weder bloße »Praxis« sind, noch mit »wissenschaftlichen Methoden« verstanden oder getätigt werden können. Sie werden tatsächlich seit der Antike als Ars militans betrachtet. Für das Herausfinden der seltenen Chancen, die für einen Friedensschluss taugen, erweist sich diese Kunst als noch notwendiger als für die Kriegsführung. Diese Friedenskunst, ähnlich notwendig wie die ärztliche, ist historisch ganz unterentwickelt (DVD 3 und 4).

Niklaus von der Flüe, der vom Kriegshandwerk einiges verstand, wurde in klarer Erkenntnis, welches Vernichtungswerk der Krieg betreibt, zum Klausner. Von den Kantonen wurde er als Berater berufen zur Beurteilung der Frage: Wie können enorm verschiedene, auch verschiedene Sprachen sprechende und verschiedenem Glauben anhängende Gemeinwesen sich miteinander vertragen? Gibt es hierfür einen Rat im Frieden, gibt es auch Rat dafür, wie man durch Neutralität sich fremden Kriegen entzieht.

Die unmittelbare Folge des Ersten Weltkriegs sind die Krisen der Nachkriegszeit und die Epoche des Hochnationalismus in den 30er Jahren. Diese wiederum verursachen erneuten Krieg und Auschwitz. Manche Historiker sprechen deshalb nicht vom Krieg 1914 – 1918, sondern von einem 30-jährigen oder einem 31-jährigen Krieg (1914 – 1945).

In der Ungeduld der Medien setzen die Partner NZZ Format und dctp.tv immer erneut auf den Gegenpol: die ruhige, gründliche, auch zeitintensive Darstellung komplexer Sachverhalte. Wir vertrauen dabei darauf, dass es genügend Menschen gibt, die sich für Sachverhalte, die mit unserem Leben und Überleben verbunden sind, interessieren. Wir rechnen mit Nutzern, die nicht Zuschauer ihres Lebens, sondern Produzenten ihres Lebens sein wollen. Ihnen widmen wir das vorliegende Sammlerobjekt.

Wolfgang Frei, NZZ Format Alexander Kluge, dctp

Film

kafkaplay

Der böse Blick – Franz Kafka
Sendelänge: 1 Minute

„Deutschland hat Russland den Krieg erklärt – Nachmittag Schwimmschule.“

Der Erste Weltkrieg auf dctp.tv (25 Filme)

 

Zitate

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Ernst Ludwig Kirchner

Ernst Ludwig Kirchner an Gustav Schiefler, 28. Dezember 1914


»Es ist aber doch immer schöner, mit unseren Elitetruppen zu ziehen, als dann als Landsturmkrüppel irgendwo Schützengräben zu bauen.«

Ernst Ludwig Kirchner an Gustav Schiefler, 12. November 1916

»Der Wahnwitz dieses Krieges ist unglaublich. Und hier ist alles so ruhig. Das Schmerzlichste ist dieses allmähliche Sichauflösen und Nicht-helfen-Können.«

 

 

 

 

Georg_Trakl_1914

Georg Trakl

Georg Trakl – Grodek

»Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düster hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.«