"Leben in der wilden Urzeit des Planeten"
Man muss sich die Erde in der wilden Frühzeit als äußerst unruhig vorstellen. Sie ist im Wesentlichen von Wasser bedeckt. Sie dreht sich in etwa 5 Stunden (und nicht in 24 Stunden) um ihre Achse. Der Mond ist noch so nahe, dass er bei Ebbe und Flut riesige Wassersäulen aufreißt. Vulkane sind tätig und Weltraumkörper schlagen ein.
Ursprüngliches Leben braucht nicht bloß eine passende chemische Ursuppe, sondern ein physikalisches Haus. Voraussetzung für ursprüngliches Leben sind: Licht, Durchfluss und eine solche Behausung - ein Gefäß. In der Wasserwüste der Ozeane ist es unwahrscheinlich, dass die zum Leben notwendigen Moleküle aufeinandertreffen.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dieter Braun hat herausgefunden, dass in den Poren von Gesteinen, winzigen Höhlen, die vom Wasser umspült wurden, die Voraussetzungen für frühes Leben entstanden. Der Vorgang ist ähnlich wie in den späteren Körperzellen. Aber es sind die Poren der Erde und nicht die Zellen in Lebewesen, die das erste Leben entstehen lassen.
Prof. Dr. Dieter Braun, LMU München, berichtet.
"Die Zeit der fremden Ozeane"
Im Erdzeitalter des Silur (von vor etwa 443,4 Millionen Jahren bis vor etwa 419,2 Millionen Jahren) gab es wenig festes Land und enorm viel Wasserfläche. Der Atlantische Ozean existierte noch nicht. Stattdessen gab es den inzwischen verschwundenen Iapetus-Ozean und das Thetys-Meer. Es ist die Zeit, in der die Korallenriffe und die großen Kalkformationen entstanden.
Unser Planet befindet sich in permanenter und lebendiger Bewegung. Die langsamen Zeitmaße dieser Bewegung überblickt normalerweise nur der Geologe, nicht der Laie. Wenn Erdbeben in Nepal aber ihre Opfer fordern, weil sich die indische Platte unter den Himalaja schiebt, werden die Gewalten sichtbar, mit der die Kontinentalplatten (und was darauf ist) sich rammen, streifen, subduzieren oder überlagern. In weiter Zukunft wird Afrika Europa so bedrängen, dass sich dort, wo jetzt das Mittelmeer ist, ein Hochgebirge erheben wird. Der Pazifik wird sich schließen. Afrika zerbricht. Die australische Platte rammt den indonesischen Archipel. Das alles ist für den Lebenslauf einzelner Menschen kaum erkennbar, für die Erdkugel gehört es zur Wirklichkeit.
Ähnlich faszinierend wie ein solcher Blick in die Zukunft sind die Forschungen, die sich auf die Vergangenheit der Erde richten. Die Kristalle und Kalke, von denen solche Geschichte berichtet, sind oft bizarr und von großer Schönheit.
Prof. Dr. Axel Munecke, Paläontologe an der Uni Erlangen-Nürnberg, berichtet über das Silur, die Zeit, als das Leben sich noch ganz im Wasser abspielte.
"Der lange Marsch der Kontinente"
Unsere Erdkugel ist ein recht vitales Lebewesen. Zwar bewegen sich die Kontinente und die Erdplatten jährlich nur in der Geschwindigkeit, in der ein menschlicher Fingernagel wächst. Dennoch verändern sie das Gesicht der Erde in geologischen Zeiten radikal. Auf dem Superkontinent Pangäa lagen alle Kontinente zu einem Superkontinent vereinigt. Alles übrige hieß Panthalassa und bestand aus Wasser.
War der Superkontinent oder sind die heutigen stark voneinander getrennten Kontinente für die Evolution des Lebens vorteilhafter? Auf welchen gewaltigen Strömen in der Tiefe der Erde schwimmen die Platten und Kontinente? Wie krisenhaft und unsicher bleiben die Nahtstellen, an denen sich die Erdplatten aneinander reiben?
Der Geologe Peter Rothe ist emeritierter Professor der Universität Mannheim und arbeitet an den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Er berichtet.
"Die Raubsaurier von Pangäa"
Vor 250 Millionen Jahren waren die Kontinente der Erde zu dem Riesenkontinent Pangäa zusammengeschoben. Darum herum das Riesenmeer Panthalassa und in einer Riesenbucht der Vorläufer-Ozean des Mittelmeers: die Thetys.
Die Dinosaurier im Süden und im Norden dieses Riesenkontinents haben sich getrennt und verschieden entwickelt. Später zerbrach der Kontinent. Im südlichen Bereich des ehemaligen Pangäa, also z.B. im heutigen Argentinien, lohnt sich daher die Saurier-Forschung besonders.
Dr. Oliver Rauhut, Kurator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, ist auf solche Forschung spezialisiert. Man stellt sich dabei die Dinosaurier mit Schuppen oder mit Schlangenhaut vor. Tatsächlich haben vermutlich alle Dinosaurier (von denen nur die Vögel übrig geblieben sind) die Anlage zu einem Federkleid, gleich ob sie fliegen oder laufen. Zwischen dem Gewicht vieler Tonnen bei einem Großsaurier, der, um sich aufrechtzuerhalten, eigentlich nur noch aus Beinen bestehen müsste, und den federleichten Saurier-Geschwindläufern, gibt es eine unglaubliche Skala an Unterschieden.
Ein Ausflug in eine Welt, die wir aus unserer Gegenwart nicht kennen und die gewiss anders aussieht als Jurassic Park, gehört zu den spannenden Abenteuerreisen.