"Was ist Erkenntnis?"
Die "Kritik der reinen Vernunft" von Immanuel Kant ist bekannt. Jetzt publizierte Jochen Hörisch, Literaturwissenschaftler an der Universität Mannheim, sein Buch "Kritik der unreinen Vernunft". Im Kern steht der bahnbrechende Theoretiker der Kritischen Theorie Alfred Sohn-Rethel. Ein wichtiger Aspekt der "Dialektik der Aufklärung", so Hörisch und Sohn-Rethel, beruht auf der Beobachtung, dass erst die industrielle Praxis und der Welthandel die Abstraktionen erfand. Danach zogen die klassischen Philosophen wie David Hume und Immanuel Kant daraus die Konsequenzen von Rationalität und Aufklärung: erst tun die Menschen etwas, danach ziehen sie daraus Einsichten. Diese Beobachtung stellt die Erkenntnis vom Kopf auf die Füße. Dass die Wurzel des die Welt übergreifenden Denkens im Geld und dem Warentausch ihre Wurzel hat, macht die Vernunft "unrein", aber umso vitaler. Jochen Hörisch: Was ist Erkenntnis?
"Ein Kapital namens Vertrauen"
Was setzt in der freien Wirtschaft die Dynamik besonders in Gang? War es die Dampfkraft, waren es die Fabriken, sind es die neuen Produkte? Oder bestimmt über die Dynamik der Verbraucher? Wie funktionieren die Quantensprünge in der Ökonomie? Gibt es ein Kapital, das für Geld allein nicht zu haben ist? Prof. Dr. Hartmut Berghoff, Direktor des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Göttingen, berichtet.
"Kapitalismus als Religion"
Ein Fragment des großen Philosophen Walter Benjamin hat den Titel KAPITALISMUS ALS RELIGION. Die Skizze umfasst wenige Seiten, war aber das Parallelprojekt gegenüber dem über mehrtausendseitigen Werk Benjamins, dem "Passagen-Werk". Sind wir westlichen Menschen ebenfalls Fundamentalisten, bemerken es nur nicht? Steckt unser religiöser Glauben im Auf und Ab der Börsen, der Art, wie wir Fremdes ausgrenzen und in unseren kulturellen Begriffen? Dirk Baecker, Soziologe an der Universität Witten-Herdecke, über den Ökonomen Adam Smith, die Lehre von der "Unsichtbaren Hand" und vor allem über Walter Benjamins KAPITALISMUS ALS RELIGION.
"Was für einen Roman erzählt die Börse?"
Börsenwerte und Geld erzählen Geschichten. Das machen auch die Romane. In beiden Medien, im Fiction-Roman und an der Börse, werden Netze der Phantasie gewebt. Die Romane bewahren diese in den Netzen enthaltene Erfahrung auf. Der Börsencrash dagegen zerreißt das Netz. Der Kulturforscher Prof. Dr. Joseph Vogl von der Bauhaus-Universität Weimar über die Poesie, die Reichtum schafft.