Neu im Catch-up Service: Die Geschichte vom Zorn


Prof. Dr. Luca Giuliani: Bilder zu Texten Homers
Im ältesten Epos Europas, Homers ILIAS, geht es um den Zorn des Helden Achill. Beleidigt von Agamemnon, dem Heerführer der Griechen, zieht sich Achill in Stummheit zurück. Die Trojaner dringen unaufhaltsam vor bis zu den Schiffen der Griechen. Patroklos, der beste Freund Achills, lässt sich die Rüstung des Helden anlegen und rennt gegen die Trojaner an. Er ist aber kein Held wie Achill und muss sterben. Daraufhin wendet sich der Zorn des Achill lodernd gegen den trojanischen Helden Hektor, der Patroklos tötete. Als Hektor, bereits verwundet, um die Vereinbarung bittet, dass der Sieger den Besiegten als Leiche nicht schändet, antwortet Achill, dass sein Zorn keine Verhandlungen zulasse. Er gebraucht das Wort „Hund“ für Hektor. Er droht dem Unterlegenen damit, ihn wie ein Kannibale zu verschlingen.
Die ILIAS endet damit, dass der Vater des Hektor, König Priamos von Troja, bittflehend zu Achill kommt, um den Leichnam Hektors (den zuvor Achill hinter seinen Streitwagen gebunden und um die Stadt geschleift hat) Heim zu holen. Auf Vasenbildern ist die Szene in einer Weise dargestellt, die den Text Homers präzisiert. Achill tafelt. Ein großes Schlachtermesser in seiner Hand. Der tote Hektor liegt unter dem Tisch, dort wo sonst die Hunde liegen. Die grausame, kannibalische Haltung, die der helle Zorn Achill aufzwingt, tritt in den Bildern schärfer und zugleich anders als in den Versen des Epos vor das Auge des Betrachters.
An diesem und anderen Beispielen erläutert der Klassische Archäologe und Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin, Prof. Dr. Luca Giuliani, die besondere Ausdruckskraft antiker Bilder und ihre scharfe Reibung mit den Texten. Das Bild wird erst wahrhaft plastisch durch den Vergleich von Text und Bild und vor allem durch das Übereinanderlegen der verschiedenen Bilddarstellungen.
► Die Geschichte vom Zorn (News & Stories, Sendung vom 31.01.2017)


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► Im Trojanischen Krieg
Vom Trojanischen Krieg gibt es nur die Überlieferung der griechischen Sieger. Die Epen der ILLIAS und der ODYSSEE beschreiben den Kampf der Helden und deren Heimfahrt. Sie charakterisieren auch die Frauen dieser Helden und die Frauen, die auf der trojanischen Seite den Ton angeben. Die Geschichte der Helena, die der Prophetin Kassandra, die vom Gott Apoll ihre Sehergabe erhielt aber zugleich den Fluch, dass niemand ihren Worten glauben wird (weil sie dem Apoll den Beischlaf verweigerte), die tragische Geschichte der Andromache, die den größten Helden Trojas, Hector, zum Mann hatte, diesen verlor und deren Kind dann vom Sohn des Achilles, über die Stadtmauer in den Tod geworfen wird. Die Archäologin und Kunsthistorikerin Dr. Angelika Dierich beschreibt und analysiert farbig die Frauen, die in der Großen Schlacht von Troja eine Rolle spielen und auch die Helden und deren Schicksal.


► Das Mega-Epos der Antike
Der Zorn (oder „Groll“) des Achilles, als ihm illoyal eine schon zugeteilte Beute vom König streitig gemacht wird, steht am Anfang der 15.000 Verse der ILIAS. So beginnt die mächtigste Erzählung der Antike. Ihr folgt die nicht weniger literarisch einflussreiche ODYSSEE (die Heimkehr des Odysseus), eine Geschichte, die bereits nicht mehr mythisch, sondern ganz modern erscheint.

Der Altphilologe und Homer-Spezialist Prof. Dr. Thomas Szlezák über die beiden Mega-Epen der Antike.


► Odysseus und die Wiesel
Homer hat den Prototyp des modernen, unruhigen Geistes geschaffen: die Gestalt des Odysseus. Er ist auch der Held in dem philosophischen Werk von Max Horkheimer und Th. W. Adorno mit dem Titel „Dialektik der Aufklärung“.
Der Finanzexperte und literarische Autor Graf Georg von Wallwitz stellt dem Typus des Odysseus den Typus der Wiesel gegenüber. Sie, sagt er, sind zu klein und nicht listig genug im Verhältnis zu ihrer Gier.
Eine Abenteuerreise durch die Finanzkrise.


► Eine Ehe vor 4.000 Jahren
Penelope war eine Cousine der Prinzessin Helena, deren Entführung den Trojanischen Krieg auslöste. Ihr Mann Odysseus wurde zu einem der Anführer dieses räuberischen Feldzugs. Zwanzig Jahre wartete sie auf die Rückkehr ihres Mannes.
Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood beschreibt in ihrem Roman „Penelopiade“ das geheime Leben dieser Frau. Außerdem geht es um den Tod ihrer 12 Sklavinnen, die Odysseus und sein Sohn Telemachos nach der Rückkehr grausam hinrichten (eine der erschütternsten Beschreibungen Homers im 22. Gesang der ODYSSEE).
In der Darstellung von Margaret Atwood ist nicht nur der (übrigens kurzbeinige) Odysseus ein Lügner, sondern Penelope ist ihm im Lügen ebenbürtig. So vertragen sich die beiden. Liebe lernt lügen.