Neu im Catch-up Service: Die schöne Schäferin und die Revolution


Lieder aus Frankreich
Von der Marseillaise bis zu politisch umgemünzten Varianten von Liedern über die schöne Schäferin (gemeint ist die Königin Marie-Antoinette, die unter der Guillotine endete) wird die große Französische Revolution permanent von Musik und Gesang begleitet. Das ist ein anderes Bild als das der gewohnten Geschichtsschreibung.
Die Romanistin Ulrike Sprenger, Universität Konstanz, erläutert eindrucksvoll diese „Zeitgeschichte mit Musik.“
► Die schöne Schäferin und die Revolution (10 vor 11, Sendung vom 14.11.2016)


Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv:

► Die Guillotine
frankreichDie Französische Revolution wollte mehr Menschlichkeit auch für jene, die zum Tod verurteilt waren. Der Apotheker Guillotin erfand eine Schneidemaschine zum Abschneiden von Köpfen, die berühmte Guillotine. Dass jemand, der langsam geboren und langsam aufgewachsen ist, so schnell zu Tode kommt, ist ein Schock.
Karl Heinz Bohrer, berühmter Essayist und Herausgeber der Monatszeitschrift „Merkur. Zeitschrift für Europäisches Denken“, berichtet über den Schrecken, den diese Maschine verursachte. „Die Kategorie der Plötzlichkeit und das Bild des Schreckens.“


► Revolutionen in Frankreich
button-revolutionen-frankreichDer Autor Eric Hazan, Chef des renommierten Buchverlages LA FABRIQUE, schrieb zwei Bücher: „Die Geschichte der Französischen Revolution“ und „Die Entstehung von Paris“. In dem Gespräch mit ihm geht es um die Frauen der Revolution, um die Barrikaden in Paris und die Verschiedenheit der Commune von 1871 gegenüber der Revolution von 1848, in der die Arbeiterklasse isoliert blieb und unterlag. Davon verschieden ist die Juli-Revolution von 1832 und die Großen Französischen Revolution von 1789. Die Kämpfe finden zu Anfang im Zentrum von Paris statt und gehen allmählich in den folgenden Revolutionen in die Peripherie, die Vorstädte, wo die Arbeiter wohnen.
Die Erzählung von den Revolutionen ist fast immer überdeckt durch die nachträgliche Deutung durch diejenigen, die ihr nachfolgten. Wie Lava bedecken spätere Phrasen die Fundorte. So ist es, wie Eric Hazan betont, eine Phrase, dass in der Revolution von 1789 das Bürgertum die Feudalherrschaft ablöste. Der Adel war durch Könige wie Ludwig XIV längst entmachtet. In der französischen Sprache unterscheidet man deshalb den Bürger (le bourgeois) von den Gründern der neuen Republik (les citoyens). Die Revolutionäre der ersten französischen Revolution waren besonders jung. Sie lassen sich in kein Klassenschema und in keine äußere Logik einfügen. Sie sind „enragés“ und im revolutionären Moment „außer sich“.
Begegnung mit Eric Hazan, dem besten Kenner von Paris und seiner Revolutionen seit Jules Michelet.


► Königinnen und Mätressen
koeniginnen-maetressenAnders als in puritanischen Nationen stellen die Könige Frankreichs die glanzvollen Geliebten, über die sie neben ihren Ehefrauen verfügen, in der Öffentlichkeit freimütig zur Schau: Transparenz in der Liebe. Die Entstehung der Öffentlichkeit aus dem „Leib des Königs“ ist eine Errungenschaft der französischen Geschichte, die noch auf die späteren Republiken ausstrahlt.
Das öffentliche Interesse an den Fragen der Liebe hat sich auch in den großen Liebesromanen Frankreichs, von der PRINCESSE VON CLÈVE über MANON LESCAUT bis zu den Werken von Marcel Proust niedergeschlagen.


► Napoleons Außenminister: Charles-Maurice Talleyrand
button-napoleons-aussenministerUnter sechs verschiedenen politischen Regimen spielte Charles-Maurice Talleyrand eine führende Rolle. Er was Bischof, Abgesandter der Revolutionsregierung, Außenminister Napoleons und Konkursverwalter des Imperiums nach dessen Sturz, sodann Minister des Königs.
Der Historiker Johannes Willms, Biograf Napoleons, über den geheimnisvollen Mann im Hintergrund der Macht: Talleyrand.


► Napoleon vor Madrid
partisanen-madridNapoleon steht in seinem letzten Glanzjahr vor Madrid. Er verkündet dort die Freiheitsrechte der Französischen Revolution. Die spanische Landbevölkerung antwortet mit Terror und Aufstand. Sie will die fremde Freiheit nicht. Das ist die Geburtstunde des Partisanen.
Die spanischen Empörer, die Napoleon das Fürchten lehrten, sind konservativ. Carl Schmitt nimmt diese Situation Napoleons vor Madrid zum Ausgangspunkt seiner berühmten Analyse des Partisanen. Vieles erinnert an das Problem, in fremden Ländern die Menschenrechte zu propagieren, z.B. heute im Irak.
Oskar Negt berichtet.