Neu im Catch-up Service: Ein Dichter wie ein Vulkan


Portrait von Reinhard Jirgl, Büchner-Preisträger
Reinhard Jirgl erhielt die höchste literarische Auszeichnung in der Bundesrepublik, den Georg-Büchner-Preis für seine zahlreichen Romane. Einer davon behandelt einen Zukunftsstoff. Im 25. Jahrhundert (etwa im Jahre 4016) kehrt die Avantgarde der Menschheit enttäuscht vom Mars auf die Erde zurück. Der Versuch, den roten Planeten für menschliche Zwecke bewohnbar zu machen, ist misslungen. Bei einem zweiten Ansatz soll die Achse des Mars um einige Grad zur Sonne hin gewendet werden. Der Gewaltakt geht schief. Die Sprengung, die die Achse neu ausrichten soll, kickt den Marsmond Phobos in Richtung Erde. Der Einschlag dieses Monds zerstört alles Leben auf Erden.
Diese Geschichte wird mit der unnachahmlichen Wortgewalt und poetischen Kraft Jirgls erzählt: ein Vulkan von Worten. Seinem poetischen Erfahrungsgehalt nach handelt dieser Zukunftsroman im Kern zugleich von allen Vergangenheiten der Menschen und somit von unserer Gegenwart, die an Dramatik nicht arm ist.
Alexander Kluge im Gespräch mit Reinhard Jirgl. Aus Anlass der Dramatisierung seines Romans „Nichts von Euch auf Erden“ an den Münchner Kammerspielen.
► Ein Dichter wie ein Vulkan (10vor11, Sendung vom 21.12.2015)


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► Zwischen Science und Fiction
scienceEs geht um eine Konferenz über die Militarisierung des Weltraums. Es wird über Phantasien und fiktionale Berichte referiert: über Ufos, Star Wars, SDI. Die Wissenschaft und die Praxis im Weltraum haben mit bizarren Projekten diese Welt der Fiktion in einigen Punkten längst überholt. Einige der Science-Projekte wurden nicht ausgeführt. Was sind „Teslas Todesstrahlen“? Wie funktionieren die Satelliten, die für das GPS-System erforderlich sind, ein Weltraumauge, das unsere Fahrzeuge und unsere intime Umgebung erreicht. Das Pentagon stufte die überwältigende Genauigkeit dieses Systems für die zivile Nutzung künstlich herab. Dann kam die Lieferung der militärischen GPS-Geräte während des Irak-Kriegs in Verzug. U.S.-Soldaten orderten ziviles Gerät aus den Kaufhäusern. Da musste das Pentagon das Potential des Systems auch für die zivile Nutzung scharf stellen. Das ließ sich später nicht wieder zurücknehmen. Ein militärisch ungewollter Beitrag zum Fortschritt.
Es berichten Dr. Alexander C.T. Geppert, Historiker, Dr. Diethard Sawitzki, Historiker und Dr. Paul Cerruzzi, National Air and Space Museum Washington.


► Stansilaw Lems und Arno Schmidts utopische Romane
zukunft-gegenwartDie utopischen Romane und die Phantasierichtung von E.A. Poe, Jules Verne, Stanislaw Lem und Arno Schmidt unterscheidet sich grundlegend von den Science-Fiction-Ideen in STAR WARS, der PERRY RHODAN Serie oder anderen Phantasien, die sich auf den Weltraum beziehen. Die Linie Lems und Schmidts bleibt auch im Fiktiven Science, die Projektionen bekannter irdischer Konflikte in die Sternenwelt dagegen, wie sie der kommerzielle Science-Fiction-Roman und der Hollywood-Film betreibt, sind dagegen Fiction ohne Science.
Stanislaw Lem und Arno Schmidt entdecken in den Erfahrungen ihrer Gegenwart die Stoffe, die dann in ihren utopischen Romanen ins Leben treten: „Die Zukunft entsteht mitten in der Gegenwart“. Und es sind Katapulte der Emotionen in der Vergangenheit, aus denen auch in der Realität (nicht nur in den Romanen) die Zukunft entspringt. In dieser Hinsicht sind alle Zeiten, einschließlich der Kategorie der Möglichkeit, die alle Zeiten begleitet, durch eine gemeinsame Grammatik verbunden.
Man kann die brillanten Romane Stanislaw Lems als eine Kartierung der Realität und nicht bloß als Phantasien lesen. Das Gleiche gilt für Arno Schmidt in seinen Romanen „Schwarze Spiegel“ und „Kaff oder Mare Crisium“. Wie nahe Arno Schmidts Darstellungen eines Dritten Weltkriegs sind, zeigt sich nachträglich an den Realitäten des Jahres 1983, in dem sich der Kalte Krieg um ein Haar in einen „heißen“ Atomkrieg verwandelt hätte.
Dr. Bernd Flessner, Universität Nürnberg, gehört zu den besonderen Kennern jener Science-Fiction-Literatur, die die realistischsten Romane des 20. Jahrhunderts schrieb: des Werks von Stanislaw Lem und Arno Schmidt. Ein Alien in Form eines ganzen Planeten wie in Lems „Solaris“ und ein Realist wie der Raumpilot Pirx gehören zu den besten literarischen Spiegeln, die es in unserem Zeitalter (also auch für das 21. Jahrhundert) gibt.
Begegnung mit Dr. Bernd Flessner, Zukunftsforscher und Literaturwissenschaftler.


► Fahrstuhl zum Mond
fahrstuhl-mondMit Außerirdischen auf Augenhöhe
Mit Romanen wie „Lautlos“, „Der Schwarm“ und „Limit“ hat Frank Schätzing seinen Erfolg beim Publikum befestigt.
Der Fahrstuhl zum Mond findet sich in dem Roman „Limit“, in dem die Weltmächte um Lebensraum im Weltraum kämpfen.
Begegnung mit Frank Schätzing


► Hans Richter, der Visionär
hans-richterAus dem Umkreis von Dada hervorgegangen, ist Hans Richter für den Film und die bildende Kunst ein herausragender Neuerer und Revolutionär. Seine Schriften KAMPF UM DEN FILM und FILMFEINDE VON GESTERN, FILMFREUNDE VON MORGEN sind bis heute das Programm der avancierten Autorenfilmer. In den 20er Jahren bildet Hans Richter zusammen mit Sergej Eisenstein, Man Ray und Marcel Duchamp die Spitze der Avantgarde und ist in aller Munde. Ein Jahr vor seinem Tod, wohnhaft in der Nähe von Locarno, wird er auf das dortige Festival nicht einmal eingeladen. Heute wird er neu entdeckt.
Eine Ausstellung im Gropius-Bau und ein Museum in Los Angeles zeigen sein Werk in einer großen Retrospektive. Der Kurator Timothy B. Benson berichtet.


► Bruchstellen sind Fundstellen
bruchstellen-fundstellen„Bruchstellen und Fundstellen“ ist ein Zitat aus AN DER ZEITMAUER von Ernst Jünger. Prof. Dr. Wolf Lepenies setzt Jüngers Satz als Motto über eine seiner Schriften, die von der Zukunft und den Vergangenheiten der Wissenschaft handelt.
Prof. Wolf Lepenies ist Rektor des Wissenschaftskollegs Berlin, das sich in ungewöhnlicher Weise mit „Advanced Study“ beschäftigt. Wolf Lepenies persönlich geht es um einen Brückenschlag zwischen dem18. Jahrhundert und dem 21. Jahrhundert. Die Bandbreiten der Intelligenz in Europa (zwischen Neugier, Phantasie, Bindung und Grenzüberschreitung) sind nur zu verstehen, wenn man die kontrastreichen Entwicklungen in Frankreich und Deutschland zugleich beobachtet. Die Intelligenz, sagt Wolf Lepenies, als eine wesentliche Mitgift der Menschheit, ist in letzter Instanz eine Charaktersache.


► UFO über Moskau und L.A.
ufo-moskau-laGeheimnisvolle Objekte bewegen sich seit Jahrzehnten in der Lufthülle der Erde. Oberst a. D. Erich Komorowsky, vom ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit, kann von Amts wegen darüber berichten, dass die Geheimdienste in ihren Tresoren und Computerschächten Informationen darüber gesammelt haben, die sie der Öffentlichkeit vorenthalten.
In den letzten Jahren interessiert sich insbesondere der russische Geheimdienst verstärkt für ein UFO über Moskau.
Handelt es sich bei den Erscheinungen um Außerirdische, um Zeitreisende aus unserer Zukunft oder um übersinnliche Erscheinungen?
Hans-Friedrich von Homeyer als Oberst a.D. Komorowsky.