Zum 200. Geburtstag von Karl Marx

Im Jahr 2018 wäre Karl Marx 200 Jahre alt geworden. Der Finanzkrise von 2009 hätte er als 191-Jähriger zugesehen. Seine Texte gelten, auch angesichts des Zusammenbruchs vieler Bankhäuser an der Wall Street, als aktuell. Marx selbst kommt noch aus einer Zeit, in der Edison den Phonographen erfand.


► Kann das Kapital „Ich“ sagen?

Im Jahr 1929 plante der russische Regisseur Sergej Eisenstein („Panzerkreuzer Potemkim“, „Oktober“), DAS KAPITAL von Karl Marx zu verfilmen. Um was wäre es in dem Mammutfilm gegangen? Wovon handelt und welche Bilder enthält DAS KAPITAL? Was interessierte die Studenten von 1968 an diesen Texten? Dietmar Dath, renommierter Romanautor im Suhrkamp-Verlag, über die Frage, die dem KAPIAL von Marx zu Grunde liegt: Wenn das Geld denken könnte, wie würde es sich erklären?


► Naturalisierung des Menschen und Humansierung der Natur

Humanisierung der Natur und Heimkehr der Träume. Die Theorien von Karl Marx, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk, sind auf das Projekt eines Reiches der Freiheit und auf gesellschaftlichen Reichtum gerichtet. Die Menschen müssen sich die eigenen „Wesenskräfte“ aneignen, die sie längst besitzen. Dies bedeutet: „Naturalisierung des Menschen“. Sie ist nur möglich durch „Humanisierung der Natur“. Ein philosophischer Kommentar.
 


► MASCHINIST HOPKINS

Am 29.4.1929 wurde in Duisburg die einzige Oper aufgeführt, deren Handlung in der industriellen Arbeitswelt spielt: MASCHINIST HOPKINS, Oper in 12 Bildern von Max Brand. Dieser Komponist, in Lemberg geboren, emigrierte 1933 in die USA. Er schrieb nur diese eine Oper. Er überholte damit die Pläne von Brecht und Hanns Eisler Industrie-Opern zu schreiben und DAS KAPITAL von Karl Marx als Opernwerk zu komponieren. Das Stück handelt von dem Werkmeister Jim und dessen Frau Nell. Der Maschinist Bill bringt Jim um, entwendet ihm den Hauptschlüssel der Fabrik, mit dem man die Maschinerien beherrscht, eignet sich Nell an und wird zum Chef. Jahre später soll die Fabrik verkauft werden. Der Maschinist Hopkins stürzt und bestraft Bill, zwingt Nell in die Prostitution und rettet die Fabrik samt ihrer Belegschaft. Nachts singen die Maschinen. Die Mechanisierung und der Rhythmus der Produkte beherrscht die Seelen und Begierden der Menschen, die Maschinen zeigen menschliche Gefühle. Die eindrucksvolle Musik umfasst Tango, Jazz und alle Formen der Moderne, wie man sie von Hanns Eisler und Kurt Weill kennt. Die Pianistinnen Astrid und Silvia Ackermann haben das Werk rekonstruiert. Der Marx-Forscher Oskar Negt kommentiert.


► Marx und der Zirkus

Marx besuchte gern den Winterzirkus in Paris (Le Cirque d’Hiver). Er verglich die Höchstleistungen des Zirkus, eine ungewöhnlich Anwendung der menschlichen Arbeitskraft, mit den Höchstleistungen der Industrie, die auf den Weltausstellungen gezeigt wurden. Er sagt: die industrielle Revolution und die politische Revolution haben sich ein Bild gemacht von ihrer Allmacht, indem sie sich die Kunststücke der Artisten vorführten. Der Zirkus entstand nämlich zeitgleich mit der Französischen Revolution und dem Aufstieg der Industrie. Zusehen, wie die Raubtiere oder Giganten wie die Elefanten dem Menschen gehorchen, betrachten, wie die Artisten, die doch keine Flügel haben und keine Geister sind, die Illusion erwecken, als könnten sie fliegen: darüber wollte Marx ein Essay schreiben. Er kam nicht mehr dazu. Der Sozialforscher Oskar Negt berichtet.


► Der Mann von 191 Jahren

Karl Marx wäre 1943 125 Jahre alt gewesen. Was hätte er zu Auschwitz gesagt? Der Finanzkrise von 2009 hätte er als 191-Jähriger zugesehen.