Aus dem Archiv: L.A., die fraktale Stadt


Kalifornien ist kein geografischer Ort, sondern ein geistiger Zustand
Der U.S.-Soziologe Mike Davis („Quartz City“, „Ökologie der Angst“, „Tote Städte“) nennt Los Angeles „ein Phantasma der Machbarkeit“. Ein Werbeslogan bei den Einwohnern von L.A. heisst: THE CITY WE LOVE TO HATE. Es geht um „die Dialektik der gewöhnlichen Katastrophen“ (Mike Davis). Wie kommt es, dass diese unregierbare Stadt nach wie vor als ein so GEWALTIGER ATTRAKTOR für weitere Zuwanderung funktioniert? Ist diese fraktale Stadt ein Spiegel unserer Zukunft?
Dr. Ulrike Sprenger, Verfasserin des Proust-ABC, berichtet.
► L.A., die fraktale Stadt
 
 


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► Suchscheinwerfer der Liebe

In seinem Hauptwerk AUF DER SUCHE DER VERLORENEN ZEIT zeigt sich Marcel Proust fasziniert von den Städten. In ihren Nächten, mit ihren Lichtern, durch ihre Labyrinthe bilden sie Konzentrate von Wünschen und möglichen Begegnungen. Was ist eine Liebesgeschichte gegen den flüchtigen Blickaustausch mit einer Passantin? Die Städte beschleunigen die menschliche Sinne. Vor allem Venedig und Paris sind für Proust utopische Orte. Paris beschreibt er als im Krieg untergegangene Trümmerstätte, über der sich vereinzelte Flugzeuge erheben. Der Gegenpol dazu sind die Massen elektrischer Lichter, die die Schatten der Gassen erst richtig interessant machen: Suchscheinwerfer der Liebe. Eine merkwürdige Tatsache fesselte Marcel Proust besonders: neben dem Eiffelturm sollte in Paris ursprünglich ein „Sonnenturm“ stehen, der die ganze Stadt nachts mit einem geradezu stalinistischen Flutlicht erhellt hätte. Eine solche Abschaffung der Nacht ist für Proust negative Utopie. Dr. Ulrike Sprenger, Verfasserin des Proust-ABC über: Suchscheinwerfer der Liebe
 


► Homo migrans

Flucht und Migration von Menschen, wie wir sie heute erleben, ist keine Ausnahme, sondern eine Dauererscheinung der Geschichte. Es sind oft die gleichen Grenzübergänge. Aus Ungarn z.B. fliehen über die gleichen Stationen 1956, nach Niederschlagung des ungarischen Aufstands gegen die Russen, die Ungarn selbst in den West. 1989 kamen über die gleiche Grenze die DDR-Flüchtlinge. Und heute ist es der Flüchtlingsstrom aus Syrien.
Ganz andere Flüchtlingskolonnen bilden vor 300 Jahren die von der Gegenreformation verfolgten Salzburger Protestanten. Ein weiteres Beispiel sind die Hugenotten aus Frankreich, die nach den Massakern der Bartholomäus-Nacht von dort nach Deutschland emigrieren. Die Hugenotten bringen für Preußen einen Innovationsschub um mehr als 50 Jahre.
Migration existiert seit unsere Vorfahren aus Afrika, vor etwa 120.000 Jahren, auswanderten und die Welt eroberten. Große Migrationsschübe im 19. Jahrhundert aus Hunger und aus politischen Gründen sollten wir auf dem Hintergrund der Gegenwart neu in Erinnerung bringen. Deutsche Auswanderer waren für die Besiedelung der U.S.A. entscheidend. Migration ist ein weitgehend noch unerforschtes Gebiet.
Der Migrationsforscher und Regierungsberater Prof. em. Dr. Klaus J. Bade, Vorsitzender des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), berichtet.


► Jeder Zirkus hat ein Ende

Dies ist die 1509. und zugleich letzte Ausgabe des Kulturmagazins 10 VOR 11. Wie gesagt, zum Abschied mit Überlänge.
Ein 90-Minuten-Programm mit Hannelore Hoger, Thomas Gottschalk, Friedrich Kittler, Dirk Baecker, Andrea Komlosy, Jürgen Kocka, Olli Schulz, Helge Schneider, Michel Serres, Niklas Luhmann, Heiner Müller, Hans-Thomas Janka, Andrea Kunder, David Gross (Nobelpreisträger), Rainer Weiss (Nobelpreisträger), Karin Mölling, Sir Henry, Sophie Rois, Präsident Trump und vielen anderen Gästen.
Mit viel Musik, Information, Dialog, Bildern und Zusammenarbeit mit Partnern. Von Philosophie über Kunst und Wissenschaft bis zur „Abrüstung vom Sinnzwang“. So nah sind sich Helge Schneider und Michel Serres sonst nirgends gekommen.
 


► Zauberwelt der Evolution

Die DNA von Tieren und Menschen gehört zu den Spitzenprodukten der Evolution. In den lebendigen Körpern existiert sie gefaltet und in kondensierten Strukturen. Als Faden aneinandergefügt, reicht die DNA eines einzigen Menschen 200 mal von der Erde zur Sonne und wieder zurück. Dies ist ein Beispiel für die Vielfalt des Lebens. Die erstaunlichsten Ergebnisse dieser Vielfalt beruhen nicht auf Rivalität, sondern auf Kooperation. Prof. Dr. Peter Hammerstein, Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Theoretische Biologie“ an der Humboldt-Universität zu Berlin, berichtet über verblüffende Tatsachen aus der Zauberwelt der Evolution.
 


► Theorie und Praxis der Hinterlist

Die Intrige ist das Mittel der Schwachen, mit der sie sich gegen stärkere Mächte durchsetzen. Man kennt die Intrige als Werkzeug der Bösen. Sie ist aber auch ein wirksames Mittel im Prozess der Aufklärung. Ihre größten Triumphe feiert sie auf der Bühne. Damit beschäftigt Prof. Dr. Peter von Matt aus Zürich in seinem spannenden Buch DIE INTRIGE – Theorie und Praxis der Hinterlist. Begegnung mit Peter von Matt.