Neu im Catch-up Service: DER PROPHET


DER PROPHET: Große Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer
Die Grands Opéras sind die Blockbuster im Musiktheater des 19. Jahrhunderts. In Paris kannte jeder Giacomo Meyerbeers HUGENOTTEN und vor allem seine Oper DER PROPHET.
Zu den Bewegungen der Reformation gehören nicht nur die Lutheraner und die Calvinisten, sondern auch die sog. Wiedertäufer. Von ihren Gegnern wurden diese besonders bibelgläubigen Evangelischen diffamiert. In Münster errichteten sie 1534 aber tatsächlich ein Gewaltregime unter einem Fundamentalisten namens Jean von Leyden, der glaubte, er sei eine Wiedergeburt des Königs David.
Auf diesen Stoff gründet sich die Oper von Meyerbeer: ein riesenhaftes Tableau von Rache, Demütigung, Mord und Zerstörung: eine Gesellschaft explodiert. Hauptpersonen sind die Mutter des Propheten und dessen Geliebte. Außerdem zählt zu den handelnden Personen ein sexbesessener, tyrannischer Graf als Landesherr. Höhepunkte sind die Massenszenen jeweils am Abschluss der Akte.
Giacomo Meyerbeer, nicht Richard Wagner, ist der Erfinder des „Heldentenors“. Die Oper ist unglaublich schwer zu singen. Der seit 1933 aus den deutschen Opernhäusern verschwundene Meyerbeer hat an der Deutschen Oper Berlin eine eindrucksvolle Retrospektive erhalten, die mit der Premiere des PROPHETEN jetzt abschließt.
► Der Prophet (10 vor 11, Sendung vom 19.03.2018)


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► Treue bis in den Tod

Richard Wagners dramatische Ballade „Der fliegende Holländer“ in der Urfassung von 1841 an der Staatsoper Stuttgart. Diese radikalere Version des Stückes (gespielt in einem Akt) wurde 20 Jahre vor der von Wagner überarbeiteten Endfassung, die in Bayreuth gespielt wurde, in Paris uraufgeführt.
Inszenierung: Calixto Bieito. Musikalische Leitung: Enrique Mazzola. Dramaturgie: Xavier Zuber. Eine aufregende Aufführung.


► Der Teufel im Dorf

Der geniale russische Komponist Mussorgski ist dafür bekannt, dass er viele „letzte Fragmente“ hinterlassen hat. Eine umwerfend singuläre und groteske Oper, die als seine allerletzte gilt, nicht in allen Akten vollendet, wurde an der Komischen Oper Berlin von deren Intendanten inszeniert und völlig neu herausgebracht. Die Arbeitsfreundschaft zwischen Nikolai Gogol, dem Dichter der kühnen Absurdität und des Surrealismus, mit der energetischen Musik Mussorgskis hat hier ein ganz besonderes Werk entstehen lassen. In der Handlung geht es darum, dass der Teufel einem (offenbar jüdischen) Pfandleiher im Dorf Sorotschinzy eine rote Jacke zum Pfande gab. Der Pfandleiher hat die Jacke verkauft. Jetzt sucht der Teufel das Dorf heim und will seine Jacke zurück. Der feste Aberglaube, intensive Liebesgefühle, und die Hauptperson der Oper, das turbulente Volk, routieren umeinander in einer sich im 2. Akt umwerfend verknotenden Dramatik.
Dies ist ein besonderes geglückter Fund der Komischen Oper Berlin, deren innovative Arbeit allgemein so auffällt, dass dem Intendanten Barrie Kosky die Nachfolge des Staatsintendanten der Bayerischen Staatsoper München angetragen wurde, die er ablehnte, weil er das rücksichtslose Aufspüren besonderer Schätze in Operette und Oper so liebt, sodass er für „Staatstheater“ sich nicht zur Verfügung stellt.


► Homo migrans

Flucht und Migration von Menschen, wie wir sie heute erleben, ist keine Ausnahme, sondern eine Dauererscheinung der Geschichte. Es sind oft die gleichen Grenzübergänge. Aus Ungarn z.B. fliehen über die gleichen Stationen 1956, nach Niederschlagung des ungarischen Aufstands gegen die Russen, die Ungarn selbst in den West. 1989 kamen über die gleiche Grenze die DDR-Flüchtlinge. Und heute ist es der Flüchtlingsstrom aus Syrien.
Ganz andere Flüchtlingskolonnen bilden vor 300 Jahren die von der Gegenreformation verfolgten Salzburger Protestanten. Ein weiteres Beispiel sind die Hugenotten aus Frankreich, die nach den Massakern der Bartholomäus-Nacht von dort nach Deutschland emigrieren. Die Hugenotten bringen für Preußen einen Innovationsschub um mehr als 50 Jahre.
Migration existiert seit unsere Vorfahren aus Afrika, vor etwa 120.000 Jahren, auswanderten und die Welt eroberten. Große Migrationsschübe im 19. Jahrhundert aus Hunger und aus politischen Gründen sollten wir auf dem Hintergrund der Gegenwart neu in Erinnerung bringen. Deutsche Auswanderer waren für die Besiedelung der U.S.A. entscheidend. Migration ist ein weitgehend noch unerforschtes Gebiet.
Der Migrationsforscher und Regierungsberater Prof. em. Dr.  Klaus J.  Bade, Vorsitzender des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), berichtet.