Heute Abend im TV: le prophète (19.03.2018, 0:30 Uhr bei 10vor11 auf RTL)

DER PROPHET – Große Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer
Die Grands Opéras sind die Blockbuster im Musiktheater des 19. Jahrhunderts. In Paris kannte jeder Giacomo Meyerbeers HUGENOTTEN und vor allem seine Oper DER PROPHET.
Zu den Bewegungen der Reformation gehören nicht nur die Lutheraner und die Calvinisten, sondern auch die sog. Wiedertäufer. Von ihren Gegnern wurden diese besonders bibelgläubigen Evangelischen diffamiert. In Münster errichteten sie 1534 aber tatsächlich ein Gewaltregime unter einem Fundamentalisten namens Jean von Leyden, der glaubte, er sei eine Wiedergeburt des Königs David.
Auf diesen Stoff gründet sich die Oper von Meyerbeer: ein riesenhaftes Tableau von Rache, Demütigung, Mord und Zerstörung: eine Gesellschaft explodiert. Hauptpersonen sind die Mutter des Propheten und dessen Geliebte. Außerdem zählt zu den handelnden Personen ein sexbesessener, tyrannischer Graf als Landesherr. Höhepunkte sind die Massenszenen jeweils am Abschluss der Akte.
Giacomo Meyerbeer, nicht Richard Wagner, ist der Erfinder des „Heldentenors“. Die Oper ist unglaublich schwer zu singen. Der seit 1933 aus den deutschen Opernhäusern verschwundene Meyerbeer hat an der Deutschen Oper Berlin eine eindrucksvolle Retrospektive erhalten, die mit der Premiere des PROPHETEN jetzt abschließt.
 
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► Der Teufel im Dorf

Der geniale russische Komponist Mussorgski ist dafür bekannt, dass er viele „letzte Fragmente“ hinterlassen hat. Eine umwerfend singuläre und groteske Oper, die als seine allerletzte gilt, nicht in allen Akten vollendet, wurde an der Komischen Oper Berlin von deren Intendanten inszeniert und völlig neu herausgebracht. Die Arbeitsfreundschaft zwischen Nikolai Gogol, dem Dichter der kühnen Absurdität und des Surrealismus, mit der energetischen Musik Mussorgskis hat hier ein ganz besonderes Werk entstehen lassen. In der Handlung geht es darum, dass der Teufel einem (offenbar jüdischen) Pfandleiher im Dorf Sorotschinzy eine rote Jacke zum Pfande gab. Der Pfandleiher hat die Jacke verkauft. Jetzt sucht der Teufel das Dorf heim und will seine Jacke zurück. Der feste Aberglaube, intensive Liebesgefühle, und die Hauptperson der Oper, das turbulente Volk, routieren umeinander in einer sich im 2. Akt umwerfend verknotenden Dramatik.
Dies ist ein besonderes geglückter Fund der Komischen Oper Berlin, deren innovative Arbeit allgemein so auffällt, dass dem Intendanten Barrie Kosky die Nachfolge des Staatsintendanten der Bayerischen Staatsoper München angetragen wurde, die er ablehnte, weil er das rücksichtslose Aufspüren besonderer Schätze in Operette und Oper so liebt, sodass er für „Staatstheater“ sich nicht zur Verfügung stellt.