Neu im Catch-up Service: Arbeit ist das halbe Leben


Prof. Dr. Andrea Komlosy: Globalgeschichte von 760 Jahren menschlichen Könnens
Zwischen dem Können (der Arbeitskraft) der Menschen und den wechselnden Gestalten der Sklaverei und der Lohnarbeit liegen Welten. Heute rufen das Internet der Dinge und die 4.0 Industrie vernetzbarer digitaler Produktion die Frage nach der Zukunft der Arbeit auf den Plan. Diese Zukunft ist ohne die Geschichte, in der die einzelnen Elemente, aus denen Arbeit besteht, sichtbar werden, nicht zu verstehen.
Die Wiener Professorin Andrea Komlosy kommt gerade von einer Konferenz über solche Fragen aus St. Petersburg zurück. Sie hat eine Geschichte der Arbeit geschrieben, die von 1250 bis zur Moderne reicht. Wie Identität und Selbstbewusstsein, auch Emanzipationschancen der Menschen, mit der Institution Arbeit verknüpft sind, wird plastisch, wenn man an das Verschwinden der klassischen Industriewelt in Europa und die Verlagerung kasernierter und entfremdeter Arbeit nach Asien nachdenkt.
► Arbeit ist das halbe Leben (10vor11, Sendung vom 20.02.2017)


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► Silicon Valley
In der Bucht von San Francisco liegen zwei Welten einander gegenüber: am einen Ufer eines der dominanten und offensten Zentren freier Wissenschaft – die Berkeley University. Am anderen Ufer die weniger renommierte Stanford University – „Keimzelle“ und „Brutreaktor“ für das mächtigste Tal der Welt: das Silicon Valley. In diesem legendären Tal entsteht ein virtueller neuer „Kontinent der unbegrenzten Machbarkeit“. Es handelt sich um eine Intelligenzform, eine Lebenskultur, eine Doktrin und eine überwältigend große reale Macht. Mancher Europäer, der im 21. Jahrhundert hierher gelangt, kann sich in der Rolle eines Eingeborenen fühlen, der im 19. Jahrhundert, zu Beginn der Industrialisierung, nach London fährt.
In Palo Alto und im Silicon Valley entsteht aus Intelligenz, Toleranz und digitaler Technologie Innovation. Zugleich entstehen neue Monopole. Die strengen Algorithmen, denen die digitale Zukunftswelt von Silicon Valley folgt, grenzen wesentliche Lebenswelten offensichtlich aus.
Für uns in Europa ist es wichtig, diese zweite „neue Welt“, die keinen landsmannschaftlichen nationalen oder klassischen Formaten gehorcht, kennenzulernen und zu verstehen. Sowohl für das Ziel zu partizipieren und zu kooperieren als auch für das Ziel, selbstbewusst mit Eigenem darauf zu antworten. Das ist durch Stippvisiten und touristische Besuche nicht zu erreichen.
Der Publizist und Wirtschaftswissenschaftler Christoph Keese arbeitete und forschte ein halbes Jahr lang im Silicon Valley. Seine Erfahrungen aus erster Hand über KULTUR UND HYPERÖKONOMIE DES SILICON VALLEY legte er in einem Buch nieder, das auf interessante und verblüffende Weise das legendäre Buch von Frank Schirrmacher PLAYBACK: WARUM WIR IM INFORMATIONSZEITALTER GEZWUNGEN SIND ZU TUN, WAS WIR NICHT TUN WOLLEN UND WIE WIR DIE KONTROLLE ÜBER UNSER DENKEN ZURÜCKGEWINNEN fortsetzt und in der Perspektive erweitert.
Begegnung mit Christoph Keese.


► Das Mysterium des Fortschritts
Die vorindustrielle Welt kennt keinen Fortschritt im modernen Sinn. Die enorme Entwicklung von der Steinzeit bis 1800 zeigt sich nur in großen Perioden. Jede Vermehrung der Produkte wird durch die Vermehrung der Menschen aufgezehrt. Dies ist die sogenannte „Malthus-Falle“, benannt nach dem britischen Ökonomen Thomas R. Malthus.
Erst die industrielle Revolution lässt die Gesellschaften explodieren. Es vermehren sich aber nicht nur die Industrie, die gesellschaftlichen Abstürze und Aufstiege, sondern auch die Rätsel. Wir haben, sagt Prof. Ph.D. Gregory Clark, University of California, die industrielle Revolution, eine Zeit, zu der wir selbst immer noch gehören, längst nicht verstanden. Prof. Clark spricht vom „Mysterium des Fortschritts“.
In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin.


► Der Abgrund zwischen Hirn und Welt
Zwischen der Außenwelt und der Bearbeitung unserer Eindrücke im Gehirn liegt die Grenzlinie zwischen Geist und Physik. Sie bildet einen Abgrund; dringen z.B. Schallwellen ins Ohr, so wird davon nichts direkt in die Zeichensprache der Gehirnzellenübernommen. Alle Laute und Silben werden in extrem kleine Kürzel verwandelt und von verschiedensten Instanzen im Gehirn neu zusammengesetzt. Man kann sagen: die gesammelten Missverständnisse der menschlichen Gehirne über die Welt und das Chaos außen (einschließlich der babylonischen Sprachverwirrung) haben sich in einer langen Evolution so lange aneinander gerieben bis „Wahrnehmung“ und „Verständnis“ entstand.
Prof. Dr. David Poeppel ist als Biologe und Physiker spezialisiert auf diesen „Abgrund zwischen Hirn und Welt“. Ihn wundert immer erneut welch hohes Maß an Übereinstimmung über den Abgrund hinweg zwischen so unvereinbaren Welten wie dem Geist und der Physik entstehen.


► Das Herz ist mein Beruf
In jedem Mensch schlägt lebenslänglich ein zentraler Muskel, der das Blut durch den Körper treibt, das Herz. Für die ärztliche Kunst war dieses Organ immer eine Herausforderung.
Der Internist und Kardiologe Prof. Dr. Meinertz berichtet aus seiner Berufspraxis und von den dramatischen Situationen, auf die der Herz-Arzt antworten muss. In einem Fall von Herzkammerflimmern muss der Kardiologe das Herz immer neu in Gang setzen. Schläft der Arzt ein, ist der Patient tot.
Die Medizin besitzt bei Herzoperationen inzwischen reiche Erfahrung, aber die Praxis am offenen Herzen und mit dem Herzkatheter enthält immer noch Geheimnisse und fordert extreme Aufmerksamkeit.