Heute Abend im TV: Fremdenlegion (31.08.2016, 00:45 Uhr bei News & Stories auf SAT1)

Kolonialismus, Söldnertum, Gewalt
Die Fremdenlegion wurde 1831 vom französischen König gegründet. Die Gründung verband sich mit der Absicht, den unaufhaltsamen Flüchtlingsstrom aus Polen, der nach dem vom Zaren unterdrückten Aufstand nach Frankreich floss, zu kanalisieren. Kampfkräftige Flüchtlinge wurden rekrutiert und als Privattruppe nach Afrika versetzt.
Der erste Kommandant der Fremdenlegion war ein Oberst aus der Schweiz. Schweizer Söldner hatten schon in der Schlacht von Marignano 1515 und als letzte Verteidiger des Königs 1791 während der französischen Revolution gedient. Um die Fremdenlegion bildete sich ein Mythos. Die Aufopferung von Legionären 1863 in der Schlacht von Camerone in Mexiko, im Dienste des Kaisers Maximilian, wurde ähnlich legendär wie der Einsatz der Legionäre in Syrien 1850 und in Bir Hakeim 1942 (gegen Rommel), oder im Kessel von Dien Bien Phu 1956. In der Legion gab es Männerfreundschaften. Hohe Bedeutung hatte das sogenannte Anonymiat (man konnte einen neuen Namen annehmen, seine Vergangenheit vollständig ablegen). Viele Kriminelle und Menschen, deren Leben aussichtslos war, tauchten hier unter und entwickelten eine neue Existenz. Aber auch ein unehelicher Sohn Napoleon des Ersten, der Graf Colonna-Walesca, diente in der Legion und der Dichter Ernst Jünger entfloh dem Elternhaus und wurde Rekrut, bis der Vater ihn aus dieser Lage heraus holte.
Die Fremdenlegion ist ein legendäres Beispiel für eine private Enklave im staatlichen Gewaltmonopol. Heute entsprechen dem die privaten Überwachungs- und Sicherheitsfirmen.
Prof. Dr. Christian Koller, schweizer Historiker, hat der Fremdenlegion ein gründliches Buch gewidmet.
 
Alle aktuellen Sendungen der dctp finden sie online in unserem ► Catch-up Service


Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv:

► Deutsche Ex-Kolonien außer Rand und Band
kolonieDer Genozid in Ruanda und Burundi hat eine tragische Vorgeschichte. Ursprünglich wurden 1884 die beiden „Königreiche der Tausend Hügel“ als Kolonien zum Deutschen Reich geschlagen. Verschiedene Teile der Mehrheitsbevölkerung der Hutu und zwei Fraktionen der traditionell herrschenden Minderheit der Tutsi begingen später Massaker.
Dr. Helmut Strizek, Afrika-Experte, berichtet.


► Eidgenossen in den Kolonien
eidgenossen-kolonienDie Schweiz war keine Kolonialmacht. Aber viele Schweizer, Heimweh im Herzen, arbeiteten in der Fremde und suchten dort ihr Glück. So waren Schweizer Handelshäuser in Singapur im 19. Jahrhundert und über zwei Weltkriege hinweg im Tuchhandel aktiv. Für die Freizeit gründeten sie in ihrem asiatischen Domizil heimatliche Schützenvereine. Während des Gummi-Booms (die Gummibäume kamen aus Brasilien nach Sumatra) betrieben oder verwalteten Schweizer Plantagen. Die imperialen Kolonialherren, bei der Bevölkerung oft nicht beliebt, sahen die Zuarbeit der Eidgenossen gern. Auch hier galten Schweizer als neutral. Schweizer Söldner tun noch heute Dienst in der Garde des Papstes und verteidigten Ende des 18. Jahrhunderts den letzten französischen König bis zum Tod. Die Fortsetzung der „Schweizer Fremdarbeit“ setzt sich im Zeitalter des Imperialismus auf kommerziellem Gebiet fort.
Der Historiker Dr. Andreas Zangger, der in Amsterdam lebt und die Schicksale von Eidgenossen während der Kolonialzeit untersucht hat, berichtet.


► Sicherheit als Ware
privatarmeenZur Unterbindung von Bürgerkriegen und privater Raubgewalt haben Regierungen das GEWALTMONOPOL der Territorialstaaten in Europa vor etwa 350 Jahren errichtet. Es hat nie vollständig funktioniert. Heute vermehren sich auf unserem Planeten erneut die Privatarmeen. In der Renaissance waren private Kriegsherren, die sogenannten „Condottieri“, die Regel.
Prof. Dr. Christian Jansen beschreibt in dem von ihm herausgegeben faszinierenden Buch die „Rückkehr der Condottieri“. Am Beispiel von Italien, Frankreich, Afrika, dem Einsatz von privaten Sicherheitskräften in Afghanistan und im Irak, charakterisiert er Errichtung und Erosion des Gewaltmonopols.