Neu auf dctp.tv: Interviews mit den Fellows des Wissenschaftskollegs zu Berlin (Teil 1)

wissenschaftskolleg
Das Wissenschaftskolleg zu Berlin ist ein interdisziplinäres Forschungsinstitut, das Wissenschaftlern die Möglichkeit bietet, sich frei von akademischen Verpflichtungen auf selbstgewählte Arbeitsvorhaben zu konzentrieren. Dabei spielen Interdisziplinarität und Heterogenität der verschiedenen Arbeiten eine große Rolle.
Mit diesen Charakteristika ist das Wissenschaftskolleg ein hervorragender Nährboden für unsere Nachrichtenwerkstatt, in der wir mit allen Partnern an der Aufhebung der Trennung zwischen Tatsachen, Musik, Vernunft und Emotion arbeiten.

► Fellows des Wissenschaftskollegs zu Berlin – Teil 1 (28 Filme)


► Die Rolle der Persönlichkeit in der Evolution
persoenlichkeit-evolutionDie Morphologie der Pflanzen und Tiere ist ein besonderes Feld der Evolution. Weil alles Leben miteinander verwandt zu sein scheint, sagt Goethe: „Alles ist Blatt“. Die Blüten und später die Tiere. Hier spielen individuelle Charaktere, die Logik der sexuellen Evolution und die Dialektik menschlicher Formen eine mächtige Rolle. In dieser Hinsicht ist die Evolution eine „Geologie des Lebendigen“.
Olof Leimar, Universität Stockholm und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, über die Rolle des Individuellen in der Biologie.


► Das Wunder der Antike
wunder-antikeIn den etwa 700 relativ kleinen Städten des antiken Griechenlands entstand ein Typ des politischen Gemeinwesen, den Aristoteles POLITEIA nannte. Hier entstand die Idee der Politik und die der Freiheit. Ein kulturelles Zentrum dieser Epoche war Athen. In den Großreichen Ägyptens und Mesopotamiens und den dortigen Megastädten wäre ein ähnliches politisches Gemeinwesen unwahrscheinlich gewesen.
Der Altphilologe Prof. Dr. Christian Meier hat die römische und griechische Antike gründlich und auch erzählerisch sein Leben lang bearbeitet. Es geht um die KULTUR, DIE DIE FREIHEIT BRACHTE.
Begegnung mit Christian Meier.


► Ein Genie der Navigation: die Wüstenameise
wuestenameiseDie Wüstenameise (cataglyphis fortis) ist ein Genie der Navigation. Unter den lebensfeindlichen, heißen Bedingungen der afrikanischen Wüste meistert sie ihr Leben. Diese intelligente biologische Maschine gehört zu den Lebewesen, die Leibniz „göttliche Automaten“ nennt.
Der Biologe Prof. Dr. Harald Wolf, Wissenschaftskolleg zu Berlin, berichtet.


► Jesus in der Hölle?
jesus-hoelleIn den Kommentaren des Babylonischen Talmud findet sich ein vehementer Gegenentwurf zum Neuen Testament, eine Fundamentalkritik. Vom Zeitpunkt der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, dem Jahr 70 nach Christus bis weit ins 6. Jahrhundert nach Christus koexistierten in polemischer Nachbarschaft die christliche und jüdische Theologie. Die gegenseitigen Kommentare waren bisher unbekannt.
Prof. Dr. Peter Schäfer von der Princeton University berichtet aus seiner Forschungsarbeit. In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin.


► Die Vernunft hat eine Geschichte
vernunft-geschichteDie Antike spricht von der Vernunft: sie sei „ewig und immer dieselbe“. Diese Vernunft wandert von Osten nach Griechenland ein. Die Göttin Athene, die Schutzgöttin der Rationalität, ist selbst nicht perfekt. Objektivität ist noch nicht „vernünftig“. Was ist Vernunft an sich? Was ist der Unterschied zwischen objektiv und rational?
Die Vernunft hat eine Geschichte. Diese Geschichte zeigt die Mischverhältnisse, aus denen Vernunft und Objektivität entstehen.
Prof. Dr. Lorraine Daston, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, berichtet.


► Als die Himmel noch miteinander sprachen
himmel-sprachenDie Jenaer Vorlesungen des renommierten Judaisten Prof. Dr. Peter Schäfer, Universität Princeton und Freie Universität Berlin, kehren die übliche Annahme: erst Judentum, dann Christentum um die Achse. Die babylonischen und die palästinensischen Rabbinen (parallel dazu die frühen Gemeinden des Koran) antworteten auf die Theologie des Christentums. Aus ihnen bildete sich eine theologisch oft überlegene, eigene Theologie des Judentums heraus.
Solche Geschichtsschreibung und Gegengeschichtsschreibung rekonstruiert einen lebendigen Disput in der Antike, der länger als 300 Jahre währte und die inzwischen verfestigten Religionen in einer offenen Auseinandersetzung zeigt.


► Was heisst guter Wille?
guter-wille„Es ist überhaupt nichts in der Welt (ja überhaupt auch außer derselben), was ohne Einschränkung könnte für gut gehalten werden als allein ein guter Wille“. Bei der Herstellung dieses guten Willens sind, sagt die Kantianerin Béatrice Longuenesse, zwei verschiedene Ichs tätig, ein objektives und ein subjektives. Wie arbeiten sie zusammen? Wie entsteht in den Menschen guter Wille?
Prof. Dr. Béatrice Longuenesse, New York University, über die Bedeutung von Immanuel Kants Gedanken in unserer heutigen Zeit.


► Das Mysterium des Fortschritts
mysterium-fortschrittDie vorindustrielle Welt kennt keinen Fortschritt im modernen Sinn. Die enorme Entwicklung von der Steinzeit bis 1800 zeigt sich nur in großen Perioden. Jede Vermehrung der Produkte wird durch die Vermehrung der Menschen aufgezehrt. Dies ist die sogenannte „Malthus-Falle“, benannt nach dem britischen Ökonomen Thomas R. Malthus.
Erst die industrielle Revolution lässt die Gesellschaften explodieren. Es vermehren sich aber nicht nur die Industrie, die gesellschaftlichen Abstürze und Aufstiege, sondern auch die Rätsel. Wir haben, sagt Prof. Ph.D. Gregory Clark, University of California, die industrielle Revolution, eine Zeit, zu der wir selbst immer noch gehören, längst nicht verstanden. Prof. Clark spricht vom „Mysterium des Fortschritts“.


► Drei Rätsel, die die Welt regieren
drei-raetselEs gibt Gedankenbilder („Ikonogramme“), die stärker sind als alle Worte. Sie bündeln Erfahrungen, die man in Kürze nicht anders als durch solche Bilder ausdrücken kann. Die moderne Kunstgeschichte als historische Bildwissenschaft befasst sich neuerdings verstärkt mit diesen „Rätseln, die die Welt regieren“.
Das gilt z.B. für den Leviathan von Thomas Hobbes (als Symbol souveräner Macht), die Monaden von Leibniz (als Zeichen für das Leben, das die Grundströmung der Welt bildet) und für Darwins Koralle (deren Geäst Darwin als Zeichen für die Darstellung der gesamten Evolution wählte). Horst Bredekamp hat über diese drei Rätselbilder, in denen sich starke Gedankenmassen bündeln, je ein Buch geschrieben.
Prof. Dr. Horst Bredekamp, Humboldt Universität, berichtet.


► Tarzan, der ungezähmte Frauenretter
tarzanIm Jahre 1912 publizierte der Amerikaner Edgar Rice Burroughs seinen berühmten Roman „Tarzan“. Die Handlung ist bekannt: Ein Kind wird in den Dschungel verschlagen und von Affen aufgezogen. Bei einem Besuch in dem Haus, aus dem er entführt wurde, findet er ein Buch und ein Messer. Er lernt schreiben und das Messer zu gebrauchen. Später wird er zum Frauenretter und heiratet Jane.
Die Historikerin Prof. Dr. Gesine Kröger, Universität Zürich, interessiert an der Frage nach dem Zusammenhang von „Schrift und Gewalt in Südafrika“, kommentiert Burroughs Roman. Burroughs Roman beschäftigt sich mit der Frage, welche menschlichen Eigenschaften angeboren und welche aus der Umwelt erlernt werden. Burroughs kommt zu der verblüffenden Annahme: Angeboren ist die Kultur, nicht die Natur. Das heißt Menschen sind keine geborenen Wilden. Die berühmte Tarzan-Phantasie, sagt Gesine Kröger, basiert auf einem „amerikanischen Traum vom Dschungel“: Im Regenwald verschwindet die Zivilisation keineswegs, sondern entsteht im neuen Glanz.
Die Helden des Dschungels sind sämtlich Frauenretter: King Kong, Tarzan und der Wolfsmensch Mogli. Außerdem sind sie unzähmbar.


► Wer bin ich?
wer-bin-ichWer sind Sie? Machen Sie bitte Ihr Ohr frei!
Woher stammen die Traditionen, Formen und Gewohnheiten der Personen-kontrolle? Die „besonderen Kennzeichen“, die die Identität beweisen? Die Ausweise, die Biometrie, die Steckbriefe und heute das DNA-Profiling haben ihre Wurzel weit im Mittelalter.
In seinem Buch DER SCHEIN DER PERSON hat der Historiker Prof. Dr. Valentin Groebner, der an den Universitäten Luzern und Zürich lehrt, die Geschichte der Personenkontrolle nachverfolgt. Er berichtet.


► Ich spreche mit einem Toten
kenzaburo-oeIn dem Roman „Tagame, Berlin-Tokyo“ geht es um den plötzlichen Tod seines Freundes und Schwagers, einer Natur von „jugendlicher Unerschrockenheit“. Kenzaburo Oê war mit ihm schon in der Jugendzeit befreundet. Dieser Freund, der später Oês Schwester heiratete, hatte in einem Film sich mit den Yakuza angelegt. Er wurde von diesen überfallen und verletzt. Sein Sturz von einem Hochhaus in den Abgrund war für Oê so abrupt, dass er von seinem Aufenthalt am Wissenschaftskolleg zu Berlin aus einen „inneren Dialog“ mit seinem Freund und Schwager aufnimmt. Dieser hat ihm Tonbänder in einem Kassettenrekorder, den er „Schildkäfer“ nennt, hinterlassen. So entsteht eine Verbindung zwischen der Welt der Lebendigen und der der Toten. „Wir leben nämlich“, sagt Kenzaburo Oê, „in einem Parallel-Universum“. Wirklich sind nur die mehreren Welten gemeinsam.
Begegnung mit dem Nobelpreisträger für Literatur Kenzaburo Oê.


► Hunger nach Vertrauen
vertrauenIn allen modernen Gesellschaften ist das Vertrauen seit mehr als 400 Jahren eine der wichtigsten sozialen Ressourcen. Es ist für alle Gesellschaften für ihre Funktion notwendig, es wird durch Raubbau oft vernichtet. Wie kommt es, dass es immer erneut entsteht? Was liegt diesem Verlangen heute zugrunde? Wie unterscheidet sich Vertrauen im 21. Jahrhundert von den Grundformen des Vertrauens wie sie das Mittelalter kennt?
Die Historikerin Ute Frevert, Wissenschaftskolleg zu Berlin berichtet.


► Eine Arche Noah des Wissens
arche-noahArabische Gelehrte überlieferten wesentliche Texte des Aristoteles ins Abendland. Hier wurden diese Texte im 12. Jahrhundert gründlich kommentiert. Einige dieser Texte des Aristoteles, z.B. die METAPHYSIK, sind so reich und oft rätselhaft, dass sie immer neue Kommentatoren herausfordern.
Einer dieser Aristoteles-Forscher, Prof. Dr. Christoph Horn, berichtet.


► Machtzentrale Menschenhirn
machtzentrale-menschenhirnDie koloniale Welteroberung durch den westlichen Menschen und das Interesse der Anatomen für das menschliche Gehirn, das diesen Kolonialismus sich ausdachte, setzte im 18. Jahrhundert fast gleichzeitig ein: Das Menschenhirn ist eine Machtzentrale, die sich selbst erforscht. Bei dieser Welteroberung nach außen und nach innen mischen sich Wissenschaft und Vorurteil.
Prof. Dr. med. Pascal Grosse, Arzt und Neurobiologe, berichtet.


► Es lebe die Königin
koeniginAmeisen leben seit mehr als 30 Mio. Jahren in sozialen Verbänden. Jedesmal aber vor dem Hochzeitsflug einer Jung-Königin wird dieses kooperative System unterbrochen: Tödliche Kämpfe der Männchen untereinander um den Vorrang bei der Begattung der Jung-Königin! Die Biologin Dr.
Sylvia Cremer, Wissenschaftskolleg zu Berlin, über ihre Forschungen.


► Ein Raubtier, das von Nektar lebt
raubtier-nektarWespen sind vermutlich 70 Millionen Jahre alt. Meist bilden sie Staaten, einige von ihnen leben auch als Robinsone. Als Erwachsene sind sie Raubtiere. Alles, was sie zu sich nehmen, muss flüssig sein, so schmal ist ihre Taille. So verfüttern sie die Beute an ihre Larven und trinken dann deren Speichel als Nektar. Der Biologe Prof. Dr. James Hunt erforscht die Evolution dieser komplexen Tiere.


► Ein Kapital namens Vertrauen
kapital-vertrauenWas setzt in der freien Wirtschaft die Dynamik besonders in Gang? War es die Dampfkraft, waren es die Fabriken, sind es die neuen Produkte? Oder bestimmt über die Dynamik der Verbraucher? Wie funktionieren die Quantensprünge in der Ökonomie? Gibt es ein Kapital, das für Geld allein nicht zu haben ist?
Prof. Dr. Hartmut Berghoff, Direktor des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Göttingen, berichtet.


► Die Garde bringt den Kaiser um
garde-bringt-kaiser-umElitetruppen, die sog. Prätorianergarde, schützte die Kaiser von Rom. Oft werden auch heute noch Staatsführer von Elitetruppen bewacht. Die Gefahr, die von diesen spezialisierten Einheiten ausgeht, ist, dass sie in ihrer Hingabebereitschaft und ihrem Elan nicht aufzuhalten sind. In Rom wendeten sie sich im Namen Roms bald gegen die eigenen Kaiser. Das war das Prätorianer-Problem. Der Althistoriker Prof. Dr. Flaig berichtet.


► Bruchstellen und Fundstellen
bruchstellen„Bruchstellen und Fundstellen“ ist ein Zitat aus AN DER ZEITMAUER von Ernst Jünger. Prof. Dr. Wolf Lepenies setzt Jüngers Satz als Motto über eine seiner Schriften, die von der Zukunft und den Vergangenheiten der Wissenschaft handelt.
Prof. Wolf Lepenies ist Rektor des Wissenschaftskollegs Berlin, das sich in ungewöhnlicher Weise mit „Advanced Study“ beschäftigt. Wolf Lepenies persönlich geht es um einen Brückenschlag zwischen dem18. Jahrhundert und dem 21. Jahrhundert. Die Bandbreiten der Intelligenz in Europa (zwischen Neugier, Phantasie, Bindung und Grenzüberschreitung) sind nur zu verstehen, wenn man die kontrastreichen Entwicklungen in Frankreich und Deutschland zugleich beobachtet. Die Intelligenz, sagt Wolf Lepenies, als eine wesentliche Mitgift der Menschheit, ist in letzter Instanz eine Charaktersache.


► Avantgarde in der Musik
avantgarde-musikHelmut Lachenmann, der bei Luigi Nono lernte, gehört zu den Avantgardisten in der Musik. Aus Anlass der Neuaufführung seiner Oper DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN spricht er über Kernfragen der musikalischen Moderne. Diese Moderne ist, zumindest was Oper betrifft, stärker als man gewöhnlich annimmt, in den alten Meistern der Musik verankert, sozusagen direkter Abkömmling der frühesten Oper der Welt: ORFEO von Monteverdi.
Mit Ausschnitten aus den Opern ORFEO, ODYSSEUS und POPPEA von Monteverdi, WOZZEK von Alban Berg und der WALKÜRE von Richard Wagner. Avantgarde entsteht nicht durch subjektiven Entschluss, sondern ist durch die gegenwärtige Zeit objektiv vorgegeben. Beim Komponieren geht es fast nie bloß um Absichten, sondern um die Hingabefähigkeit an die Sache.
Ein Grundsatz von Helmut Lachenmann: „Vergiss dich, dann findest du dich!“ Musik ist durch die Zeiten hindurch ein Kontinuum, nicht bloß Sache des einzelnen Komponisten.
Begegnung mit Helmut Lachenmann.


► Der Masterplan sozialer Insekten
masterplan-insektenSoziale Insekten besitzen Vorfahren, die mehr als 100 Millionen Jahre alt sind. Es gibt bei ihnen Hierarchien und Spezialisierungen. Man sieht schreckenserregende Riesen und Soldaten. Bei Blattläusen kann man zweifeln, ob die tausendfache Kolonne der Klone als Ganzes oder die einzelne Laus das Lebewesen darstellt.
Professor Dr. James Hunt berichtet.


► Wozu brauchen wir Experten?
expertenModerne Gesellschaften sind hochgradig differenziert. Experten verwalten Wissen auf ihren jeweiligen Spezialgebieten und setzen es zum Gemeinwohl ein. Gesamtgesellschaftlich betrachtet führt das dazu, dass Laien diesen Wissenssystemen vertrauen müssen.
Prof. Dr. Frank Rexroth beschäftigt sich mit Gelehrten- und Expertenkulturen. Ein Gespräch über die Universität des Mittelalters und die modernen „Sachverständigen“, über Gestalten, die man vorbehaltlos verehren kann, und über den Grund, warum Ärzte und Juristen dem Stereotyp nach die geldgierigen unter den Experten sind.


► Supermacht der Viren
supermacht-virenÜber die evolutionäre Rasanz der kleinsten Lebenssplitter: der Viren. Deren Evolution existiert parallel zu derjenigen der Lebewesen, die aus ganzen Zellen bestehen. Zugleich ist verblüffend, wie die Welt der Viren und die der Tiere ineinandergreifen. Viren sind Motoren des Fortschritts, nicht nur Feinde­.


► Mein Lieblingstier ist die Wespe
wespeVorfahren eusozialer Insekten (Wespen, Bienen, Ameisen, Termiten) gibt es schon seit mehr als 65 Mio. Jahren. Noch immer dauert die Evolution dieser geheimnisvollen Tiergruppen an.
Prof. Dr. Gadagkar (Bangalore) interessiert sich für die Evolution aller dieser Tiere, besonders aber für die der Wespen. Er erforschte insbesondere einen archaischen Wespen-Stamm im Süden und einen „fortschrittlicheren“ Stamm im Norden Indiens. Die Königinnen im Süden herrschen noch durch Knüffe und leben in körperlicher Berührung mit ihren Wespen-Untertanen, die „entwickelteren“ Königinnen im Norden herrschen mittels Drogen.
Sind soziale Insekten matriarchal? Sind sie demokratisch? Werden Königinnen abgewählt? Wie funktioniert „chemische Kommunikation“? Worin liegt die besondere Intelligenz dieser Lebewesen?


► Wer sich vermehrt, lebt nicht verkehrt
vermehrtDie biologische Evolution ist blind. Zugleich zeigt sie aber einen der eindrucksvollsten „Integrativen Lernprozesse“. Derjenige gewinnt, der sich erfolgreicher vermehrt. Der Evolutionsbiologie Prof. Dr. Paul Schmid-Hempel, ETH Zürich und Wissenschaftskolleg Berlin, berichtet über neueste Forschungen in der Evolutionsbiologie.


► Harmonie im Bienenstock?
bienenstockEin Bienenvolk gleicht einer Fabrik. Das Ziel ist die Produktion einer Königin. Diese garantiert für alle Bienen die bestmögliche genetische Zukunft. Die größtmögliche Ungleichheit bildet dabei, wie in Platos Staat, die Grundlage der Kooperation.
Prof. Francis L.W. Ratnieks, Biologe an der Universität Sheffield und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, berichtet über die heftigen Konflikte, die im Bienenstock existieren und über die erst kürzlich erforschten Mechanismen, die diese Konflikte entschärfen.


► Erst die Musik, dann die Worte
erst-musikLungenfische und Löwen, Nachtigallen und Wale äußern sich durch Laute und sie „singen“. Aber nur Menschen haben eine grammatische Sprache entwickelt. Entstanden die Wörter dieser Sprache einzeln? Oder gab es zuerst die „Sprache minus Bedeutung“, d.h. die Musik?
Der Bioakustiker Prof. Dr. William Tecumseh Fitch von der Harvard University erforscht die Evolution der Sprache. Es geht um den gesellschaftlichen Ursprung der Sprache.