Neu im Catch-up Service: Die sieben Türen und Fenster der Seele


Calixto Bieito inszeniert HERZOG BLAUBARTS BURG von Béla Bartók
Die sieben Räume in HERZOG BLAUBARTS BURG charakterisieren die Zonen seiner unzugänglichen Seele. Die einzige Oper, die der klassische Musik-Modernist Béla Bartók schrieb, handelt von einer lebensgefährlichen Zweierbeziehung.
Der katalanische Regisseur Calixto Bieito hat an der Komischen Oper Berlin diesem Musikdrama eine prägnante Dichte verliehen. Musikalische Leitung: Henrik Nánási.
Ein Höhepunkt in der Intendanz von Barrie Kosky.
► Die sieben Türen und Fenster zur Seele (10vor11, Sendung vom 20.06.2016)


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► Treue in total verwanzter Welt
treue-verwanzte-weltBeethovens einzige Oper FIDELIO geht auf eine französische Theatervorlage zurück. In dem Theaterstück geht es um ein Ereignis während der Französischen Revolution. Der Anführer einer unterlegenen revolutionären Fraktion wird von seinem Rivalen eingekerkert und soll im Gefängnis ermordet werden. Seine Frau, verkleidet als Mann, befreit ihn im letzten Moment aus seiner Lage.
Ausgehend von der letzten Fassung Beethovens von 1814 hat die Staatsoper Stuttgart Beethovens Originalwerk so stark wie möglich wiederherzustellen versucht. Es kommt dabei zum Vorschein, wie theatergeeignet diese Oper ist. Konsequent werden in Stuttgart die gesprochenen Dialoge ohne unnötige Kürzung mit den Musikszenen integriert. Das ist ein Stilelement der damaligen französischen Oper und man merkt in der Stuttgarter Aufführung, wie wesentlich für Beethoven diese Herkunft ist. Es geht nicht nur dem Inhalt nach, sondern auch in der Form, um eine revolutionäre Befreiungsoper.
Das Drama in Stuttgart spielt sich ab in dem letzten großen Bühnenbild des 2015 verstorbenen Bühnen- und Kostümbildners Bert Neumann. So pur und gleichzeitig substanzstark war diese Oper Beethovens selten zu sehen.
Inszenierung Jossi Wieler und Sergio Morabito. Musikalische Leitung: Sylvain Cambreling.


► „Lebendige Hölle“
lebendige-hoelleJaques Offenbach verstarb plötzlich während der Proben im Oktober 1880 zu seinem wohl komplexesten Werk, der Opéra Comique LES CONTES D’HOFFMANN. Er hinterließ eine Riesenbaustelle mit Hauptsachen und Fragmenten: 1.200 Seiten Partitur. Daraus entstand eine erstaunliche Zahl von Versionen. Für jede Aufführung und für jedes Regietemperament ein anders Stück! Inzwischen wurde aber eine Fassung entdeckt, die zur Vorlage bei der Zensurbehörde in Paris bestimmt war. Die ursprünglichen Absichten Offenbachs werden so besser erkennbar. Die Originalversion, zu der sich die Komische Oper Berlin entschied, zeigt ein verblüffend neues Bild von hoher Konsistenz.
Den Stoff der Oper bilden mehrere Erzählungen des Juristen und Dichters E.T.A. Hoffman, des Idols von Baudelaire, Kafka und der Surrealisten. Den Intendanten der Komischen Oper, Barrie Kosky, der die Inszenierung übernommen hat, reizt vor allem der Surrealismus in Offenbachs Werk, der die Moderne bis hin zu PSYCHO von Hitchcock vorwegnimmt. Es geht um einen Liebesroboter, die Puppe Olympia „mit den Glasaugen“, die Sängerin Antonia, die sterben muss, wenn sie singt: Seltsam für eine Opernrolle. Giulietta wiederum, die Kurtisane aus Venedig, nimmt ihrem Liebhaber Hoffmann das Spiegelbild weg. Es geht um Angst, seine Organe, seine Seele, seine Identität zu verlieren.
Die Inszenierung ist voller packender Neuentdeckungen. Die Musik wird in hinreißendem Tempo vom Schweizer Dirigenten Stefan Blunier vorangetrieben.


► Musik entsteht aus dem Lauschen des Jägers
unsichtbare-musikEs geht um Musik aus der Ferne, „unsichtbare Musik“ (weil man die Musiker nicht sieht) und um Beschleunigung in der Musik. Zwischen Gottes Wort in der Antike, von unsichtbarer Musik begleitet und dem Radio in der Moderne liegt die ganze Bandbreite der Kulturgeschichte von Ohr und Auge. Diese beiden Sinne gelangen zu ihrer Höchstform, sobald man sie zu trennen versucht. Dann streben sie nämlich zueinander.
Dr. Martin Kaltenecker, Wissenschaftskolleg zu Berlin, über „unsichtbare Musik“.