Neu im Catch-up Service: Jagd auf Mr. "Unbekannt Nr. 1"


Ulrike Sprenger über einen Kriminalfall, der Italien erregt
Nach einer Sportveranstaltung verschwindet in einem kleinen Ort in Oberitalien ein minderjähriges Mädchen spurlos. Die Leiche wird später auf einem Acker gefunden. Auf ihrem Körper finden sich fremde DNA-Spuren. In einer Großaktion wird aufgrund dieser Spuren nach dem Mörder gesucht. Dr. Letizia Ruggeri, die Untersuchungsrichterin, eine imposante, besonne Ermittlerin, veranlasst in den Dörfern 18.000 DNA-Untersuchungen. Es wird ein mutmaßlicher Vater des Täters gefunden, keines von dessen Kindern aber kommt für die Tat in Betracht. Erst als ein Ehebruch dieses Vaters und ein daraus entstandenes uneheliches Zwillingspaar herausgefunden wird (ein Dorfskandal), gelangen die Behörden an den inzwischen angeklagten Mr. „Unbekannt Nr. 1“. Dessen Familie, er selbst, die Anwälte wehren sich gegen die (auch in der Öffentlichkeit) abstrakt wirkende Anklage, die sich auf DNA-Indizien gründet. Blutsbande und Familienzusammenhalt stehen gegen Laborwissen. Die Debatte erregt und spaltet die Öffentlichkeit Italiens.
Die Romanistin Prof. Dr. Ulrike Sprenger, Verfasserin den Proust ABC, kommentiert den aufsehenerregenden Konflikt, in dem zwei Zeitalter in einem Justizfall hart aufeinandertreffen.
► Jagd auf Mr. „Unbekannt Nr. 1“ (News & Stories, Sendung vom 07.10.2015)


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► Verdacht im polizeilichen Alltag
polizeiDas logische Schlussfolgern spielt in der Ermittlungsarbeit eine geringere Rolle als die intuitive Wahrnehmung. Milieus und Reviere werden von Polizisten nach Auffälligkeiten geprüft. Der Verdacht entsteht da, wo etwas vom „gewohnten oder natürlichem Bild“ abweicht.
Prof. Dr. Joachim Kersten geht der Frage nach: Wie entsteht Verdacht im polizeilichen Alltag? Die Praxis der polizeilichen Fahndungs- und Aufklärungsarbeit ist vor allem das Gegenteil dessen, was man in TV-Serien oder Kriminalromanen dargestellt findet.


► Der Tod aus dem Wald
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Im 1. Weltkrieg wurden etwa 30 Kinder aus dem Ruhrgebiet, in dem Hungersnot herrschte, auf ein Landgut in der Provinz Posen evakuiert. Am Ende ihres Aufenthalts bereitete die Köchin, die sie betreute, ein leckeres Gericht aus Waldpilzen. Bis auf zwei starben die Kinder: Kriegsopfer.
Ulrike Sprenger, Verfasserin des Proust-ABC und Romanistin an der Universität Konstanz, ist zugleich Pilzforscherin. Sie berichtet von dieser und zahlreichen anderen Geschichten. Alle handeln von jenen Lebewesen, die nicht Tier oder Pflanze sind, die mit ihrem Wurzelwerk, den Myzelien, zu den größten unterirdischen Lebewesen der Welt: den Pilzen. Der Philosoph Hegel sprach ihnen die Eigenschaft als Lebewesen ab, weil er meinte, dass sie nicht denken können. Was aber weiß man wirklich von den Pilzen?


► Klinische Rechtsmedizin
klinische-rechtsmedizinDas Bild des Mordes ändert sich: Tötungsdelikte werden immer öfter durch Messerstiche verursacht.
Prof. Dr. med. Tsokos, Leiter des Gerichtsmedizinischen Instituts der Charité Berlin, berichtet über einen Beruf von hoher ärztlicher Verantwortung und besonderem Können.


► Das Böse und das Kriminelle
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Mit seinem Bestseller VERBRECHEN hat der Anwalt Ferdinand von Schirach auf Anhieb seinem juristischen Rang einen hohen literarischen Rang hinzugefügt. Noch in diesem Jahr erhält er den renommierten Kleist-Preis (Kleist-Preisträger sind z.B. Bert Brecht und Robert Musil). Wir haben diesem Autor und Anwalt die Frage vorgelegt: Gibt es das Böse? Ein Jurist philosophiert nicht, antwortet von Schirach, sondern er urteilt. Es geht ihm um die genaue Unterscheidung von „BÖSE“ und „KRIMINELL“.
Alle Dinge sind wie sie sind, sagt Aristoteles. Sie gehorchen nicht den Begriffen. Man kann klar definieren, so von Schirach, durch welche Taten einer sich außerhalb des Gesetzes und zuletzt außerhalb der Gesellschaft stellt. Ganz schwer zu begreifen und zu definieren ist dagegen jene negative Grundströmung des Unheimlichen, das wir das Böse nennen und das wie ein SCHATTEN DER NATUR auf uns Menschen liegt.
Begegnung mit Ferdinand von Schirach.


► Intimizid
intimizidEine Frau ersticht ihren Mann, weil sie glaubt, er wolle sie angreifen. An dem Tag, an dem er seinen Sohn getötet hat, wollte der Täter eigentlich auch seine Lebensgefährtin ermorden. Einer tötet die Lebenspartnerin, die ihn verlassen will. Ein Mann, der seiner dominanten Frau nicht sagen kann, dass er beruflich am Ende ist, tötet sie im Gefühl aus dem Gefühl seines Bankrotts heraus. Die Mehrzahl der Tötungen von Menschenhand gelten dem Intimpartner.
In den klassischen Dramen und in der Oper tötet z.B. MEDEA ihre Kinder, um ihren untreuen Geliebten dort zu verletzen, wo er verletzbar ist: sie vernichtet ihm seine Nachkommen. Am Schluss von CARMEN von Bizet und im Drama WOZZEK von Büchner tötet der verlassene Mann das Liebste, was er hat: „Du gehörst mir nicht und auch keinem Anderen“ – das sind die letzten Worte des Wozzek.
Der langjährige Chef der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in der ersten Reihe der Gerichtspsychiater in Schwurgerichtsprozessen berichtet aus seiner Praxis. Was unterscheidet Mord und Totschlag? Was bedeuten die Tatbestandsmerkmale „Heimtücke“ und „Mordlust“? Wie geht der Psychiater mit solchen Begriffen des Gesetzes um?
Begegnung mit Prof. Dr. med. Dr. h.c. Andreas Marneros.
Spannend und informativ.