Zum 5. Todestag von Christoph Schlingensief


Bereits fünf Jahre ist es her, dass einer der größten Provokateure und Aufrüttler der deutschen Kunstszene von uns gegangen ist. Wie kaum ein anderer war er in der Lage unsere Komfortzone zu erschüttern, uns den hässlichen Spiegel der Gesellschaft vorzuhalten und bereits gebrochene Konventionen auf den Kopf zu stellen. Mutig in seinen Inszenierungen hat Schlingensief nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Zuschauer oft bis zur Grenze des Erträglichen getrieben. Dafür wurde er von vielen geliebt und gefeiert.
 
Alexander Kluge über den Tod seines Freundes:
Kein Nachruf. Christoph Schlingensief live.
Entweder hat Christoph Schlingensief nie gelebt, oder er ist nicht tot. „Erlöst die Nachrichten von der menschlichen Gleichgültigkeit!“
Einer der großen Charakterdarsteller des Neuen Deutschen Films ist Alfred Edel. Er hat in meinen Filmen gespielt (z.B. in ABSCHIED VON GESTERN) und in denen von Christoph Schlingensief (z.B. DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER). Bei der Beerdigung von Alfred Edel traf ich Christoph Schlingensief erstmals. Jeder von uns hielt eine der Reden. Wenn wir später stritten, war Alfred Edel unser Schiedsrichter.
Die Toten sind nämlich nicht tot. Mit diesem Gedanken tröste ich mich über den Tod meines Freundes Christoph. Mit seiner Frau Aino, die wie Beethovens Leonore (buchstäblich bis zur letzten Minute) um sein Leben gekämpft hat, ihn aus dem Kerker bis zuletzt befreien wollte, teile ich die Meinung, dass er uns zusieht, was wir jetzt machen.
In seinem Auftrag bohren wir weiter. Die Druckverhältnisse in 5.500m Wassertiefe sind längst nicht erforscht.
In Friedrich Rückerts KINDERTOTENLIEDERN trauern die nicht gestorbenen Kinder über die gestorbenen Geschwister. Es heißt dort: „Da singt die ganze Kinderschar / sie sind nicht tot / das ist nicht wahr!“. Warum soll ich etwas anderes für wahr halten? Christoph Schlingensief ist, wie man in den drei hier abgedruckten Dialogen sieht (und davon gibt es etwa 40), immer noch sehr lebendig.


► Christoph Schlingensief auf dctp.tv (14 Filme)


► Der Baum in meinem Ohr
baum im inneren ohrAm Amazonas und in Südwestafrika inszenierte der Künstler Christoph Schlingensief Wagner-Musik. Gefährliche Lebewesen zu Wasser, zu Lande und in der Luft, aber auch Samensporen ganzer Bäume gefährdeten sein Leben.
Christoph Schlingensief berichtet.
 
 
 


► Blick ins Jenseits und zurück
blick ins jenseitsDer grandiose Erfolg von Schlingensiefs „Mea Culpa“ am Burgtheater Wien bestätigte sich an der Bayerischen Staatsoper München. Der ehemalige Burgtheater-Chef und jetzige Staatsintendant der Münchner Staatsoper Klaus Bachler hatte das Stück an das renommierte Haus geholt.
Schlingensiefs barockes Requiem verbindet die Krebs- und Todeserfahrung des Künstlers und Wagners „Parsifal“ mit einem strikten Bekenntnis zum Diesseits.


► Die erste sozialistische Butterfahrt
butterfahrtChristoph Schlingensief und sein Team zeigen mit viel Lautstärke und Gefühl eine Lebensbeschreibung der soz. Vorkämpferin Clara Zetkin. Hitler, Marx, Napoleon, Christus und der Erzengel Gabriel nehmen teil. Anders als in der Zeitgeschichte wird Clara Zetkin am Ende erschossen. Auf dem „Pony der Revolution“ reitet sie gleichwohl der Zukunft entgegen: die Butterfahrt der M/S Clara Zetkin. Es gab nämlich in Berlin ein populäres Motorschiff mit dem Namen „Clara Zetkin“, mit dem man Butterfahrten machte.


► In erster Linie Filmemacher
filmemacherChristoph Schlingensiefs künstlerische Installation im Museum der Moderne in Salzburg mit dem Titel „Hodenpark“ erregte die Gemüter. In Bayreuth inszenierte der Künstler zum dritten Mal Wagners „Parsifal“.
Im Kern aber ist Schlingensief, wie er selbst sagt, Filmemacher. Jetzt wurde der radikale Meister nach New York eingeladen, ins Museum of Modern Art.
 


► Gier nach Leben
gier nach lebenAls Remake eines berühmten deutschen Films hat Christoph Schlingensief eine Schicksalstragödie um Liebe, Leben, Krankheit und Tod geschaffen. Helge Schneider in der Rolle des „bösen Bruders“; eine von einer Tropenkrankheit gezeichnete Frau, Pferdeliebhaberin, ihr Name kann wie Els oder wie Aids ausgesprochen werden, liebt bis zu ihrem Tod einen jungen Mann: Willi, den Bruder des „bösen Bruders“. Hauptperson ist aber die Mutter dieser Brüder. Sie trug auf einem Karneval eine Maske.


► Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna
heilige johannaNach dem Märtyrertod der Heiligen Jeanne d’Arc hieß es, ihr Herz sei nicht verbrannt. Schon im Augenblick ihres Todes wurde dies als Zeichen genommen, dass hier eine Heilige als Hexe verbrannt wurde. Das Leben der Heiligen Johanna ist in vielen Dramen und Opern dargestellt worden.
Zwischen 1938 und 1942 schrieb der renommierte Komponist Walter Braunfels, von den Behörden verfolgt und isoliert, seine Oper „Jeanne d’Arc“.


► Plötzlich bemerkte ich das Hundegesicht meiner besten Freundin
hundegesicht„Schlacht um Europa – UFO 97“, „Die 120 Tage von Bottrop“, „Bring mir den Kopf von Adolf Hitler“, „100 Jahre CDU“ „Das deutsche Kettensägenmassaker“, „Terror 2000“ und viele anderen Titel kennzeichnen die Leistungskraft von Christoph Schlingensief. Seine Revuen publiziert er in der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Schlingensiefs kämpferischer Geist konzentriert sich auf Europa, den Standort Mülheim im Ruhrgebiet (von dorther stammt er) und auf die Zukunft des Trashs.


► Mein Idealzuschauer ist jung und weiblich
idealzuschauerAnlässlich seines Films „Texas“ lässt sich der Musiker Helge Schneider in seinem Eigenheim in Mülheim von dem Filmemacher Christoph Schlingensief befragen. Anschließend singen sie gemeinsam.
 
 
 
 


► Ein Kaktus für Richard Wagner
kaktusEin Kaktus für Richard Wagner: 16 Stunden „Ring des Nibelungen“ als Reiseoper in der Wüste Südwest-Afrikas. Wie wirken Wagners Kostüme und Klänge auf die Himbas? Was verwandelt sich an Wagners großem Werk, wenn es zu den Stätten transportiert wird, an denen die deutsche Schutztruppe vor 1914 Massaker und die Kolonialverwaltung Betrügereien begingen?
 
 


► Der Mensch ist eine Bombe
mensch ist eine bombe2001: Wir treffen Christoph Schlingensief inmitten der Dreharbeiten zu seinem Projekt U-3000. Die Anstrengung hat ihn erschöpft. Eine gute Atmosphäre für ein Gespräch.
Oft wird in der Öffentlichkeit, sagt Christoph Schlingensief, nach Bomben gesucht, die Terroristen versteckt haben. Vielleicht aber, fragt Schlingensief, ist der Mensch selbst eine Bombe? Die Show U-3000 von Christoph Schlingensief findet in einer fahrenden U-Bahn statt. Von Endstation zu Endstation.
 


► Auf des Messers Schneide
messers schneideDer Apothekersohn aus Oberhausen, Christoph Schlingensief, inszeniert in Berlin, Wien und Zürich. Er konzentriert sich auf die Nahtstelle zwischen Realität und Bühnenrampe. Seine Inszenierungen bewegen sich stets „Auf des Messers Schneide“.
 
 
 
 


► Reden wir vom Tod
reden wir vom todEine Saturn-Pluto-Konstellation gefährdete kurzfristig den Theater- und Filmemacher Christoph Schlingensief. Dreimal entrann er einer höchst gefährlichen Situation. „Mitten im Leben sind wir von dem Tod umfangen“.
Christoph Schlingensief berichtet von seinen Eindrücken.
 
 
 


► Das Halten von Totenschädeln liegt mir nicht
totenschaedelMit dieser Inszenierung in Zürich sorgte Schlingensief für Aufsehen, weil er die Schauspieler mit aussteigewilligen Rechtsradikalen besetzte.
 
 
 
 
 


► Die Wüste lebt
wueste lebt Der bekannte Berliner Theatermacher, der aus Oberhausen stammt, hat das Feld seiner Interessen zur Namib-Wüste im ehemaligen Deutsch – Südwest – Afrika hin ausgedehnt.
 
 
 
 
 
 

Tagged on: , , ,