Neu im Catch-up Service: Kooperation im Tierreich


Evolutionsforscher Prof. Dr. Reichholf berichtet
Zu den erstaunlichen Tatsachen gehört, dass bei Tieren (und vermutlich dadurch auch bei den Menschen) die innerartliche Aggression schwächer ist als die Kooperation. Welche Geschichte haben Verlässlichkeit und soziale Beziehungen in der Evolution? Das hässlichste Tier, die Nacktmulle, weißlich, rosa, zahnstark und praktisch blind, kann als das kooperativste und sozialste Tier gelten. Auch Wölfe sind untereinander kooperative Jagdgenossen, auch wenn sie zur Beute hin aggressiv sein können. Welche Tiere sind durch den Menschen bestechlich, welche nicht? Hunde sind so domestiziert, dass sie leicht zum Gehorsam zu verführen sind. Katzen dagegen bleiben auch gegen Belohnungen immun und eigensinnig. Als das eigensinnigste Tier kann die Oryx-Antilope gelten. Sie ist überhaupt nicht domestizierbar und durch nichts zum Gehorsam zu bringen: ein Einzelgänger an und für sich. Dieses Tier wäre in Ägypten und im Nahen Osten ein ideales Haustier gewesen. Es braucht wenig Wasser und ernährt sich auf der Futtersuche stets selbst. Es schmeckt köstlich. Die Domestizierung misslang vollständig. Die Sage vom Einhorn bezieht sich auf diese Ory-Antilope.
Der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Joseph H. Reichholf entfaltet ein buntes Kaleidoskop über die Evolution der Zusammenarbeit im Tierreich.
► Kooperation im Tierreich (10vor11, Sendung vom 18.05.2015)


Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv

► „Ich spritze mein Blut in das Auge des Feindes“
evolution-der-echsenDie Evolution der Vögel trennt sich von jener der Säugetiere und Menschen vor vielen Millionen Jahren. Die Vögel sind direkte Nachfolger der Saurier. Ihr Hirn, die Augen und der Körperbau gingen andere Wege als die unserer unmittelbaren Vorfahren. Die Leistungen der Vögel aber, sind in manchen Einzelheiten uns Säugetieren überlegen. Merkwürdigerweise sind die Krokodile die nächsten Verwandten der Vögel auf dem Weg von den Sauriern in die Gegenwart. Die Eigenschaften in der Kette der Vorfahren der Vögel, vor allem bei den Echsen, zeigen faszinierende Techniken des Überlebens. Von einer Echsenart, die den Vögeln voranging, heißt es „ich spritze mein Blut in das Auge des Feindes“.
Der Evolutionsbiologe Joseph H. Reichholf über Faszinierendes über die Evolution von Vögeln und Echsen.


► Drogen des Fortschritts
drogen-fortschrittUrsprünglich waren wir Menschen Sammler und Jäger. Wie kam es dazu, dass die Menschen sesshaft wurden? Wie kam es, dass sie Siedlungen und Gemeinwesen errichteten?
Die Frage betrifft das Forschungsgebiet des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Josef H. Reichholf. Er sagt: Aus Pflanzen entstanden erst die Rauschmittel, danach das Brot. In Amerika waren diese Koka-Blätter und Pilze, in Europa Gerste, Wein und Bier. Die Herstellung und Lagerung der berauschenden Substanzen erzwangen Sesshaftigkeit. Eine der Thesen Reichholfs lautet daher, dass die Gemeinwesen zu Anfang eine Euphorisierung des Gehirns brauchen. Rausch ist für den Zusammenhalt der Menschen noch wichtiger als Nahrung.


► Höflichkeit unter Hyänen
hyaeneTüpfelhyänen gehören zu den interessantesten Raubtieren Afrikas. Sie sind intelligent. Sie haben ein Sozialverhalten, das von den weiblichen Mitgliedern der Gruppe garantiert wird. Auffällig sind die Besonderheiten der Sexual-Politik. Sie hat gesellschaftliche und keineswegs bloß biologische Gründe.
Wildtierforscher Prof. Dr. Heribert Hofer, der mehr als 3.000 Tiere beobachtete, über die Lebenswelt der Hyäne, eines unterschätzten Tiers.


► Ameisen – Das politische Tier
ameisenZusammen mit anderen sozialen Insekten stellen Ameisen die größte Biomasse auf dem Planeten Erde da. Das Interesse an den kleinen Krabblern besteht weltweit – auch unter Literaturwissenschaftlern.
Ihre Evolution, ihre vom Menschen abweichenden Körper und Lebensweisen sind eine Realität. Zugleich ranken sich um sie Erzählungen, in denen menschliche Erfahrungen, Staatsmacht, Tugenden und Sozialverhalten auf Ameisen bezogen werden. Oft vermischen sich Erzählungen über Bienen und deren Staaten mit Geschichten über Ameisen und deren Königinnen. Andere Geschichten handeln von Raubameisen und dem Wunder an Kooperation, das in Ameisengesellschaften herrschen kann. Prof. Dr. Niels Werber, Universität Siegen, schreibt in seinem Buch „Ameisen-Gesellschaften“ über diese Erzählungen.


► Wer sich vermehrt, lebt nicht verkehrt
wer-sich-vermehrtDie biologische Evolution ist blind. Zugleich zeigt sie aber einen der eindrucksvollsten „Integrativen Lernprozesse“. Derjenige gewinnt, der sich erfolgreicher vermehrt. Der Evolutionsbiologie Prof. Dr. Paul Schmid-Hempel, ETH Zürich und Wissenschaftskolleg Berlin, berichtet über neueste Forschungen in der Evolutionsbiologie.
 
 


► Kommt ein Vogel geflogen
vogel-geflogenDie Orientierung der Vögel auf ihren weltweiten Zügen gehört zu den Wundern der Evolution. Wie und mit welchen Organen erhalten sie die Informationen, nach denen sie ihre Flugrichtung über Tausende von Kilometern oft metergenau einrichten? Welche Rolle spielt dabei das Schwerefeld der Erde? Welche Rolle spielt das Magnetfeld? Die Forschung zeigt, dass winzige Partikel im Schnabel und Gaumen der Vögel und bestimmte Eigenarten des doppelten Gehirns, das die Vögel besitzen, bei der Messgenauigkeit eine Rolle spielen.
Prof. Dr. Wolfgang Wiltschko hat seine ganze Berufserfahrung auf die z.T. unbekannten Sinne der Vögel konzentriert. Interessante Geheimnisse.


► Uhren des Lebens
uhrenAlle lebendigen Körper besitzen Uhren. Die in die Körper eingebauten Zeitgeber sind bei Einzellern und Primaten durch alle Zeiten hindurch ähnlich. Priorität haben die Taktgeber, die sich am Tag- und Nachtwechsel orientieren, d.h. der Sonne folgen. Für uns Menschen heute konkurrieren diese biologischen Rhythmen mit sozialen Taktgebern, die die natürliche Zeit der Körper nachhaltig stören.
Der Chronobiologe Prof. Dr. Jörg Stehle, Universität Frankfurt/Main, erforscht dieses faszinierende Konzert der lebendigen Uhren.