Neu im Catch-up Service: Der letzte "normale" Werktag des Dritten Reiches


30. April 1945
„Normal“ war in der Endphase des Dritten Reichs kein einziger Tag. Montag, der 30. April 1945 zeigt ein besonders extremes Bild. Es war aber ein Werktag. An ihm wurde (anders als am 1. Mai und den folgenden Tagen bis zum 8. Mai) „gearbeitet“. Es ist der Tag, an dem Hitler starb. Der gleiche Tag war wichtig für die Gründung der Vereinten Nationen in San Francisco; es wurde das Veto-Recht der Großmächte erfunden. Größere Gegensätze wie an diesem Tag, an dem sich der Zusammenbruch konzentrierte, hat es in Deutschlands nie wieder gegeben: zwischen dem Inferno in Berlin und den schon ruhigen besetzten Gebieten im Westen, zwischen Oslo und Kreta – mehr Gegensätze kann man sich kaum vorstellen.
Eine Chronik in 30 Szenen.
Spannend und informativ.
► Der letzte „normale“ Werktag des Dritten Reiches (News & Stories, Sendung vom 29.04.2015)


Literaturempfehlung
30. April 1945 – Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und die Westbindung der Deutschen begann

30_April1945Ein Tag, der Geschichte schrieb
Der 30. April 1945, ein Montag, letzter ausgeübter Werktag des Deutschen Reiches. Ihm folgen ein Feiertag und der Übergang von Resten einer Staatsgewalt in Hände, die das einwöchige Niemandsland bis zur Kapitulation nicht mehr steuern. Es ist ein Tag voller Widersprüche und verwirrender Lebensgeschichten. In Berlins Mitte toben heftige Gefechte, die Rote Armee nimmt die Stadt in Besitz, Hitler erschießt sich. Scheinbare Idylle dagegen in der Schweiz. In San Francisco formieren sich die Vereinten Nationen. Alexander Kluge beschreibt in seinem Buch lokale und globale Verhältnisse. Es geht um das Leben in einer kleinen, von amerikanischen Streitkräften schon besetzten Stadt, um den Takt der Haarschnitte, aber auch um Ereignisse rund um den Erdball, darunter die Geschichte zweier SS-Männer auf einer Kerguelen-Insel. Die Frage, die sich überall und unwiderruflich stellt: Wie soll man auf den Umsturz der Verhältnisse angemessen reagieren? Martin Heidegger etwa, in der Abgeschiedenheit von Burg Wildenstein, greift auf Hölderlin zurück…
Die Erfahrungen aller Lebensgeschichten, die vom 30. April 1945 ausgehen, reichen bis zu uns: In ihnen spiegelt sich, 69 Jahre danach, bereits auch die Gegenwart.
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► Frühling mit weißen Fahnen
fruehling-weisse-fahnenHandtücher, zusammengenähte Bettlaken, alles, was eine weiße Fahne darstellte, wurde zur Kapitulation genutzt. Das ist im April 1945 ein Kennzeichen der Stimmung: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende! Szenen aus jenen Tagen: die letzte intakte Panzertruppe, die letzte Wunder-waffe (die Rakete „Natter), der letzte Gärtner vom Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, die ersten Heimkehrer.
Hannelore Hoger als Trümmerfrau, die ihren Mann reparieren musste. Helge Schneider als Fallschirmspringer.
Spannend und informativ.


► Die Kunst der Niederlage
kunst-niederlageWenn im Asymmetrischen Krieg eine Drohne, ferngeleitet, einen vermutlichen Terroristen in Somalia tötet, gibt es keine Chance der Kapitulation. Sie ist auch für die Kellerinsassen in einer Stadt, die von Bombengeschwadern angegriffen wird im Moment unmöglich. Auch Snowden wüsste nicht, wie und vor wem er, in die Enge getrieben, kapitulieren könnte. Er kann nur verurteilt werden oder flüchten.
Kapitulation ist in der Menschheitsgeschichte keine Selbstverständlichkeit. Wie der durch das Rote Kreuz gewährleistete Status des Kriegsgefangenen und die „Erfindung der Entscheidungsschlacht“ (geht sie verloren, gibt General Lee im Amerikanischen Bürgerkrieg seine Niederlage zu und hört auf) ist auch die Kapitulation eine zivilisatorische Errungenschaft mitten in den Monstrositäten des Kriegs. Sie ist dem Vernichtungsprinzip abgerungen und folgt aus dem Wunsch nach Selbsterhaltung. Das Frontschwein spricht (meist erst am Ende des Kriegs): Kapitulation ist mein Menschenrecht.
In einer brillanten Untersuchung hat Dr. Holger Afflerbach, Professor für Central European History an der University of Leeds, die „Kunst der Niederlage und die Geschichte der Kapitulation“ untersucht.
Spannend und informativ.


► Operation Donnerschlag
donnerIn der letzten Kriegsphase, Ende 1944, ersinnen die alliierten Luftwaffen die Operation „Donnerschlag“ – eine Welle anhaltender und heftiger Bombardements – auch gegen Städte in Nazideutschland, die bisher vom Bombenkrieg verschont geblieben waren. Lange haben sich die Amerikaner beharrlich geweigert, deutsche Städte mit Flächenbombardements zu überziehen, doch jetzt geben sie den Forderungen der Briten nach. Ein Film von Michael Kloft, eine Zusammenarbeit mit SPIEGEL TV.


► Heim zur Hölle
heim-zur-hoelleWie eine „fliegende Industrieanlage“, mehrstöckig geordnet in combat boxes, erscheinen die Bombergeschwader über der Stadt. Sie „saturieren“ die Zerstörung, indem sie die Wirkung von Sprengbomben und Brandbomben sowie ihre Angriffsschneisen „überlappen“.
Der Historiker Jörg Friedrich, Verfasser des Buches „Der Brand“, beschreibt die Intensivierung des Bombenkriegs gegen die deutschen Städte ab März 1945, einem Zeitpunkt, an dem solche Angriffe das Kriegsende kaum noch beschleunigen konnten.