Heute Abend im TV: Ein Virus, das aus dem Dschungel kam (11.02.2015, 0:45 Uhr bei News & Stories auf SAT1)

Prof. Dr. med. Alexander S. Kekulé über Ebola
Der Ausbruch der Virus-Epidemie in mehreren Ländern Westafrikas hat die Welt schockiert. Beginnend mit einer langen Inkubationszeit, in der das Virus sich in Immunzellen und in der Leber der Opfer versteckt hält und auch durch Tests nicht erkennbar ist, dann mit Fieber und Erbrechen und zuletzt mit Auflösung der inneren Organe und meist letalem Ausgang, gehört das Ebola zu den grässlichsten bekannten Infektionen und schafft für die Staaten, in denen sie ausbricht, Zustände ähnlich der Pest im Mittelalter.
Das Virus existierte seit Jahrtausenden in Afrika unabhängig von den Menschen. Für die Wirtstiere, die es bewohnte, war es ungefährlich. Vermutlich ist es durch Verzehr von Flughunden, die in Afrika als delikates Buschfleisch gelten, auf die Menschen übergesprungen. Bei früheren Ausbrüchen der Krankheit führten die körperliche Lähmung der Erkrankten und der schnell eintretende Tod dazu, dass sich die Infektionsherde nicht großräumig ausbreiteten. Das war bei dem jüngsten Ausbruch, weil die Infektion rasch Ländergrenzen überschritt, anders. Die Vernetzung der Welt durch Fluglinien und globale Kontakte macht das Virus „flügge“ und zu einer Bedrohung praktisch an jedem Ort der Welt.
Das Virus ist an den menschlichen Körper von seiner Natur her nicht angepasst. Es ist durch den Übersprung auf die Menschen in eine fremde Welt geraten, hat sich gewissermaßen „verirrt“. Daher die Aggressivität und der dominant tödliche Ausgang, der für die Evolution des Virus an sich von Nachteil ist. Auch wenn ein Impfstoff gefunden und tatsächlich an die unmittelbar Erkrankten herangebracht werden kann, ist das „Virus, das aus dem Dschungel kam“ längst nicht endgültig gezähmt. Als archaisches RNA-Virus besitzt es eine extrem hohe Mutationsrate und verändert sich ständig. 100.000 Generationen des Virus sind eine Sache von wenigen Monaten. 100.000 Generationen des Menschen würden eine Zeit von 2 Millionen Jahren brauchen. Das Virus, vor allem in der verborgenen „schwelbrandähnlichen“ Form „läuft den Gegenmaßnahmen der Gesundheitsbehörden davon“.
Der Virologe Prof. Dr. med. Alexander S. Kekulé ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Universität Halle-Wittenberg. Er gehört zu den Virus-Experten, die in der Welt Geltung besitzen. Er berichtet.
 


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Aus unseren aktuellen Themenschleifen DARWIN UND KEIN ENDE sowie VIREN UND BAKTERIEN:
 
► Fünfte Kolonie der Viren
virenViren waren wahrscheinlich die erste Form des Lebens auf der Erde überhaupt, wir sind also deren Nachfahren. Seit Äonen begleiten sie die Entwicklung der Pflanzen, Tiere und von uns Menschen. Sie sind immer schon da: in uns und um uns herum. Es gibt mit Sicherheit einige 10 000 Viren, die dem Menschen gefährlich werden können. Bei der Vogelgrippe, der Schweinegrippe und der Spanischen Influenza zeigen sie sich wandlungsstark und immer erneut gefährlich. Innerhalb von Minuten können sie nicht nur gemeinsam eine Zelle befallen. Sie können auch – wie Soldaten – ihre je eigenen Waffen austauschen. Der Mikrobiologe Prof. Dr. Alexander Kekulé über die Fünfte Kolonne der Viren. Sie sind Gegner, die wir nie endgültig besiegen können und zugleich bilden sie unsere ältesten Vorfahren. Die Fünfte Kolonne nannte man im Spanischen Bürgerkrieg einen Gegner, der schon längst im Inneren der Republik angekommen ist, während man noch glaubte, dass die Kämpfe an der Front stattfinden.


► Die Supermacht der Viren
supermacht_virenÜber die evolutionäre Rasanz der kleinsten Lebenssplitter: der Viren. Deren Evolution existiert parallel zu derjenigen der Lebewesen, die aus ganzen Zellen bestehen. Zugleich ist verblüffend, wie die Welt der Viren und die der Tiere ineinandergreifen. Viren sind Motoren des Fortschritts, nicht nur Feinde­.
 
 
 


► Unter SARS-Verdacht
sarsAls Opernsänger durcheilt Alwin Gigli die Welt von Gastspiel zu Gastspiel. Das exponiert ihn der Infektion im Fall der SARS-Epidemie. Vorsichtshalber trägt er Mundschutz, da seine Kollegen im Opernhaus darauf bestehen, nicht von ihm „angesungen“ zu werden. Der Mundschutz beeinträchtigt deutlich den Gesang.
Peter Berling als Alwin Gigli